NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Bank JPMorgan sieht europäische Internetaktien in der Postpandemie-Phase angekommen. Sämtliche während der Pandemie erzielten Kursgewinne seien mittlerweile wieder abgegeben worden, schrieb Analyst Marcus Diebel in seiner am Freitag vorliegenden Branchenstudie zu europäischen Portalbetreibern, Essenslieferanten und Werbespezialisten. Gründe seien negative Effekte durch die Wiedereröffnung des stationären Handels, Sorgen über geringere Verbraucherbudgets im zweiten Halbjahr und die anhaltende Furcht vor deutlich steigenden Zinsen.

Investoren müssten nun die Balance finden zwischen hohen Vergleichswerten, unvermeidbaren Inflationsbelastungen und möglichem Aufwärtspotenzial durch Fusionen und Übernahmen. In diesem Kontext durchsuchte Diebel den Internet-Sektor nach Titeln mit den besten Chance-Risiko-Profilen. Zu seinen "Key Picks" zählt er dabei neben der Auction Technology Group, Kahoot! und Adevinta auch die Papiere des Onlineportal-Betreibers Scout24 , die zudem auf der "Analyst Focus List" von JPMorgan stehen.

Die Online-Rubrikenbetreiber seien hochprofitabel und in der Lage, Barmittel zu erwirtschaften. Ihre Investitionen seien hinlänglich bekannt, es drohe hier also keine böse Überraschung mehr. Zudem sollte ein beschleunigtes Umsatzwachstum als Kurstreiber dienen können. Für Diebel ist diese Kategorie daher weiter der favorisierte Subsektor, auch weil es Interesse von Beteiligungsgesellschaften geben könnte.

Einen Bogen machen sollten Anleger indes um die Aktien von Auto1 , Schibsted und JCDecaux , welche Diebel jeweils auf "Underweight" abstufte von "Neutral". Für Ströer kassierte der Experte die "Overweight"-Empfehlung und votiert nun mit "Neutral". Im aktuell unsicheren Konjunkturumfeld würden Werbebudgets schnell geschröpft, so Diebel zu den Abstufungen für Ströer und JCDecaux.

Essenslieferdienste zeichneten sich derzeit aus durch niedrigere Bewertungen, Übernahmechancen und eine möglicherweise im nächsten Jahr erreichbaren operative Gewinnschwelle. Eine zumeist hohe Verschuldung und Gewinnrisiken aufgrund der Zurückhaltung der Verbraucher halten Diebel bei den mit "Neutral" eingestuften Aktien von Delivery Hero , Deliveroo and Just East Takeaway und Hellofresh aber an der Seitenlinie.

Die Signale für eine härtere Gangart der US-Geldpolitik dürften nun fast ihren Zenit erreicht haben, dies dürfte den breiter gefassten Aktienmarkt stützen, hieß es weiter in der Studie. Werthaltige Aktien seien vor diesem Hintergrund gegenüber Wachstumswerten - wozu jene aus dem Internetsektor zählen - zu bevorzugen, wenngleich sich mit Blick auf die Bewertungen nun auch bei Wachstumswerten allmählich interessante Gelegenheiten bieten könnten.

Gemäß der Einstufung "Overweight" geht JPMorgan davon aus, dass sich die Aktie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten besser als der jeweilige Sektor entwickeln wird. Bei "Neutral" dürfte sich die Aktie laut JPMorgan in den kommenden sechs bis zwölf Monaten im Gleichklang mit dem jeweiligen Sektor entwickeln wird, bei "Underweight" schlechter als der jeweilige Sektor./ajx/ag/mis

Analysierendes Institut JPMorgan.

Veröffentlichung der Original-Studie: 26.05.2022 / 22:28 / BST Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 27.05.2022 / 00:15 / BST

 ISIN  DE0007493991  DE000A12DM80  DE000A2E4K43  DE000A161408  DE000A2LQ884

AXC0084 2022-05-27/11:30

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