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12.05.2021 | 10:07
APA ots news: Starke Beteiligung der österreichischen Banken an attraktiven Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems
Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das
Kreditgeschäft vom April 2021 (Bank Lending Survey)
Wien (APA-ots) - Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat das Eurosystem
verstärkt Maßnahmen ergriffen, um den Banken vermehrt finanzielle
Mittel zur Verfügung zu stellen sowie um Stabilität und günstige
Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft zu sichern. Die
verfügbare Liquidität im österreichischen Bankensektor ist dadurch
seit Juni 2020 deutlich gestiegen. Sie wurde von den Banken bereits
für die Kreditvergabe verwendet und steht auch weiterhin für diese
zur Verfügung. Das sind einige der Ergebnisse der vierteljährlichen
Umfrage über das Kreditgeschäft, in der führende Banken im Euroraum
und damit auch in Österreich nach ihren Einschätzungen gefragt
werden. Die Umfrage wurde im März 2021 durchgeführt.
Starke Beteiligung an attraktiven Refinanzierungsgeschäften des
Eurosystems
In der aktuellen Umfragerunde über das Kreditgeschäft wurden die
Banken unter anderem zu den geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems
befragt. Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des
Eurosystems - eine Möglichkeit für Banken einen Kredit bei einer
Zentralbank des Eurosystems zu nehmen - die eine Laufzeit von bis zu
drei Jahren haben, wurden von den österreichischen Banken sehr gut
angenommen. Auch an der jüngsten Operation im März 2021 haben sie
sich breit beteiligt. Die Ausleihungen der österreichischen Banken
bei der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) stiegen dementsprechend
in den letzten 12 Monaten auf 78 Mrd EUR.
Als Teilnahmegründe nannten die Banken im Rahmen der Umfrage
einerseits die attraktiven Bedingungen und andererseits
Vorsichtsmotive (letzteres vor allem bzgl. des
Refinanzierungsgeschäftes im Juni 2020). Die erhaltenen finanziellen
Mittel wurden und werden von den Banken sowohl für die Kreditvergabe
an Unternehmen und Haushalte als auch für die eigene Refinanzierung
verwendet. Teile der abgerufenen Mittel werden von den Banken als
Reserven beim Eurosystem gehalten und stehen so grundsätzlich für
eine künftige Kreditvergabe zur Verfügung.
Das Eurosystem möchte mit den gezielten längerfristigen
Refinanzierungsoperationen die Kreditvergabe der Banken fördern und
die Erreichung seiner geldpolitischen Ziele unterstützen.
Maßnahmen des Eurosystems erhöhen Liquidität und senken Zinsen für
Kredite
Die Wertpapierankaufprogramme des Eurosystems sowie die Nachfrage
nach gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften gehen mit
einer stark steigenden Liquidität im Bankensektor einher. Die dadurch
entstandene Überschussliquidität bedeutet aufgrund der negativen
Verzinsung der EZB-Einlagenfazilität grundsätzlich Kosten für die
Banken. Die Banken beurteilen die Negativzinspolitik des Eurosystem
im Rahmen der Umfrage kritisch, weil der negative Zinssatz der
EZB-Einlagefazilität auch zu einem Rückgang der Kreditzinsen und zu
einer Verengung der Kreditmargen beigetragen hat und damit die
Ertragsentwicklung der Banken dämpft. Diese negative Auswirkung auf
die Ertragslage der Banken wird jedoch durch das zweistufige System
für die Verzinsung von Überschussliquidität, das einen Teil der
Überschussliquidität von der negativen Verzinsung ausnimmt,
abgemildert. Dieses System beurteilen die Banken im Rahmen der
Umfrage entsprechend positiv.
Kaum Änderungen bei Kreditangebot und Kreditnachfrage im ersten
Quartal 2021nach turbulentem Jahr 2020
Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft mit Unternehmen und privaten
Haushalten blieben laut der aktuellen Umfrage im ersten Quartal 2021
weitgehend unverändert. 2020 kam es zu angebotsseitigen
Verschärfungen aufgrund der Risikosituation (sowohl für
Unternehmenskredite als auch für Kredite an private Haushalte). Die
Nachfrage nach Unternehmenskrediten zur Aufrechterhaltung von Betrieb
und Zahlungsfähigkeit während der Krise ist 2020 stark gestiegen, der
Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen nahm 2020 hingegen ab.
Eigenkapital von kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) sinkt
infolge der COVID-19-Pandemie, Stärkung der Eigenkapitalbasis kann
Aufschwung nach der Krise unterstützen
Gemäß den Angaben der befragten Banken sinkt infolge der
COVID-19-Pandemie das Eigenkapital von KMUs. Große Unternehmen sind
überwiegend gut durch die Krise gekommen und haben eine stärkere
Eigenkapitalbasis als KMUs. Eine verbesserte bzw. wiederhergestellte
Eigenkapitalausstattung per se führt nicht zu einer steigenden
Kreditnachfrage, ermöglicht aber grundsätzlich eine höhere
Fremdkapitalaufnahme und damit mehr Investitionen - und kann so bei
Vorliegen von Wachstumsimpulsen einen Aufschwung unterstützen. Die
Banken betonen, dass für die Kreditvergabe schlussendlich die
Fähigkeit, einen Kredit bedienen bzw. tilgen zu können,
ausschlaggebend ist. Die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen ist
in ihrer Beurteilung der Kreditwürdigkeit nur ein Faktor unter
mehreren.
Die Zentralbanken des Euroraums - in Österreich die Oesterreichische
Nationalbank (OeNB) - führen gemeinsam mit der Europäischen
Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über
das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über
das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von
Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik
betreffende Themen zu verbessern. Dabei wurden zuletzt 143 führende
Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht
Institute aus Österreich.
Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in
Statistiken - Daten & Analysen Q2/2021 und vorab auf der OeNB-Website
veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten
zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage.
www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft
Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf deren Website
publiziert.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
(+43-1) 404 20-6900
christian.gutlederer@oenb.at
www.oenb.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
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