Die abgelaufene Handelswoche brachte eine gewisse Entspannung an den Märkten. Während die US-Börsen nach den starken Verlusten der Vorwoche wieder deutlich zulegen konnten, sahen wir in Europa eher eine deutlich abgeschwächte Version dieser Bewegung. Trotzdem: Von der Panik der letzten Woche ist kaum noch etwas zu spüren. Das Handelsvolumen in den exotischen Volatilitätsprodukten ist ebenfalls deutlich zurückgegangen, die schlimmste Liquidations-Phase scheint vorbei zu sein. Was lernen wir aus dieser Episode?

Wer einen kühlen Kopf bewahrt und zur rechten Zeit eingekauft hat, kann sich mittlerweile über ansehnliche Gewinne freuen. Dafür benötigte man jedoch ein recht gutes Timing, eine ständige Marktbeobachtung und wahrscheinlich auch eine gewisse Portion Glück. Die wichtigste Lektion ist jedoch wie so oft: Panik ist keine Strategie. Und ein gewisser Cashpolster, um bei der nächsten Korrektur die Möglichkeit zu haben bei der Schnäppchenjagd dabei zu sein, ist sicherlich auch kein Fehler. Heißt das also: „Zurück zum regulären Programm”?

Nicht ganz. Was geblieben ist, ist ein stärkerer Fokus der Investoren auf Inflationszahlen, die ja wahrscheinlich einer der Steine des Anstoßes waren. Auch diese Woche sorgten makroökonomische Berichte, die normalerweise kaum Beachtung finden, für größere Ausschläge an den Börsen. Gleichzeitig setzten die Anleihen, vor allem in den USA ihren Weg nach oben fort (wenn auch deutlich gemächlicher als in den Wochen davor). Spätestens im Vorfeld der nächsten Fed-Sitzung im März werden sich die Börsianer also wieder mit dem Zinsthema beschäftigen müssen…

In der Zwischenzeit können wir den Fokus aber wieder auf deutlich spannendere Themen legen, wie die momentan anstehenden Unternehmensberichte. Während die US-Unternehmen großteils gute Zahlen vorlegen konnten, lautet das Motto in Europa: ja, eh nicht schlecht. Bis auf die Ölfirmen und den einen oder anderen Ausreißer wie Airbus (letztere Aktie konnte aufgrund einer optimistischen Prognose für das nächste Geschäftsjahr um über 10% zulegen) liegen die Zahlen der meisten Firmen momentan im Rahmen der Erwartungen. Generell dürfte sich das wirtschaftliche Umfeld zwar verbessern (der Ausblick ist oftmals leicht optimistisch angehaucht), aber in vielen Fällen nicht stark genug um die zukünftigen Schätzungen weiter zu erhöhen. Dadurch treten die Märkte in Europa momentan etwas auf der Stelle, nach der kleinen „Korrekturepisode“ der letzten Woche und einer gewissen Erholung fehlen nun ein bisschen die nächsten Impulse.

Ein schönes Beispiel dafür ist die heimische Telekom. Operativ gibt es hier eigentlich schon seit mehreren Quartalen den gleichen Trend: Der Mobilfunkmarkt ist zwar weiterhin kompetitiv, aber deutlich stabiler als die letzten Jahre. Im Festnetzbereich können sie mit neuen Angeboten (vor allem über gebündelte Produkte und im TV-Bereich) in kleinerem Ausmaß Marktanteile gewinnen. Damit kann man zwar den Rückgang in der klassischen Telefonie kompensieren, viel mehr ist da aber momentan nicht drinnen. Der Breitbandausbau, der von einigen Investoren im Vorfeld als mögliche Chance gesehen wurde, läuft auch eher schleppend. Das liegt aber ausnahmsweise nicht unbedingt im Einflussbereich der Firma, vielmehr geht es hier angeblich um Verzögerungen bei der staatlichen Förderung. Dass dieser Ausbau ohne ebendiese Unterstützung wirtschaftlich nicht sinnvoll wäre (vor allem in Anbetracht der Umstellung auf 5G in den nächsten Jahren und der Möglichkeit einer mobilen Breitbandabdeckung) ist allerdings ein anderes Thema…

Wirklich viel „Fleisch“ gab es also nicht in den Ergebnissen der Firma (passend zum Aschermittwoch), was auch durch die recht unaufgeregte Aktienkursreaktion widergespiegelt wurde. Liest man sich allerdings einige Pressetexte zu den Ergebnissen durch, ist dort von einer „digitalen Offensive“ und einem „Mini-Google“ die Rede. Dabei wurde teilweise die Hoffnung geschürt, dass die Telekom durch „digitale Services“ wie Datencenter, Automatisierung etc. in neue Bereiche vorstoßen kann und den dort etablierten Firmen wie Google, Amazon etc. ein bisschen Geschäft streitig machen kann.

Wenn man sich die Kommentare während des Conference Calls anhört, dürfte die Betonung dabei jedoch auf „ein bisschen“ liegen. Der Fokus liegt vor allem auf Nischenbereichen wie kleinen und mittleren Unternehmen in den Bereichen Bau und Logistik, die Erträge sind derzeit noch unter der Wahrnehmungsschwelle. Natürlich kann das Unternehmen sein Angebot in weiterer Folge ausbauen und sich so schrittweise möglicherweise ein weiteres Standbein aufbauen. Wer allerdings jetzt in die Firma investieren will, um von der „digitalen Revolution“ zu profitieren, der sollte besser viel Geduld mitbringen. Denn die nächsten Jahre dürften stärker von neuen „20GB für €20/Monat“ Aktionen der Konkurrenz beeinflusst werden, als von Cloud Services und Industrie 4.0…

Dabei soll hier nicht der Eindruck entstehen, wir wollen hier der Presse „Fake News“ vorwerfen (das überlassen wir momentan anderen). Journalisten haben ganz einfach in vielen Fällen einen anderen Fokus als Investoren. Hier geht es darum, wie viele Jobs in Österreich beim nächsten Sparprogramm eingespart werden. Darum, ob die nächste Fabrik in Österreich oder in Rumänien entsteht. Und schließlich darum, ob die Firma in spannenden Bereichen unterwegs ist, egal ob diese einen wesentlichen Beitrag zum Geschäft liefern oder nicht. Oftmals kann eine neue Perspektive auch ganz hilfreich sein, in manchen Fällen lenkt sie allerdings eher von den wesentlichen Dingen ab. Eine gewisse Grundskepsis ist, wie auch in anderen Lebensbereichen, an der Börse immer mal wieder von Vorteil…

Aktuelle Investmentstrategie. Wir lassen uns von dem Markt-Rücksetzer der vergangenen Wochen nicht aus dem Konzept bringen und haben in den letzten Tagen große Teile unserer Cashquote, die wir in Erwartung einer Korrektur aufgebaut hatten, wieder in Aktien investiert. Wir erachten das aktuelle Marktumfeld nämlich weiterhin als tendenziell positiv für zyklische Assets und glauben nicht an eine unmittelbar bevorstehende globale Rezession. Eine Rückkehr der Volatilität erscheint uns nur normal und überrascht uns nicht. Aktien gefallen uns nach wie vor bewertungstechnisch deutlich besser als Anleihen! Auf der Equity-Seite sind wir – verglichen mit dem MSCI World – in Europa übergewichtet, in Nordamerika vergleichsweise unterinvestiert und in Schwellenländern wie Indien selektiv allokiert.