Fusionen und Übernahmen (M&A) heizen die
Stimmung an der Wall Street am Montag auf. Zudem sorgen Hoffnungen
auf einen bald verfügbaren Corona-Impfstoff für bessere Laune. Der
Broker IG taxierte den Dow Jones Industrial eine
halbe Stunde vor Handelsbeginn 0,65 Prozent höher bei 27 846
Punkten. Damit würde der bekannteste amerikanische Aktienindex an
die moderate Erholung vom Freitag anknüpfen.
Vor allem in der Pharmabranche brannten die Anleger ein
Kursfeuerwerk ab. Die Aktien von Immunomedics
schafften schon vorbörslich mehr als eine Kursverdoppelung gegenüber
dem Schlusskurs am Freitag auf fast 87 US-Dollar, nachdem der
Pharmakonzern Gilead Sciences eine entsprechend hohe
Offerte auf den Tisch gelegt hatte: Er bietet für das
Biotech-Unternehmen insgesamt rund 21 Milliarden Dollar in bar, was
88 Dollar je Aktie entspricht. Zuvor hatte das "Wall Street Journal"
über die anstehende Transaktion berichtet. Mit der Transaktion will
sich Gilead im Bereich Krebstherapien verstärken. Die Gilead-Titel
verloren vor Handelsbeginn fast anderthalb Prozent.
Beim Immunomedics-Konkurrenten Seattle Genetics
konnten sich die Aktionäre über ein Plus von über neun Prozent
freuen. Hier sorgte die Kooperation mit dem Pharmariesen Merck & Co
bei der Weiterentwicklung von zwei Krebsmedikamenten
für strahlende Gesichter. Dafür beteiligt sich Merck & Co mit einer
Milliarde Dollar an Seattle Genetics, wie beide Unternehmen in einer
gemeinsamen Erklärung mitteilten.
Bei Pfizer ging es um über zwei Prozent nach oben.
Hier beflügelte allerdings nicht eine Übernahme die Stimmung,
sondern die Mitteilung, dass der Pharmakonzern zusammen mit dem
Kooperationspartner Biontech eine
Corona-Impfstoffstudie ausweiten will. Die in New York gelisteten
Biontech-Papiere stiegen um knapp vier Prozent.
Vorbörsliche Kurssprünge gab es auch im Technologiebereich zu sehen.
Dass Nvidia dem japanischen Technologiekonzern
Softbank den Chip-Designer Arm für rund 40 Milliarden
Dollar abkaufen will, ließ die Titel des Grafikkarten-Spezialisten
um mehr als sechs Prozent steigen. Allerdings erfordert die
Übernahme noch die Zustimmung von Wettbewerbshütern rund um die Welt
- und da könnte es angesichts der Bedeutung von Arm Widerstände
geben. Von Arm stammt die Grund-Architektur der Chips, die in
praktisch allen Smartphones und den weitaus meisten Tablet-Computern
verwendet werden.
Im Ringen um die Zukunft der populären chinesischen Video-App Tiktok
zeichnet sich derweil ein Deal in letzter Minute mit Beteiligung des
Software-Konzerns Oracle ab. Allerdings gehe es dabei
nun nicht mehr um einen Verkauf des US-Geschäfts, sondern lediglich
um eine Rolle für Oracle als "Technologie-Partner" im amerikanischen
Markt, berichteten mehrere US-Medien.
Es war zunächst unklar, ob diese Lösung US-Präsident Donald Trump
zufriedenstellt. Er setzte dem chinesischen Tiktok-Besitzer
Bytedance unter Verweis auf die Datensicherheit ursprünglich eine
Frist bis Mitte September, sich vom US-Geschäft zu trennen. In der
Nacht zum Montag hatte zunächst Microsoft mitgeteilt,
dass sein Angebot für Tiktok abgelehnt worden sei. Trotz der
bestehenden Unwägbarkeiten sprangen Oracle-Aktien um sieben Prozent
hoch. Microsoft-Titel verloren 0,4 Prozent.
Bei den in New York notierten Anteilsscheinen von Alibaba
reichte es vor dem Börsenstart immerhin für ein Plus
von 1,2 Prozent. Der chinesische Amazon-Konkurrent
will sich Insidern zufolge an Grab beteiligen, einem in Singapur
ansässigen Konkurrenten des Fahrdienst-Vermittlers Uber
. Die Aktien von Uber verteuerten sich dennoch um ein
Prozent - wohl auch, weil Uber nicht nur mit Grab konkurriert,
sondern auch an den Asiaten beteiligt ist.
Die Aktien von Navistar gewannen über zweieinhalb
Prozent auf 42,65 Dollar, nachdem der Truckhersteller auch das
angehobene Übernahmeangebot von Traton abgelehnt
hatte. Navistar bewertete die von der VW-Lkw-Holding
gebotenen 43 Dollar je Aktie immer noch als zu niedrig. Allerdings
sei der Preis ein Startpunkt für weitere Verhandlungen. Navistar
will Traton nun die Bücher öffnen. Das sei der beste Weg für Traton,
den wahren Wert von Navistar zu würdigen, hieß es von den
Amerikanern. VW hält über Traton bereits knapp 17 Prozent an
Navistar und hatte nach jahrelangen Spekulationen im Januar seine
Übernahmepläne bekannt gemacht./gl/men
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AXC0244 2020-09-14/15:14
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