Ohne weiterführende Neuigkeiten in Sachen Handelsstreit dürften sich Anleger an der Wall Street am Dienstag weiter zurückziehen. Der Broker IG taxierte den Dow Jones Industrial rund eine Stunde vor Handelsstart auf 27 806 Punkte und damit 0,37 Prozent unterhalb seines Schlusskurses von Montag. Damit entfernt sich der Leitindex weiter von seinem Rekordhoch von Ende November, als er bei 28 175 Zählern notierte. Der Zuwachs seit Jahresbeginn beläuft sich aber immer noch auf gut ein Fünftel.

"An der Seitenlinie fühlen sich die Anleger offenbar als Beobachter des Geschehens wohler als mitten auf dem Spielfeld", hieß es in einem Postbank-Kommentar zur weltweiten Zurückhaltung an den Börsen. So befinden sich auch die Märkte in Asien und Europa derzeit eher im Wartemodus. Neben anstehenden geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank richten Investoren ihre Augen in dieser Woche vor allem auf die Parlamentswahl in Großbritannien, die an diesem Donnerstag stattfindet.

Premierminister Boris Johnson hofft mit seinen Konservativen auf eine satte Mehrheit, um seinen Brexit-Deal durchs Parlament zu bringen und das Land am 31. Januar 2020 aus der Europäischen Union zu führen. Die oppositionelle Labour-Partei hat dagegen so gut wie keine Chancen auf eine eigene Mehrheit, sondern müsste auf die Unterstützung kleinerer Parteien hoffen. Labour-Chef Jeremy Corbyn will ein eigenes Brexit-Abkommen aushandeln und es den Briten danach in einem zweiten Referendum vorlegen. Für die Börsen wären Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung ungünstig, weil sie mit weiterer Unsicherheit an den Märkten einhergehen würden. Was zählt, ist Klarheit.

Die gibt es bislang aber auch beim Dauer-Risikofaktor Zollstreit nicht. Wenn es in dieser Woche nicht zu einem Aufschub oder gar dem ersehnten ersten Teilabkommen kommt, werden wohl am 15. Dezember weitere US-Zollerhöhungen gegenüber China in Kraft treten. Analysten hoffen an der Stelle, dass der US-Präsident ein wenig einlenkt, da die wirtschaftlichen Folgen eines weiter eskalierenden Streits mit China seine angestrebte Wiederwahl 2020 gefährden könnte.

Zur gleichen Zeit treiben die Demokraten ihr Vorhaben für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren gegen Trump voran. An diesem Dienstag sollen laut Medienberichten mindestens zwei konkrete Anklagepunkte verkündet werden. Trump werde darin Machtmissbrauch und die Behinderung der Arbeit des Kongresses vorgeworfen. Bei einer Anhörung im Justizausschuss am Montag hatten die Demokraten erneut schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten erhoben.

Bei den Unternehmen könnte am Dienstag McDonalds einen Blick wert sein. Das Analysehaus RBC hatte die Papiere mit "Outperform" und einem Kursziel von 218 US-Dollar wieder in die Bewertung aufgenommen. Nach der jüngsten Kursschwäche biete sich potenziellen Anlegern nun eine attraktive Kaufgelegenheit, hieß es. Die umfangreichen Investitionen dürften sich in der Zukunft beim Umsatz auszahlen. Auch die Ergebnisse und der freie Mittelzufluss der Fastfood-Kette sollten 2020 und darüber hinaus von den Investitionen profitieren./kro/jha/

 ISIN  US2605661048  US6311011026  US78378X1072

AXC0206 2019-12-10/14:38

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