EU-Arzneimittelstrategie überfällig - In Österreich fehlen fast 400 Medikamente - Produktion nach Europa holen - europäische Medizinversorgung

Brüssel (OTS) - "Die Corona-Pandemie hat die Schwachstellen der Arzneimittelversorgung in Europa auf eine erschreckende Art und Weise offengelegt. Nicht nur Corona-Infizierte haben Probleme, weil die Gesundheitssysteme extrem belastet sind. Auch zahlreiche andere Patienten müssen wegen des Einbruchs der globalen Lieferketten auf notwendige Medizin warten. Schwerkranke Patienten dürfen nicht von der Produktion in China, Indien oder sonst wo abhängig sein", sagt der Gesundheitssprecher der ÖVP im EU-Parlament, Alexander Bernhuber. "Eine umfassende EU-Arzneimittelstrategie war daher überfällig: Die EU muss eine zuverlässige und unabhängige Medikamentenversorgung der Bürgerinnen und Bürger sicherstellen. Dafür müssen wir die Produktion von Arzneimitteln zurück nach Europa holen. So retten wir Menschenleben." Die EU-Arzneimittelstrategie wird morgen, Mittwoch, von der EU-Kommission vorgelegt, am Donnerstag debattieren die Europaabgeordneten im Plenum darüber.

"Derzeit sind in Österreich fast 400 Medikamente nicht oder nur eingeschränkt lieferbar, in Deutschland immer noch fast 250. Mehr als die Hälfte der in der EU nicht lieferbaren Arzneimittel sind lebenswichtige Krebsmedikamente, Schmerzmittel oder Narkosemittel. Spitäler oder Apotheken sollten nicht einen großen Teil ihrer Zeit mit der Suche nach Ersatzmedikamenten verbringen müssen", sagt Bernhuber.

Der Gesundheitsausschuss des EU-Parlaments hat ermittelt, dass sich die Zahl knapper Medikamente vom Jahr 2000 bis 2018 verzwanzigfacht hat - jetzt während der Corona-Pandemie erreicht der Arzneimittelengpass seinen vorläufigen Höhepunkt. "Der Grund dafür ist, dass 80 Prozent der pharmazeutischen Wirkstoffe in Asien hergestellt werden. Europa hat die Souveränität bei Medikamenten völlig aus der Hand gegeben", sagt Bernhuber.

"Damit wir in Zukunft eine unabhängige und zuverlässige Arzneimittelversorgung gewährleisten können, muss die europäische Produktion gestärkt werden. Dafür müssen wir auch EU-Agenturen für Arzneimittel, EMA, und für Krankheitsprävention, ECDC, in die Pflicht nehmen. Eine europäische Medizinversorgung muss das gemeinsame erklärte Ziel der Europäischen Union sein, um für Gesundheitskrisen jeder Art besser vorbereitet zu sein", schließt Bernhuber. (Schluss)