Bitte keine Polemik, ich möchte nur auf einen Umstand hinweisen, der uns bald so ziemlich viele dieser Zweifel wegräumen wird. Die Batterietechnologie schreitet gerade mit Riesenschritten voran. Der Rückenwind aus den Budgettöpfen der großen Autobauer, die nahezu unisono kein Geld mehr in die Entwicklung neuer Verbrennungstechnologie stecken wollen und dadurch das Füllhorn ihrer prall gefüllten Budgets über der Elektromobilität gerade ausgießen, lässt etliche Forschungsabteilungen jubeln. Die Batterien von morgen sollen leistungsstärker, haltbarer, stabiler und ökologischer sein, als die derzeit noch dominierenden Lithium Ionen Akkus. Diese haben nämlich ein paar Eigenheiten, die man so gar nicht gerne hat. Sie „kosten“ relativ viel Umwelt bei der Herstellung, die CO²-Bilanz klärt sich erst nach Betriebszeiten jenseits der 10 Jahre in Richtung grün, sind bei der Entsorgung noch nicht wirklich effizient, müssen daher „endgelagert“ werden und hin und wieder gibt’s ein kleines thermisches Problem. Wenn Anode und Kathode nämlich im Inneren der Batterie zusammen „wachsen“ gibt es einen Kurzschluss und so manche Batterie beginnt, samt dem um sie herum gebauten Auto, einige Zeit zu brennen. Das Internet ist voll mit solch „lustig fackelnden“ Autos. Ein heimischer Löschfahrzeughersteller hat sogar eine speziell für diese Fälle konstruierte Löschbox gebaut in der die Batterie dann weiterbrennen kann, bis sie von selbst erlischt. Das verursachende Problem dabei ist, dass Lithium-Ionen-Batterien im Inneren flüssig sind. Und in dieser Flüssigkeit kann also etwas zusammenwachsen. Die gesuchte Lösung heißt daher: Feststoffbatterie.

Ein Blick auf die internationalen Patentanmeldungen bestätigt diese Annahme. Allein im letzten Jahr wurden 7300 Patente von 1000 verschiedenen Unternehmen zur Feststoffbatterie eingereicht. Die mit Abstand größte Anzahl aus Japan, dem bisher dominierenden Land bei Batterietechnologien, dahinter mit Riesenschritten China. Und China ist drauf und dran die Führung an sich zu ziehen, weil es dieses Thema mittlerweile mit unzähligen staatlichen Forschungseinrichtungen zu einem zentralen Entwicklungsziel definiert hat. Die dabei angewandten Technologien sind alle unterschiedlich, ob auf Oxide, Sulfide oder Hydride ausgerichtet, das Ziel ist das gleiche: Feststoffbatterie. Eine Technologie hat es aber in sich, die erste zu sein, die industriell hergestellt, einen größeren Marktanteil einnimmt. Das Patent wurde 2018 in Deutschland eingereicht und beschreibt eine Batterie, die sich langsam durch den Gebrauch, im Inneren verfestigt. Sich quasi selbst einkocht. Danach kann nix mehr passieren. Das (4 ½ Minuten-)Ei ist hart. Diese Technologie wurde in Deutschland erforscht, serienreif gemacht und später in der Schweiz refinanziert und positioniert. Inzwischen wurde, ebenso in der Schweiz, die erste Gigafactory für Feststoff-Akkus errichtet.

Dies wird natürlich nicht die einzige Fabrik bleiben, aber die Attraktivität des Rennens um die beste Feststoff-Batterie erklärt sich, wenn man die Eigenschaften dieser Technologie umreißt: kein Brennen möglich, mindestens 100.000 Ladezyklen, keine Leistungsermüdung und normale Rohstoffe, keine negative Ökobilanz durch seltene Materialien oder Kinderarbeit. Natürlich, die Eier-legende-Wollmilchsau gibt es auch hier nicht - sie ist noch schwerer als die herkömmlichen Akkus -, aber der Weg wäre frei für Anwendungen im kommunalen Bereich, oder generelle Speicherung für Überschusselektrizität. Der Einbau in unsere Autos wird wahrscheinlich über das Gewichtsthema zu lösen sein. Wer weiß, vielleicht werden unsere künftigen Elektro-Autos eben nur schwerer, um besser zu sein. Das wird wohl die nächste Revolution beim Automobil auslösen, denn dann wird es zu einem längerfristigen Konsumtrend werden dürfen. Und die Hausaufgaben der Automobilhersteller werden sich auf Design, Image und das Innenraumerlebnis konzentrieren.

Die Frage nach dem Status der Klima-Anlage stellt sich dann auch nicht mehr.

 

Aus dem Börse Express PDF vom 01.02.2023 

 

Screen 01022023

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