Beim Chemiekonzern BASF ist momentan viel in Bewegung. Nach der milliardenschweren Übernahme von Bayer-Aktivitäten im Agrarchemie-Geschäft sind die Ludwigshafener gerade dabei, ihre Öl- und Gastochter Wintershall mit der früheren RWE -Sparte Dea zu verschmelzen. Zudem stellte der im Dax notierte Konzern andere Geschäftsbereiche wie etwa die Bauchemie auf den Prüfstand. Die wichtigsten Punkte, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:

DAS IST LOS BEI BASF:

BASF bläst seit einigen Monaten viel Gegenwind entgegen. Nach Niedrigwasser im Rhein bekommt der Dax-Konzern zunehmend die Autoflaute sowie den Zollstreit zwischen den USA und China zu spüren. Im Dezember kappte BASF deshalb die Jahresprognose und erwartet für 2018 einen noch stärkeren Ergebnisrückgang als zuvor. Um das Unternehmen profitabler zu machen, setzten die Ludwigshafener wenige Wochen zuvor ein neues Sparprogramm auf, das ab Ende 2021 jährlich zwei Milliarden Euro zum operativen Gewinn (Ebitda) beisteuern soll.

Kosten einsparen will Unternehmenschef Martin Brudermüller etwa in der Produktion, Logistik, Forschung und Entwicklung. Ein Stellenabbau ist laut Brudermüller vorerst nicht eingeplant. Der Manager schränkte bei der Vorstellung des Pakets Ende November jedoch ein, dass dies letztendlich von den wirtschaftlichen Gegebenheiten abhänge.

Der seit Mai neu amtierende BASF-Chef krempelt derzeit das Unternehmen um. Im vergangenen Jahr erwarb er für mehrere Milliarden Euro vom Rivalen Bayer bestimmte Pflanzenschutzmittel und verschiedene Saatgut-Arten, die dieser im Zuge der Monsanto-Übernahme abgeben musste, und stärkte damit sein Agrarchemiegeschäft. Zudem erhielt BASF erst jüngst unter Auflagen von der EU-Kommission die Genehmigung für die Übernahme des weltweiten Nylongeschäfts der belgischen Solvay-Gruppe. Das Material wird vielfältig verwendet, auch für Kleidung, Sportschuhe oder Teppiche. Die Brüsseler Wettbewerbshüter nahmen das Geschäft deshalb intensiver unter die Lupe.

Gleichzeitig trennt sich BASF von Geschäftsbereichen. So sind die Ludwigshafener gerade dabei, die Kasseler Öl- und Gastochter Wintershall mit der früheren RWE -Sparte Dea zu fusionieren. Später soll das Unternehmen an die Börse gebracht werden. Aber auch andere Geschäftsteile stehen auf den Prüfstand. So prüft der Chemiekonzern für das Bauchemiegeschäft etwa einen Zusammenschluss mit einem starken Partner, aber auch einen Verkauf.

In den kommenden Jahren will BASF kräftig in den Ausbau seines Asien-Geschäfts investieren. So plant der Konzern im südchinesischen Guangdong den Bau eines neuen Verbundstandortes. BASF schätzt die Investitionssumme bis zum Abschluss des Projekts um das Jahr 2030 auf bis zu zehn Milliarden US-Dollar (rund 8,8 Mrd Euro). Weltweit betreibt BASF derzeit sechs Verbundstandorte, jeweils zwei in Europa, Nordamerika und Asien.

Derweil gibt es Medienberichten zufolge Druck auf das Unternehmen von Seiten der US-Regierung wegen der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. BASF ist an der umstrittenen Pipeline, die direkt von Russland über die Ostsee Gas nach Deutschland transportieren soll, finanziell beteiligt. In einem Brief hat US-Botschafter Richard Grenell den Berichten zufolge BASF deswegen mit möglichen Sanktionen gedroht. Die USA und die Ukraine, aber auch einige östliche EU-Staaten wie Polen wollen das Projekt stoppen. Sie argumentieren unter anderem mit der Bedrohung, die von Russland ausgehe. Eine BASF-Sprecherin wollte sich zu den Berichten nicht äußern.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Von den 20 der seit Ende Oktober im dpa-AFX Analyser erfassten Analysten zu BASF empfehlen derzeit zehn die Aktie zum Kauf. Mit Verkaufen votiert keiner, zehn raten zum Halten des Papiers. Im Schnitt liegt das Kursziel bei gut 74 Euro. Aktuell kosten die Papiere knapp 64 Euro.

Das Investmenthaus Mainfirst zeigt sich bezüglich der BASF-Aktie neuerdings skeptischer und stufte die Empfehlung von "Outperform" auf "Neutral" ab. Die gesamtwirtschaftlichen Indikatoren deuteten laut Analyst Andreas Heine auf ein schwächeres Umfeld hin, dennoch gebe es Chancen. Allerdings rechnet er bei BASF für das laufende Jahr mit einer schwachen finanziellen Entwicklung und verwies auf niedrige Margen im Geschäft mit den Schaumstoff-Vorprodukten MDI/TDI.

Nicht mehr pessimistisch zeigt sich hingegen die Baader Bank, die Aktionären nun nicht mehr zum Verkaufen, sondern zum Halten rät. Wie Analyst Markus Mayer in seiner Studie schrieb, rechnet er für 2019 zwar in der Branche mit nachlassender Dynamik, aber nicht mit einer Rezession. Für die BASF-Aktie sprächen die günstige Bewertung, die hohe Dividendenrendite von fünf Prozent und die sinnvolle neue Unternehmensstrategie.

Für den Analysten Sebastian Bray von der Privatbank Berenberg ist die BASF-Aktie sogar ein Kauf. 2019 werde für den Chemiekonzern ein schwieriges Jahr, dies sei kein Geheimnis. Die langfristigen Trends einschließlich der Karbonpreise sprächen aber für den Konzern, so Bray mit Blick auf das Wachstum des Marktes für Elektrofahrzeuge.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die BASF-Aktie hat sich seit dem Dezember-Tief von 57,35 Euro nach der Gewinnwarnung für das Jahr 2018 wieder um mehr als zehn Prozent verteuert - und damit mehr als der Dax. Allerdings ist der Börsenwert des Chemiekonzerns seit einem Jahr um ein Drittel geschrumpft. Seit dem Rekordhoch im Januar 2018 bei knapp 100 Euro ging es über Monate stetig bergab. Im vergangenen Jahr zählten die Anteilsscheine denn auch zu den größeren Verlierern im Leitindex Dax./mne/tih/fba

 ISIN  DE000BASF111

AXC0065 2019-01-24/08:35

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