APA ots news: Starke Beteiligung der österreichischen Banken an attraktiven Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das

Kreditgeschäft vom April 2021 (Bank Lending Survey)

Wien (APA-ots) - Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat das Eurosystem

verstärkt Maßnahmen ergriffen, um den Banken vermehrt finanzielle

Mittel zur Verfügung zu stellen sowie um Stabilität und günstige

Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft zu sichern. Die

verfügbare Liquidität im österreichischen Bankensektor ist dadurch

seit Juni 2020 deutlich gestiegen. Sie wurde von den Banken bereits

für die Kreditvergabe verwendet und steht auch weiterhin für diese

zur Verfügung. Das sind einige der Ergebnisse der vierteljährlichen

Umfrage über das Kreditgeschäft, in der führende Banken im Euroraum

und damit auch in Österreich nach ihren Einschätzungen gefragt

werden. Die Umfrage wurde im März 2021 durchgeführt.

Starke Beteiligung an attraktiven Refinanzierungsgeschäften des

Eurosystems

In der aktuellen Umfragerunde über das Kreditgeschäft wurden die

Banken unter anderem zu den geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems

befragt. Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des

Eurosystems - eine Möglichkeit für Banken einen Kredit bei einer

Zentralbank des Eurosystems zu nehmen - die eine Laufzeit von bis zu

drei Jahren haben, wurden von den österreichischen Banken sehr gut

angenommen. Auch an der jüngsten Operation im März 2021 haben sie

sich breit beteiligt. Die Ausleihungen der österreichischen Banken

bei der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) stiegen dementsprechend

in den letzten 12 Monaten auf 78 Mrd EUR.

Als Teilnahmegründe nannten die Banken im Rahmen der Umfrage

einerseits die attraktiven Bedingungen und andererseits

Vorsichtsmotive (letzteres vor allem bzgl. des

Refinanzierungsgeschäftes im Juni 2020). Die erhaltenen finanziellen

Mittel wurden und werden von den Banken sowohl für die Kreditvergabe

an Unternehmen und Haushalte als auch für die eigene Refinanzierung

verwendet. Teile der abgerufenen Mittel werden von den Banken als

Reserven beim Eurosystem gehalten und stehen so grundsätzlich für

eine künftige Kreditvergabe zur Verfügung.

Das Eurosystem möchte mit den gezielten längerfristigen

Refinanzierungsoperationen die Kreditvergabe der Banken fördern und

die Erreichung seiner geldpolitischen Ziele unterstützen.

Maßnahmen des Eurosystems erhöhen Liquidität und senken Zinsen für

Kredite

Die Wertpapierankaufprogramme des Eurosystems sowie die Nachfrage

nach gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften gehen mit

einer stark steigenden Liquidität im Bankensektor einher. Die dadurch

entstandene Überschussliquidität bedeutet aufgrund der negativen

Verzinsung der EZB-Einlagenfazilität grundsätzlich Kosten für die

Banken. Die Banken beurteilen die Negativzinspolitik des Eurosystem

im Rahmen der Umfrage kritisch, weil der negative Zinssatz der

EZB-Einlagefazilität auch zu einem Rückgang der Kreditzinsen und zu

einer Verengung der Kreditmargen beigetragen hat und damit die

Ertragsentwicklung der Banken dämpft. Diese negative Auswirkung auf

die Ertragslage der Banken wird jedoch durch das zweistufige System

für die Verzinsung von Überschussliquidität, das einen Teil der

Überschussliquidität von der negativen Verzinsung ausnimmt,

abgemildert. Dieses System beurteilen die Banken im Rahmen der

Umfrage entsprechend positiv.

Kaum Änderungen bei Kreditangebot und Kreditnachfrage im ersten

Quartal 2021nach turbulentem Jahr 2020

Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft mit Unternehmen und privaten

Haushalten blieben laut der aktuellen Umfrage im ersten Quartal 2021

weitgehend unverändert. 2020 kam es zu angebotsseitigen

Verschärfungen aufgrund der Risikosituation (sowohl für

Unternehmenskredite als auch für Kredite an private Haushalte). Die

Nachfrage nach Unternehmenskrediten zur Aufrechterhaltung von Betrieb

und Zahlungsfähigkeit während der Krise ist 2020 stark gestiegen, der

Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen nahm 2020 hingegen ab.

Eigenkapital von kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) sinkt

infolge der COVID-19-Pandemie, Stärkung der Eigenkapitalbasis kann

Aufschwung nach der Krise unterstützen

Gemäß den Angaben der befragten Banken sinkt infolge der

COVID-19-Pandemie das Eigenkapital von KMUs. Große Unternehmen sind

überwiegend gut durch die Krise gekommen und haben eine stärkere

Eigenkapitalbasis als KMUs. Eine verbesserte bzw. wiederhergestellte

Eigenkapitalausstattung per se führt nicht zu einer steigenden

Kreditnachfrage, ermöglicht aber grundsätzlich eine höhere

Fremdkapitalaufnahme und damit mehr Investitionen - und kann so bei

Vorliegen von Wachstumsimpulsen einen Aufschwung unterstützen. Die

Banken betonen, dass für die Kreditvergabe schlussendlich die

Fähigkeit, einen Kredit bedienen bzw. tilgen zu können,

ausschlaggebend ist. Die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen ist

in ihrer Beurteilung der Kreditwürdigkeit nur ein Faktor unter

mehreren.

Die Zentralbanken des Euroraums - in Österreich die Oesterreichische

Nationalbank (OeNB) - führen gemeinsam mit der Europäischen

Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über

das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über

das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von

Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik

betreffende Themen zu verbessern. Dabei wurden zuletzt 143 führende

Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht

Institute aus Österreich.

Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in

Statistiken - Daten & Analysen Q2/2021 und vorab auf der OeNB-Website

veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten

zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage.

www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft

Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf deren Website

publiziert.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Dr. Christian Gutlederer

Pressesprecher

(+43-1) 404 20-6900

christian.gutlederer@oenb.at

www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER

INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***

OTS0071 2021-05-12/10:01

AXC0211 2021-05-12/10:07

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.