Der Industriedienstleister Bilfinger steht nicht mehr unter Aufsicht des US-Justizministeriums. Bilfinger habe seine Verpflichtung im Rahmen der Vereinbarung mit der Behörde erfüllt, teilte das Unternehmen am Montag in Mannheim mit. Das Justizministerium habe die Erfolge Bilfingers insbesondere bei der Korruptionsbekämpfung anerkannt, hieß es. Das Compliance-Programm erfülle nun die Anforderungen.

Bilfinger verfüge nun über "sehr wirksame und robuste Compliance- und Kontrollsysteme. Wir haben unsere Verpflichtungen erfüllt und sind dafür zertifiziert worden", kommentierte Vorstandschef Tom Blades. Das System soll nun ständig weiterentwickelt werden. Die Effektivität habe "weiterhin höchste Priorität", hieß es weiter.

Bilfinger stand seit 2014 unter Aufsicht durch das US-Justizministerium. Die inzwischen verkaufte Bilfinger-Tochter Julius Berger war bei einem Pipeline-Projekt in Nigeria in einen Korruptionsfall verwickelt, der erst 2010 aufgedeckt wurde. Das Unternehmen musste 2013 eine Strafe von 32 Millionen US-Dollar zahlen und eine Überwachung seines Compliance-Systems hinnehmen. Dazu kamen weitere Altfälle ans Licht, so dass die zunächst bis höchstens 2016 vorgesehene US-Aufsicht um zwei Jahre verlängert wurde.

Seit 2014 kam es bei dem Konzern zu mehreren Chefwechseln: Nach mehreren Gewinnwarnungen nahm zunächst der CDU-Politiker Roland Koch seinen Hut. Er begründete dies auch mit Differenzen mit dem Aufsichtsrat. Auf ihn folgte als Interimschef sein Vorgänger Bodner. Der Norweger Per Utnegaard, der nicht von den Vorwürfen betroffen ist, blieb anschließend noch nicht einmal ein Jahr, bevor 2016 der frühere Linde-Manager Blades das Ruder übernahm.

Der Bereich Recht und Compliance wurde unter Blades neu aufgestellt und personell verstärkt. So sollen auch Fälle wie in Brasilien verhindert werden, als Bilfinger fragwürdige Zahlungen in Zusammenhang mit einem Millionen-Auftrag der damaligen Tochtergesellschaft Mauell für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 entdeckte. Bilfinger, das die entsprechende Gesellschaft erst später übernommen hatte, entschied sich im Frühjahr 2016 für eine Rückabwicklung des Kaufs von Mauell. Als problematisch galt auch, dass Bilfinger lange Jahre auf Einkaufstour war und ein Sammelsurium verschiedenster Firmen aufkaufte, ohne diese wirklich in den Konzern zu integrieren.

Im Februar wurden Forderungen nach Schadenersatz an Ex-Vorstände öffentlich: Allen Mitgliedern der obersten Führungsebene, die zwischen 2006 und 2015 bei Bilfinger amtierten und vor 2015 in das Gremium eintraten, warf die Firma Pflichtverletzungen vor, unter anderem Roland Koch. Dieser wies die Vorwürfe zurück./nas/jha/

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AXC0077 2018-12-10/09:27

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