Zu Zeiten von „all-time-highs“ gilt oft die Aussage „Bäume wachsen nicht in den Himmel“. Warnungen, aber auch Anzeichen von abschwächender Wirtschaft gibt es zuhauf. So gilt es allgemein als Hemmschuh, dass Staaten, Unternehmen und Private hoch verschuldet sind. Ab welcher Schuldenhöhe kippt das Vertrauen? Ungeachtet der Risiken haben die Aktienmärkte im US-Wahljahr auch Chancen, da Trump alles tun wird, um mit guten Wirtschaftszahlen seine Wiederwahl zu erreichen. Zumal die Zinsen weiter niedrig bleiben und so weitere Anlagemilliarden in Aktien angelegt werden.

Der ehemalige EZB-Volkswirt Otmar Issing fürchtet eine Nullzinskrise mit irrationalen Übertreibungen und gravierenden Nebenwirkungen. Die Aufsicht schlägt Alarm bei den Pensionskassen. Prof. Sinn und die Volkswirte wie Weik und Friedrich und andere warnen schon lange. Jüngst auch der IWF. Die Schulden wachsen weltweit 2,5-mal schneller als die Wirtschaft. Dies könnte sich bei abschwächender Wirtschaft sogar noch beschleunigen. Aber selbst geopolitische Konflikte, Wirtschaftssanktionen und Epidemie-Risiken verhageln bisher nur stundenweise die gute Stimmung. Der Anleger bereut jeden Euro, den er nicht im Aktienmarkt investiert hat, vor allem mit Blick auf die Wall Street.

Besonders in Amerika verdichten sich die Hinweise auf ein Ende der Hausse. So musste die FED seit September 2019 ca. 400 Mrd. einschießen, also etwa 60 – 100 Mrd. monatlich. Besonders der Repo-Markt muss so gestützt werden, damit die Übernacht-Zinsen nicht kräftig anziehen. Nutznießer sind vor allem die spekulativen Hedgefonds. Sie sind allerdings mit verantwortlich, dass an Wall Street ein 200 Billionen Derivate-Casino entstanden ist. Hier wird gezockt, bis der Arzt kommt. Die großen Gewinne bewirken schließlich entsprechende Bonis für die verantwortlichen Zocker. Ob aber bei überraschenden Ereignissen, die einen abrupten Meinungsumschwung bewirken, derartige Volumen beherrschbar sind, darf bezweifelt werden.

Aber auch die fundamentalen Daten unterstützen den exorbitanten Index-Anstieg nicht. Der S&P 500 steigt rasant, die Unternehmensgewinne nur noch marginal. Der Index hat mittlerweile die höchste Kurs-Umsatz-Bewertung seit der Dotcom-Krise im Jahre 2000. Der Barometer Marktkapitalisierung im Vergleich zum BIP ist auf ein Allzeithoch gestiegen. Höchst bedenklich, dass fünf Aktien für fast 20 Prozent des Anstiegs im S&P mit 500 Aktien verantwortlich sind, deren Gewinnanteil am Gesamtmarkt sich aber verringert hat.

Doch die FED pumpt weiter Geld in die Märkte. Derzeit glaubt der Markt an die Wiederwahl von America-first-Präsident Trump. Der will einen schwächeren Dollar. Vielleicht durch weiter fallende Zinsen. Öl auf die Euphorie in Wall Street. Andererseits ist einer der größten Kurstreiber der letzten Jahre – die Aktienrückkäufe der Unternehmen - rückläufig, wohl weil drei Viertel der Finanzvorstände den Markt für überbewertet halten.

Die hohe Bewertung wird bewiesen durch die KGV’s am Höchststand. Zu größter Vorsicht „rät“ auch der Fear & Greed-Index, da der Gear-Level auf dem höchsten Stand der letzten Jahre angekommen ist und logischer Weise der Short-Interest auf seinem Rekordtief. Der Anleger muss sich im Klaren sein, dass er neben dem Kursrisiko am Aktienmarkt auch ein nicht zu unterschätzendes Währungsrisiko eingeht.

Wer als Absicherung in Edelmetalle (bis 20 Prozent des Vermögens) investiert ist, hat oft schon seinen Währungsanteil im Dollar abgedeckt. Auch wenn es bei Aktien für einen radikalen Ausstieg noch zu früh erscheint, sollte der Anleger trotz aller Chancen auf weitere Kurssteigerungen dringend den Anteil seines Aktienengagements überprüfen und auf seine eigene „Leidensfähigkeit“ reduzieren. Hatte man einmal seinen Aktienanteil auf 50 Prozent festgelegt, der durch die Gewinne jetzt auf 70 Prozent angewachsen ist, ist es derzeit eine gute Gelegenheit, das Depot dieser Strategie wieder anzupassen. An Gewinnmitnahmen ist schließlich noch keiner arm geworden. Denn Risiken haben die unangenehme Eigenschaft, ohne Vorwarnung einzutreten. Die Strategie sollte heißen: Vermögenserhaltung geht vor Renditeoptimierung. 

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