Diese Erkenntnis (nach Warren Buffett) beschreibt treffend das Börsenumfeld der vergangenen Wochen und Monate. Weniger die Informationen aus den einzelnen Unternehmen oder die soliden Konjunkturdaten prägten die Medienlandschaft, sondern einmal mehr die geopolitischen Einflüsse. Zahlreiche Meldungen von US-Präsident Trump – bevorzugt über den Nachrichtendienst Twitter, keinerlei Entspannung im Handelskonflikt USA/China, dazu ein Staatschef in der Türkei, der das Land konsequent in eine Krise lenkt. Der erste Gedanke der daraus abzuleitenden Konsequenzen für die Finanzmärkte war aber oft nicht der richtige.

Entgegen der überwiegenden Erwartung baute der US-Aktienmarkt seine Outperformance zu Europa und zum Rest der Welt neuerlich deutlich aus. Die „Krisenwährung“ Gold setzt die Reihe der Enttäuschungen fort. Die Sehnsucht einzelner Anleger nach dem besten Fonds, dem besten Index und die Vergleiche mit Benchmarks sind legitim und als emotionale Reaktion nachvollziehbar. Aber: Primär ist es wichtig, sich grundsätzliche Fragen zu einer Portfolio-Struktur bewusst zu machen.

US-Markt hängt Europa ab. Die seit mehreren Jahren anhaltende Outperformance des US-Aktienmarktes, vor allem zu den europäischen Börsen, hat sich zuletzt weiter dynamisiert. Als Investmenthaus mit einem seit Jahren klar ausgesprochenen „Home-Bias“, also einer relativen Übergewichtung von Österreich und Europa, kommt uns das definitiv ungelegen. Dies ist soweit nüchtern zu akzeptieren und zu verantworten. Wir bleiben aber dieser Ausrichtung treu – aus einem grundsätzlichen und aus einem aktuellen Grund.

Grundsätzlich: die Indexgewichtung. Der vielzitierte Weltindex hat derzeit eine USA-Gewichtung in Höhe von über 60 Prozent, über 78% sind in Fremdwährungen und nur unter 12% sind in Aktien aus der EURO-Zone investiert. Anleger, die den Weltindex als Vergleichsmaßstab heranziehen, legen somit diese Gewichtung als neutrale Zusammenstellung und Zielallokation fest. Wir sehen dies differenziert und kritisch. Einerseits aus grundsätzlichen Ansätzen der Risikostreuung. Andererseits sind wir nicht der Meinung, dass ein Anleger, der im EURO-Raum arbeitet, lebt und konsumiert, nur 12% seines Aktienkapitals im EURO-Raum investiert haben sollte.

Es ist ohnehin beachtlich, wie oft Indizes verwendet und zitiert werden und wie wenig Anleger und auch Käufer von Indexfonds die Zusammensetzung eben dieser Indizes hinterfragen. Nahezu alle Indizes haben eines gemein: Je höher die Börsenkapitalisierung

des Unternehmens, desto höher die Gewichtung im Index. Aber entspricht dies der instinktiven Grundidee der Geldanlage und der Diversifikation? Überspitzt darstellen kann man dies am Leitindex der Wiener Börse. Erste Group sind mit knapp 18% gewichtet, Lenzing mit 2,5% und Palfinger mit unter 1% - entsprechend Börsenwert und Streubesitz. Aber würde ein Investor, der in alle drei Aktien investieren will, auf die Idee kommen, 18mal so viele Aktien von Erste Group zu kaufen als von Palfinger? Wohl kaum. Wir stehen daher zu klar ausgewogeneren Gewichtungen.

Aktuell: die Bewertung. Die Entwicklung der US-Wirtschaft und auch der Unternehmensgewinne ist beachtlich und durchaus beeindruckend. Viele warnende Stimmen der Vergangenheit waren verfrüht. Das von Präsident Trump gezeichnete Bild ist auch innerhalb der USA wesentlich differenzierter als in der europäischen Medienlandschaft. Ein wesentlicher Teil der Gewinnanstiege 2018 ist allerdings der US-Steuerreform geschuldet - ein Impuls, der nicht beliebig wiederholt werden kann. Die US-Börsen sind derzeit mit dem etwa 17-fachen des für die kommenden 12-Monate erwarteten Unternehmensgewinns bewertet. Die Dividendenrenditen liegen im Schnitt bei knapp 1,8% und damit unter dem Niveau der Rendite von 2-jährigen Staatsanleihen.

Im Gegenzug liegt die Bewertung der europäischen Aktienmärkte bei dem etwa 14-fachen der Gewinnerwartung. Die Dividendenrenditen liegen im Schnitt bei über 3% und damit meilenweit über der Verzinsung von Staatsanleihen. Übrigens: Den Wiener Markt können Sie derzeit mit einer nur 11-fachen Gewinnbewertung erwerben - bei einer Dividendenrendite von 3,2 Prozent.

Mit Blick in den Rückspiegel war die Übergewichtung von Europa falsch. Mit Blick durch die Frontscheibe und unter Berücksichtigung von Grundregeln wie Diversifikation fühlen wir uns strategisch mit der Positionierung durchaus wohl.

Der Langfristblick. Übrigens: Im Wirrwarr tagesaktueller Entwicklungen hilft oft ein Blick auf längerfristige Zeitreihen. Am 15. September 2018 ist der 10-Jahrestag der Pleite von Lehman Brothers - ein Ereignis, das die Finanzwelt fundamental verändert hat. Österreich hat unter der ursprünglich von den USA ‘exportierten’ Finanzkrise überproportional stark gelitten. Die Abhängigkeit von Osteuropa, die massiven Verwerfungen an den Immobilienmärkten, so manches hausgemachte Bankenproblem, in weiterer Folge die Nähe zum Krisenland Italien oder die wirtschaftlichen Verflechtungen mit Russland -- wir waren sozusagen ‘mittendrin statt nur dabei’. Angenommen Sie hätten vor exakt 10 Jahren unseren 3 Banken Österreich-Fonds erworben, so wäre das Kauftiming zwei Wochen vor dem Ausbruch einer Finanzkrise historischer Dimension Unglück in Reinkultur gewesen. Sie wären dann durch manche Krise, mehrere Korrekturen und viele Schwankungen gegangen. Als Lohn hätten Sie heute eine 10-Jahres-Performance von 6,42% p.a. (Quelle ÖKB vom 31. August 2018). Womit wir wieder bei Warren Buffett wären. Investieren ist einfach, aber nicht leicht.