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28.05.2020 | 10:07
APA ots news: Allianz Global Pension Report: Österreichs Pensionssystem landet nur im Mittelfeld
Wien (APA-ots) -
* Generation Babyboomer: Zahl der Pensionsbezieher gegenüber
Erwerbstätigen steigt drastisch an
* Zu großes Gewicht auf Wohlstand heutiger im Vergleich zu
zukünftiger Pensionsgeneration
* Skandinavien und Benelux-Länder erzielen die besten Werte
Ein mäßiges Zeugnis stellt der erstmals veröffentlichte Allianz
Global Pension Report dem österreichischen Pensionssystem aus: Unter
den 70 bewerteten Ländern rangiert Österreich lediglich auf Rang 34.
Top-Performer sind Schweden, Belgien und Dänemark. Analysiert wurden
von der Allianz nicht nur die demographischen und fiskalischen
Grundvoraussetzungen, sondern auch die Nachhaltigkeit und
Angemessenheit der Pensionssysteme.
Zwtl.: Nachhaltiges Pensionssystem: Diskussion um demografischen
Wandel nötig
Die geburtenstarken "Babyboomer" treten in den nächsten Jahren
verstärkt die Pension an. Damit schrumpft die Zahl der potenziellen
Beitragszahler. Gleichzeitig steigt unsere Lebenserwartung. Nur
wenige Länder haben ihre Pensionssysteme auf diesen demografischen
Wandel eingestellt -Österreich zählt nicht dazu, wie der Global
Pension Report der Allianz analysiert.
In den nächsten drei Jahrzehnten wird der Anteil der
Über-65-jährigen an der Erwerbsbevölkerung in Österreich auf über 50
Prozent steigen. "Unsere staatliche Pension ist sehr gut ausgebaut,
die betriebliche Pension oder private Vorsorge geraten dabei
vergleichsweise ins Hintertreffen. Uns muss bewusst sein, dass aktive
Beitragszahler das jetzige Pensionssystem stützen. Das heißt es
braucht die junge Generation, um derart hohe Belastungen in der
staatlichen Pension zu finanzieren. Genau das birgt aber für die
Zukunft einen potenziellen Generationenkonflikt", so Andreas Csurda,
Vorstand der Allianz Pensionskasse AG.
In Sachen Nachhaltigkeit der Pensionssysteme, also wie Systeme auf
den demografischen Wandel reagieren, findet sich Österreich auf Platz
51 des Rankings und damit im letzten Drittel der untersuchten Länder
wieder. Ein relativ niedriges Pensionsalter und die
Nichtberücksichtigung des bevorstehenden demografischen Wandels
werden als die Hauptschwachpunkte im Report geortet. "Wir dürfen vor
dem Hintergrund der rapiden Alterung unserer Gesellschaft nicht in
eine Schräglage geraten und die junge Generation mit unseren
Pensionen überschulden. Deshalb müssen wir uns gemeinsam einer
umfassenden Pensionsdebatte stellen", bekräftigt Csurda.
Zwtl.: Erhöhung des Pensionsalters - ein Tabu?
Mangelndes Bewusstsein ortet der Allianz Global Pension Report
vielerorts hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Pensionssysteme. 1950
konnte ein 65 Jahre alter Mann in Europa erwarten, bis zu seinem Tod
noch etwa 12,5 Jahre im Ruhestand zu verbringen. Heute liegt diese
Zahl bereits bei 17,6 Jahren, und bis zum Jahr 2050 wird sie auf 20,8
Jahre ansteigen. Als Konsequenz daraus verschiebt sich das Verhältnis
der Zeitspannen von Erwerbsleben und Ruhestand signifikant. Länder,
die das Pensionsalter oder Pensionsleistungen an die
Lebenswertwartung koppeln, wie beispielsweise die Niederlande, haben
daher ein nachhaltigeres Pensionssystem als solche Länder, in denen
die weitere Erhöhung des Pensionsalters ein politisches Tabu
darstellt.
Zwtl.: Altersquotient zeigt Dramatik des bevorstehenden
demografischen Wandels
Generell werde der demographische Wandel besonders Europa hart
treffen, fürchtet die Allianz. Der "Altersquotient", der die Relation
der pensionierten zur erwerbstätigen Bevölkerung misst, wird bis 2050
weltweit um 77 Prozent steigen und damit stärker als in den sieben
Jahrzehnten davor. Vergleichsweise besser schneiden hier manche
Entwicklungsländer in Afrika und Asien ab, da dort die Bevölkerung
noch jünger ist und die öffentlichen Defizite und Schulden eher
niedrig sind. Auf der anderen Seite erzielen europäische Länder wie
Portugal oder Italien die schlechtesten Werte: eine alte Bevölkerung
- der Altersquotient klettert deutlich über 60 Prozent - trifft hier
auf hohe Schulden. Durch die Corona-Pandemie und den dadurch
ausgelösten Schulden-Tsunami erhält das Problem noch zusätzliche
Dynamik, so der Allianz Report.
Zwtl.: Österreich in punkto Angemessenheit unter Top 10
Neben der Nachhaltigkeit beschäftigt sich der Report mit der
Angemessenheit des Pensionssystems - also der Frage, ob das System
einen angemessenen Lebensstandard im Alter sicherstellt. Wie eine
Reihe anderer Länder legt auch Österreich größeres Gewicht auf den
Wohlstand der heutigen Generation, als auf jenen zukünftiger
Pensionistinnen und Pensionisten, heißt es. Dementsprechend liegt
Österreich in Sachen Angemessenheit der Pensionen auf Platz 10
weltweit. Dies ist vor allem der großzügigen staatlichen Pension zu
verdanken, denn gemessen am Durchschnittseinkommen werden mit
Ausnahme Italiens nirgendwo in Europa höhere staatliche Pensionen
gezahlt als hierzulande.
Wien, am 28. Mai 2020
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* Foto: Andreas Csurda (© Allianz - Abdruck honorarfrei)
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