In einer rasanten Erholungsbewegung hat der US-Aktienmarkt am Dienstag seine heftigen Verluste der vergangenen zwei Handelstage wieder wettgemacht. Auftrieb gaben zuversichtliche Aussagen von US-Senatoren, dass ein Billionen US-Dollar schweres Konjunkturpaket gegen die Folgen der Corona-Krise kurz vor der Verabschiedung steht.

Der Leitindex Dow Jones Industrial sprang zeitweise um knapp 1850 Punkte hoch auf über 20 400 Punkte. Rund zwei Stunden vor Börsenschluss an der Wall Street betrug das Plus noch 8,19 Prozent auf 20 113,76 Zähler. Tags zuvor noch war der Dow auf das tiefste Niveau seit November 2016 gesackt.

Der marktbreite S&P 500 stieg am Dienstag um 6,78 Prozent auf 2389,06 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann 5,43 Prozent auf 7387,05 Punkte.

Anleger setzen ihre Hoffnung nun darauf, dass in Kürze die Verabschiedung der umfangreichen Hilfen bekannt gegeben wird. Medienberichten zufolge sollen mindestens 1,5 Billionen Dollar (1,4 Billionen Euro) in die Wirtschaft gepumpt werden. Am Montag hatte bereits die US-Notenbank (Fed) weitere Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft angekündigt. Schwache Konjunktur- und Stimmungsdaten wie die im Februar gesunkenen Verkäufe von Neubauten oder der Stimmungseinbruch im Dienstleistungssektor im März fanden keine Beachtung. Sie überraschten angesichts der aktuellen Lage auch nicht.

"Die Stimmung hat sich aufgehellt", kommentierte ein US-Marktstratege die Marktbewegung. "Aber das einen Wendepunkt zu nennen, ist noch zu früh", blieb er skeptisch. Das Hin und Her der Börsen gleiche mehr einem Tauziehen. "Es wird zwar alles Erdenkliche getan, aber zugleich sehen wir einen Kampf gegen sehr schwache Wirtschaftsdaten und weiterhin beunruhigende Trends mit Blick auf die Covid-19-Daten." Für Risikowerte wie Aktien sei er daher zurzeit eher neutral gestimmt.

Von der wieder besseren Marktstimmung profitierten vor allem überdurchschnittlich gebeutelte Werte wie etwa Boeing im Dow mit plus 14,4 Prozent. Auch andere Aktien aus der Luftfahrtbranche wie United Airlines , American Airlines oder Delta Air Lines sprangen um bis zu 32 Prozent nach oben. Der angeschlagene Flugzeugbauer Boeing hatte zudem mitgeteilt, er sei wegen der Virus-Krise nicht zwingend auf Staatshilfen angewiesen. Boeing sei liquide, sagte Vorstandschef Dave Calhoun.

Auch Ölwerte erholten sich ähnlich stark: Sie hatten zuletzt nicht nur unter der Viruskrise, sondern auch unter den massiv eingebrochenen Ölpreisen gelitten, die aktuell wieder stiegen. Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Eugen Weinberg von der Commerzbank dürften die Hilfsmaßnahmen der Fed den Ölpreisen jedoch nur kurzfristig Aufwind geben. Immer neue Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft, die eine "beispiellose Nachfrageschwäche" mit sich brächten, dürften auf längere Sicht belasten - ebenso wie ein Preiskampf unter den führenden Ölstaaten.

Im S&P 100 etwa stiegen die von ConocoPhillips um 20 Prozent und im Dow gewannen die Aktien von Chevron knapp 17 Prozent. Seit dem Jahreswechsel haben die Chevron-Papiere im Zuge des Börsencrashs allerdings zeitweise mehr als die Hälfte verloren. Das relativiert daher die Erholung. Angesichts der Virus-Krise streicht Chevron nun seine Förderpläne und Investitionen zusammen. Auch der Rückkauf eigener Aktien werde vorerst gestoppt.

Um knapp 18 Prozent ging es für GM wieder nach oben. Der größte US-Autobauer ruft in der Coronavirus-Krise vorsorglich rund 16 Milliarden Dollar an bestehenden Kreditlinien ab. Es handele sich um eine proaktive Maßnahme, um im ungewissen Marktumfeld die Liquidität zu erhöhen und finanziell flexibel zu bleiben, hieß es zur Begründung. Intel stiegen um knapp 6 Prozent. Der Chipkonzern setzt wegen der krisenbedingten Unsicherheiten seine Aktienrückkäufe aus.

Um dagegen moderate knapp 5 Prozent ging es außerdem für die Papiere von Twitter nach oben. Die Krise bringt dem Kurznachrichtendienst zwar mehr Nutzer - lässt zugleich aber die Werbeerlöse sinken. Im laufenden ersten Quartal rechnet Twitter nun mit einem leichten Umsatzrückgang und einem operativen Verlust. Die Unternehmen gäben in der aktuellen Situation weniger Geld für Werbung aus, hieß es.

Verluste verzeichneten dagegen Aktien, die vom Crash eher verschont geblieben waren, wie etwa Aktien aus der Konsumgüter-, der Telekom- oder Pharmabranche. Im Dow gaben Verizon und Walmart zwischen 1 und 2 Prozent nach. Die Pharmawerte Regeneron und Mylan sowie Gilead Sciences verloren an der Nasdaq zwischen 0,4 und knapp 3 Prozent./ck/jha/

 ISIN  US2605661048  US6311011026  US78378X1072

AXC0464 2020-03-24/19:04

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