Bankenpräsident Hans-Walter Peters fordert von der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Ende der Belastung der Banken durch Negativzinsen. "Es ist dringend geboten, angesichts der wirtschaftlichen Lage in Europa die Minuszinsen sofort auszusetzen", sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) dem "Handelsblatt" (Donnerstag). So könnten Kreditinstitute ihr Eigenkapital stärken und täten sich bei der Kreditvergabe leichter, argumentierte Peters.

Geldhäuser müssen derzeit 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Auch wenn es inzwischen höhere Freibeträge gibt, ist das eine Milliardenbelastung für die Branche. An Firmenkunden geben Banken und Sparkassen die Kosten schon länger weiter, zunehmend sind auch Privatkunden mit höheren Guthaben betroffen.

Seit Einführung der Negativzinsen vor knapp sechs Jahren habe die EZB rund 26,5 Milliarden Euro von den europäischen Banken eingezogen, erklärte Peters. "Das ist Geld, das den Banken heute fehlt, um ihre Kunden mit Krediten zu versorgen."

Peters rechnete vor: Da die Institute im Schnitt bei der Vergabe von Krediten rund zehn Prozent Eigenkapital zurücklegen müssten, könnten sie mit 4,2 Milliarden Euro neuem Eigenkapital mehr als 40 Milliarden Euro zusätzliche Darlehen vergeben. "Eine solche Unterstützung der Banken durch die EZB wäre angesichts der enormen wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen Europa steht, politisch nicht nur vertretbar, sondern sogar angebracht", sagte Peters.

An anderer Stelle hat die Bankenaufsicht der EZB - wie andere Aufsichtsbehörden - die Banken bereits entlastet. So dürfen die Institute unter anderem vorübergehend Vorgaben für Kapital- und Liquiditätspuffer unterschreiten./ben/DP/nas

AXC0391 2020-04-02/16:58

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