Die Leverkusener profitieren schon länger von hohen Preisen für den Unkrautvernichter Glyphosat und einer regen Nachfrage etwa nach Maissaat. Insgesamt dürften die weiterhin hohen Preise für Feldfrüchte den Landwirten auch weiterhin reichlich Anreize bieten, viel anzubauen. Dem stehen aber hohe Düngerpreise gegenüber, die auf der Wirtschaftlichkeit der Landwirte lasten. Das wiederum könnte dann auch die Saatgut- und Herbizidnachfrage drücken. Es gibt also auch gewisse Unsicherheiten im Agrargeschäft.

Noch aber dürfte es brummen bei Bayer, weshalb Analysten eine Erhöhung der Jahresprognosen durch den Dax-Konzern bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal am 4. August für möglich halten. So hatte die Unternehmensführung um Konzernchef Werner Baumann bereits im Zuge der Veröffentlichung der Zahlen für das erste Quartal im Mai eine Erhöhung des Ausblicks im weiteren Jahresverlauf indirekt als durchaus möglich bezeichnet.

Noch rechnet Bayer für das laufende Jahr mit einem Umsatz von etwa 47 Milliarden Euro. Anders als 2021, als hauptsächlich der schwache brasilianische Real belastet hatte, dürften dabei Wechselkurseffekte nun Rückenwind liefern. Auf Basis konstanter Wechselkurse kalkulieren die Leverkusener denn auch mit einem Wachstum des Konzernumsatzes um rund 5 Prozent auf etwa 46 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis soll sich auf etwa 12 Milliarden Euro verbessern. 2021 waren es 11,2 Milliarden.

Der freie Mittelzufluss soll demnach 2022 währungsbereinigt sowie nach Abzug von Vergleichszahlungen im US-Glyphosatstreit etwa 2 bis 2,5 Milliarden Euro erreichen - nach 1,4 Milliarden im vergangenen Jahr.

Derweil wird das Pharmageschäft von Bayer noch von den beiden Kassenschlagern Xarelto, einem Gerinnungshemmer, sowie dem Augenmedikament Eylea bestimmt. Beide liefern Milliardenumsätze, die in den kommenden Jahren aber wegen nach und nach wegfallender Patente schrumpfen werden. Aktuell stehen die Xarelto-Erlöse in China unter Druck. Hier bekommt der Konzern die volumenbasierte Einkaufspolitik der Regierung zu spüren, die viele Konzerne bei Medikamenten nach dem Ablauf des Patentschutzes zu großen Preisnachlässen zwingt, wenn sie weiter am Markt bestehen wollen.

Umso wichtiger ist der Erfolg neuer Medikamente. Für das Prostatakrebsmittel Nubeqa etwa rechnet Bayer infolge positiver Studiendaten in der Spitze mit Umsätzen von mehr als drei Milliarden Euro pro Jahr. Aktuell schlagen die Kosten für die Markteinführung von Nubeqa sowie für das Nierenmedikament Kerendia aber wohl erst einmal auf die Gewinnmarge. Das ist aber nicht ungewöhnlich.

Zudem spielt der Medikamentenkandidat Asundexian als potenzieller Xarelto-Nachfolger eine wichtige Rolle. Asundexian ist ein sogenannter Faktor XI-Hemmer, eine noch junge Wirkstoffklasse, von der sich Experten geringere Blutungsrisiken als bei aktuellen Blutgerinnungshemmern wie Apixaban (Handelsname Eliquis) von Bristol-Myers Squibb (BMS) <US1101221083> und Pfizer <US7170811035> sowie Xarelto von Bayer ausrechnen.

Langfristig verspricht sich Bayer dann durch neuartige Gen- und Zelltherapien Rückenwind. In diesem Bereich kauften die Leverkusener in den vergangenen Jahren kräftig zu und gingen auch Kooperationen ein.

Im Fokus werden bei der Zahlenvorlage am Donnerstag dann auch Äußerungen von Bayer-Chef Baumann zur Entwicklung im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Herbizide stehen. Hier hatte das oberste US-Gericht zuletzt einen weiteren Berufungsantrag von Bayer abgelehnt. Die Frage ist, ob Bayer weiter an seiner Berufungsstrategie festhält oder davon abrückt und wieder vermehrt Vergleiche mit Klägern schließt. Ein Indikator dafür könnte die Höhe der verbliebenen Rückstellungen für bestehende und künftige Fälle sein. Hier waren es Ende 2021 noch 7,5 Milliarden US-Dollar gewesen.

Die Analyst:innen:

Im Durchschnitt rechnen Analysten laut von Bayer zur Verfügung gestellter Daten für das zweite Quartal mit einem Umsatz von 12,3 Milliarden Euro, nach 10,9 Milliarden vor einem Jahr. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten dürften davon 3,3 Milliarden Euro hängen geblieben sein und damit 27 Prozent mehr als vor einem Jahr.

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Aus dem Börse Express PDF vom 03.08. hier zum Download

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