Eine düstere Konjunktureinschätzung durch die US-Notenbank Fed und die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle haben die Anleger an der Wall Street in die Flucht geschlagen. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial brach am Donnerstag zuletzt um 5,31 Prozent auf 25 555,99 Punkte ein. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 4,51 Prozent auf 3046,28 Punkte nach unten.

Jerome Powell, der Vorsitzende der Fed, hatte bereits zur Wochenmitte angesichts der schweren Wirtschaftskrise infolge der Corona-Pandemie klare Worte gefunden und gesagt, dass ein erheblicher Teil der Jobverluste dauerhaft sein könnte. Hinzu kamen am Donnerstag nun neue Infektionszahlen in der Corona-Krise: in einigen südlichen Bundesstaaten, darunter Florida und Texas, stiegen die Neuinfektionen wieder.

In diesem Umfeld machten viele Anleger weiter Kasse. So war der Dow Jones erst zum Wochenstart mit 27 580 Punkte auf den höchsten Stand seit Ende Februar klettert. Das war ein Plus von mehr als 50 Prozent seit dem Corona-Crashtief im März. Nicht weniger Börsianer hatten bereits von einer Überhitzung des Marktes wegen der Billiggeldflut der Notenbanken gesprochen, die nichts mehr mit den realen Wirtschaftsperspektiven zu tun habe.

Der techwertelastige Nasdaq 100 war sogar auf ein Rekordhoch gestiegen und knickte nun um 3,43 Prozent auf 9747,94 Punkte ein. Die Powell-Äußerungen scheinen die Anleger nun ein Stück weit in die Realität zurückgeholt zu haben.

Im Dow notierten alle Aktien im Minus. Am besten schlugen sich noch die als weniger konjunktursensibel geltenden Aktien des Einzelhandelskonzerns Walmart , die lediglich um 0,4 Prozent nachgaben.

Am Index-Ende rutschten die Papiere des Flugzeugbauers Boeing um mehr als 10 Prozent ab. Sie hatten zuletzt ebenso wie die Anteilscheine der Fluggesellschaften United Airlines und American Airlines stark von dem allmählichen Wiederanfahren der Wirtschaft profitiert. Deren Papiere büßten rund 12 beziehungsweise fast 13 Prozent ein.

Im Fokus stand ferner eine Übernahme: Im Geschäft mit Essenslieferungen wird wohl bald ein transatlantisches Schwergewicht entstehen. Die britisch-niederländische Firma Just Eat Takeaway.com übernimmt den Rivalen Grubhub vollständig. Zugleich hat damit der Fahrdienst-Vermittler Uber , der bislang ebenfalls als möglicher Käufer von Grubhub galt, das Nachsehen.

Durch den Zusammenschluss entsteht den Unternehmen zufolge der größte Essenslieferkonzern außerhalb Chinas. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden. Die Grubhub-Aktien machten einen Sprung um rund fünf Prozent nach oben, während Uber um knapp acht Prozent fielen.

Um rund acht Prozent sackten die Anteilscheine des zweitgrößten US-Autobauers Ford ab. Dieser ruft in Amerika wegen möglicher Defekte bei der Türverriegelung zahlreiche Fahrzeuge in die Werkstätten zurück.

Gute Nachrichten aber kamen von Regeneron . Der Biotech-Konzern startete eine klinische Studie zur Bekämpfung von Covid-19. Die Aktien standen nur 0,6 Prozent im Minus. Der Studienstart sei mit Spannung erwartet worden, schrieb der Experte Kennen Mackay vom Analysehaus RBC mit Blick auf den von Regeneron verfolgten Ansatz über einen Antikörper-Cocktail. Die Amerikaner seien auf dem Gebiet der Antikörper-Entwicklung führend, allerdings sei auch der Konkurrenzdruck stark und dürfte sogar noch weiter zunehmen./la/he

 ISIN  US2605661048  US6311011026  US78378X1072

AXC0239 2020-06-11/20:12

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