In die Reihe von Handelshemmnissen kamen Anfang dieser Woche die von US-Präsident Trump verdoppelten Strafzölle auf Aluminium und Stahl aus der Türkei hinzu. Diese führten einerseits zu einer deutlichen Abwertung der türkischen Lira relativ zum US-Dollar bzw. Euro (wobei sich das gegen Ende der Woche wieder ein wenig entspannen konnte). Andererseits waren die Lira-Schwankungen und die Türkei im Allgemeinen auch in dem einen oder anderen Conference Call zu den Quartalszahlen ein viel diskutiertes Thema bzw. schlugen sich in den Kursen von Titeln mit Türkei-Exposure nieder.

Eine weitere Aktie, welche diese Woche Rückenwind infolge der Veröffentlichung der Quartalszahlen (in diesem Falle Q2) erhielt, ist jene der Wienerberger AG. Auch Wienerberger hat, ähnlich wie DO & CO, gewisse politische Unsicherheiten zu meistern, werden doch jeweils rund 10 % des Umsatzes in den USA (Donald lässt grüßen) und im UK, wo ein harter BREXIT nach wie vor nicht auszuschließen ist, generiert. Von den Anlegern wurden die veröffentlichen Q2-Zahlen, welche mehr oder weniger den Erwartungen entsprachen, sowie die nach oben korrigierten Kosteneinsparungsziele (bis 2020 von € 45 Mio. auf € 120 Mio.) jedoch durchwegs positiv aufgenommen.

Insgesamt konnte die Handelswoche nach einem schwierigen Start zumindest doch noch versöhnlich enden. Das Thema „Makro vs. Mikro“ (also globale Einflussfaktoren wie die Türkei-Sorgen vs. individuelle Unternehmensnachrichten) wird uns wohl auch nächste Woche weiter beschäftigen. Nach dem der „Twitterer in Chief“ (nein, nicht Elon Musk, auch wenn er sich in letzter Zeit sehr um den Titel bemüht) wohl weiterhin sein Unwesen treiben dürfte, könnte die Volatilität weiterhin hoch bleiben. Am heimischen Markt dürfen wir uns Gott sei Dank jedoch auch mit anderen Themen beschäftigen. Während am Mittwoch „nur“ die UNIQA-Zahlen vorgelegt werden, dürfte am Donnerstag ein großer Rabatttag bei den Agenturen für Pressemeldungen sein. Anders lässt es sich nämlich nicht wirklich nachvollziehen, dass gleich 5 (!) Firmen ihre Ergebnisse vorlegen. Unter anderem mit dabei ist SBO, wo abzuwarten bleibt, ob die doch recht solide Aktienkursentwicklung auch durch die Quartalszahlen bestätigt wird. Es bleibt spannend…

Ein gutes Beispiel hierfür ist DO & CO, deren Aktie nach Bekanntwerden der Strafzölle zeitweise mehr als 10 % an Wert verlor. In weiterer Folge profitierte der Kurs aber von den soliden Q1-Zahlen sowie den laufenden Ausschreibungen im Airline-Catering. DO & CO gelang es offenbar die Ängste der Investoren in Bezug auf die Türkei zu entkräften, nachdem CEO Dogudan darauf hinwies, dass selbst bei einer weiteren Abwertung der türkischen Lira in Richtung TRY 8 pro Euro nur mit einem negativen Nettoeffekt von rund € 1-2 Mio. zu rechnen ist. Demgegenüber stehen die Neuausschreibungen von British Airways und Iberia (Volumen € 200 Mio.) sowie die IAG-Nordamerika-Ausschreibung (Umsatzpotential € 50 Mio.). Vergleicht man die möglichen Erlöse aus diesen Aufträgen (die EBITDA-Marge in diesem Segment ist üblicherweise bei ca. 10%), wird das Türkei-Thema dann doch in ein anderes Licht gerückt. Die Aktie konnte sich dementsprechend wieder fangen und könnte die Woche sogar deutlich im Plus abschließen.

Aktuelle Investmentstrategie

Wir denken, dass eine Rückkehr der Volatilität in den Markt nur normal ist und sich dadurch an der langfristig ausgezeichneten Investmentperspektive der Assetklasse „Aktie“ nichts geändert hat. Wir glauben nicht an eine unmittelbar bevorstehende globale Rezession, Aktien gefallen uns nach wie vor bewertungstechnisch deutlich besser als Anleihen! Auf der Equity-Seite sind wir – verglichen mit dem MSCI World – in Europa übergewichtet, in Nordamerika vergleichsweise unterinvestiert und in Schwellenländern wie Indien selektiv allokiert. Auf der Bond-Seite gefallen uns flexible „Total Return“-Produkte, die sich auf dynamische Art und Weise verschiedensten Marktgegebenheiten anpassen können, am besten. In klassischen Staatsanleihen von Industrienationen sind wir hingegen schon seit geraumer Zeit deutlich untergewichtet, das Risiko-/Ertragsprofil erscheint uns hier nur äußerst begrenzt attraktiv. Wenn wir in diesem Marktsegment investiert sein müssen, dann bevorzugen wir inflationsindexierte Bonds, diese erscheinen uns vor dem Szenario einer potentiell steigenden Inflation auf relativer Basis noch einigermaßen attraktiv.