Die Aktienkurse an der Wall Street haben am Donnerstag den freien Fall noch beschleunigt. Der wegen des Coronavirus von den USA verhängte Einreisestopp für Europäer verschärfte die Talfahrt vom Vortag. Nach erneut panikartigen Verkäufen unmittelbar nach der Startglocke musste der Aktienhandel für 15 Minuten unterbrochen werden. Der Dow Jones Industrial büßte zuletzt 7,6 Prozent auf 21 763,78 Zähler ein.

Das war der niedrigste Stand des Börsenbarometers seit Juli 2017. In den zurückliegenden drei Wochen hat der Dow mehr als 7000 Punkte oder rund ein Viertel verloren. Auch die Ankündigung stützender Maßnahmen gegen die Coronavirus-Krise durch die Europäische Zentralbank konnte den fortgesetzten Ausverkauf an den weltweiten Aktienmärkten nicht bremsen.

Der marktbreite S&P 500 verlor am Donnerstag 6,9 Prozent auf 2551,85 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 6,2 Prozent auf 7506,98 Zähler ebenfalls steil abwärts.

US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend angekündigt, die Grenzen für Reisende aus Europa für 30 Tage zu schließen. Gleichzeitig warf er der EU vor, nicht genug gegen die Coronavirus-Krise getan zu haben. Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank nannte die Aussagen Trumps "verwirrend". An den Märkten habe man vielmehr mit der Ankündigung stimulierender Impulse für die US-Wirtschaft gerechnet - vergeblich. Analyst Edward Moya vom Broker Oanda sprach von "großer Frustration darüber, dass die Regierung keinen Plan zur Bekämpfung des Virus zu haben scheint". Die Wirtschaft des Landes steuere deshalb nun auf eine Rezession zu.

Im Dow mussten Aktien von IBM , American Express , Nike und Walt Disney Verluste von mehr als zehn Prozent hinnehmen. Die Kurse fielen auf Tiefstände seit mehreren Jahren.

Die US-Einreiseverbote treffen die ohnehin schon schwer kriselnde Reise- und Freizeitbranche nur noch härter. Aktien aus dem US-Luftfahrtsektor gerieten erneut in den Abwärtstaumel. American Airlines , Delta Air Lines und United Airlines verloren zwischen 9 und 17 Prozent. Aktien des Kreuzfahrtanbieters Carnival sackten um 16 Prozent ab. Carnival stellte den Betrieb der Marke Princess Cruises wegen des Coronavirus für 60 Tage ein.

Nach ihrem Vortagesrutsch von 18 Prozent setzten auch Boeing den freien Fall fort mit einem Minus von weiteren 9 Prozent. Analyst Seth Seifman von JPMorgan glaubt, dass die Coronavirus-Krise zu Auftragsverschiebungen und Stornierungen seitens der Fluggesellschaften führen werde. Zudem könnte der Flugzeugbauer die Dividende kürzen, schrieb er und stufte die Papiere von "Overweight" auf "Neutral" ab.

An den Rohstoffmärkten brach der Ölpreis erneut um sechs Prozent ein. Das Coronavirus dürfte die globale Energienachfrage stark drosseln. Die Papiere von US-Branchengrößen wie Chevron , Halliburton und Occidental Petroleum weiteten die Verluste der vergangenen Tage um 9 bis 11 Prozent aus. Experten zufolge drohen Unternehmen vor allem im Geschäft mit der Förderung von Schieferöl und -gas in den USA finanzielle Schieflagen.

Der US-Paketdienst UPS holt mit Carol Tomé eine Frau an die Spitze des Konzerns. Die frühere Finanzchefin der US-Baumarktkette Home Depot übernimmt den Chefposten von David Abney. Im sehr schwachen Gesamtmarkt hielt sich die Aktie mit einem kleinen Plus gut./bek/nas

 ISIN  US2605661048  US6311011026  US78378X1072

AXC0475 2020-03-12/19:16

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