Das im vergangenen Jahr zu beobachtende synchrone Wachstum der Weltwirtschaft sorgte für viel Begeisterung. Dieses Jahr schien es zunächst so, als würde sich die Entwicklung fortsetzen, aber die Wirtschaftsdaten zeigten sich schon bald weniger stark als erhofft. Zudem reagieren die Märkte immer sensibler auf politische Entwicklungen wie die von Donald Trump provozierten Handelskonflikte, den Koalitionsstreit der deutschen Bundesregierung, die Ungewissheit über die künftigen Handelsbeziehungen Großbritanniens zur EU oder den Aufstieg der ersten rein populistischen Regierung Westeuropas in Italien. Der Absturz der Kryptowährungen im Februar, die schwächelnden Emerging Markets und der Ausverkauf an den italienischen Kapitalmärkten illustrierten, dass die Fragezeichen in diesem Jahr größer werden.

Meiner Ansicht nach wird die Volatilität von der abebbenden Liquidität getrieben. Das geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem sich die USA wohl in einer späten Phase des Konjunkturzyklus befindet. Die Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank (Fed), das reduzierte Anleihenkaufprogramm der EZB, steigende LIBOR-Sätze und weniger Geldmengenwachstum machen sich in der globalen Wirtschaft bemerkbar.

Bis dato ging die Fed bei ihren bisherigen Straffungsschritten sehr bedächtig vor. Angesichts des soliden US-Wachstums und womöglich wachsenden Inflationsdrucks dürfte sie das Tempo in der zweiten Jahreshälfte aber anziehen. Die Notenbank sieht vor, ihre Bilanz im dritten Quartal um 40 Milliarden US-Dollar pro Monat und im vierten Quartal um 50 Milliarden US-Dollar pro Monat zu reduzieren. Das entspricht einer quantitativen Straffung von beinahe einer halben Billion US-Dollar im Jahr 2018. Ich denke, dass dies, in Kombination mit weiteren Zinserhöhungen, zu viel für den Markt sein wird. Der Markt geht von zwei weiteren Zinsanhebungen in diesem Jahr und drei im nächsten aus. Meines Erachtens wird es nach zwei Zinsschritten in diesem Jahr für die Fed eng, da die Volatilität an den Finanzmärkten durch die weitere Straffung der Geldpolitik einfach zu stark werden könnte. Das würde sich wiederum negativ auf das globale Wachstum auswirken.

Ganz zu schweigen von den von den USA angezettelten und sich intensivierenden Handelskonflikten, die der IWF jüngst zu einem der Hauptrisiken für das globale Wachstum und die Vermögenspreise erklärte. Tatsächlich präsentiert sich in diesem Jahr das Wachstumsbild gemischter als 2017. In vielen asiatischen Volkswirtschaften hat sich das Wachstum infolge der geldpolitischen Straffung Chinas abgekühlt. Das schwächte den Renminbi und sorgte für niedrigere Preise bei Kupfer und Eisenerz, inklusive Folgewirkungen für das europäische Wachstum. So korrelieren beispielsweise die deutschen Exporte mit den chinesischen Kreditimpulsen, sodass die monatlichen Auftragseingänge der deutschen Industrie in diesem Jahr vier Monate in Folge zurückgegangen sind.

Anleihen-Bullenmarkt noch lange nicht vorbei. Daher bin ich der Ansicht, dass der Anleihen-Bullenmarkt noch lange nicht vorbei ist. Die US-Renditekurve ist so flach wie seit 2007 nicht mehr und Teile der US-Treasury-Swapkurve sind inzwischen invers. Darüber hinaus bildet die Kombination aus hohen weltweiten Verschuldungsniveaus, demographischer Entwicklung und disruptiven Technologien einen von niedrigerem Wachstum und niedrigerer Inflation geprägten Anlagehintergrund. Als globaler Anleiheinvestor mit unbeschränktem Ansatz bin ich überzeugt, dass im aktuellen Umfeld eine konservative Vorgehensweise sinnvoll ist. Sie sollte in mittel- bis langfristigen US-Staatsanleihen allokieren und äußerst selektiv bei Unternehmensanleihen vorgehen. In einem verletzlichen Markt ist Vorsicht unsere oberste Devise.