ETF-Investoren positionieren sich einmal mehr in US-Unternehmen zu Lasten europäischer Aktien. Allen voran gefragt sind Tracker des marktbreiten S&P 500. Auch Staatsanleihen europäischer Länder sind beliebt.

18. September 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Von zwischenzeitlich steigenden Kursen am heimischen und europäischen Markt scheinen sich ETF-Anleger kaum mitreißen zu lassen. Zwar meldet Frank Mohr von der Commerzbank mit 35.000 Transaktionen für die vergangene Woche ein "ordentliches Geschäft" mit Indexfonds. Europäische Aktien etwa im DAX (WKNs, 593393, ETFL01) und Euro Stoxx 50 (WKNs ETF001, ETF050) würden aber nach wie vor tendenziell abgestoßen. Gleichzeitig landeten S&P 500-ETFs verschiedener Anbieter mit deutlicher Mehrheit eher in den Depots. Tracker des marktbreiten Index belegten in Mohrs Kaufstatistik den Spitzenplatz.

"Das meiste spielt sich in Aktien europäischer und US-amerikanischer Indizes ab", berichtet auch Rick van Leeuwen von IMC und untermauert den sich fortsetzenden Trend hin zu US-Unternehmen zulasten europäischer Werte. "Im Handelsstreit zwischen Washington und Peking sehen Investoren US-Unternehmen eher als Gewinner", meint der Händler. Am kommenden Montag treten neue Zölle von zunächst 10 Prozent auf in die Vereinigten Staaten importierte chinesische Waren im Gesamtwert von 200 Milliarden US-Dollar in Kraft. 2019 soll die Quote wohl auf 25 Prozent erhöht werden. Bei Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung winke eine weitere Runde in der Strafzoll-Saga. "Ich bin gespannt, wann ETF-Investoren wieder stärker auf Europa umschalten", fragt sich van Leeuwen.

Weltweit setzen ETF-Investoren seit geraumer Zeit bevorzugt auf Unternehmen der Vereinigten Staaten. Tracker von US-Aktienindizes verbuchen mit 15,8 Milliarden US-Dollar global gesehen im August den fünften Monat in Folge Nettozuflüsse. Das geht aus dem jüngsten Global ETP Landscape-Report von BlackRock hervor. Seit Jahresbeginn summieren sich die zusätzlichen Investitionen in der Sparte demnach auf mittlerweile 89,4 Milliarden US-Dollar. Tracker europäischer Aktienindizes mussten hingegen abermals Federn lassen. BlackRock berichtet von Abflüssen in Höhe von 0,5 Milliarden US-Dollar im August, seit Anfang Januar seien 12,8 Milliarden US-Dollar aus dem Segment abgezogen worden. Über alle Anlageklassen hinweg habe die Branche im vergangenen Monat unterm Strich 36,2 Milliarden US-Dollar eingesammelt und komme damit in 2018 auf Nettozuflüsse von 311,7 Milliarden US-Dollar.

Staatsanleihen der Euroländer gefragt

Das Geschäft mit Renten-ETFs kommt laut Mohr auf überdurchschnittliche 20 Prozent am ETF-Gesamtaufkommen. Zu den meist gehandelten und in Summe verkauften Werten gehörten Bund-Future Short-ETFs (WKN ETF562). "Darunter waren einige sehr große Transaktionen." Investoren engagierten sich hingegen - zum Teil mit beträchtlichen Summen - in ein- bis dreijährigen Staatsanleihen der Euroländer im Barclays Capital 1-3 Year Euro Treasury Bond Index (WKN A1JKSV).

Abschied von Aktien der Grundstoff-Industrie

Mit Blick auf die Branchen machen sowohl die Commerzbank als auch IMC zumeist Abflüsse aus Indexfonds mit Aktien der europäischen Grundstoffe-Industrie aus. Abgestoßen würden Tracker des Stoxx Europe 600 Basic Resources Index (WKN A0F5UK). "Rund 30 Prozent der Umsätze fallen auf den Sektor, wobei Positionen in großem Stil abgebaut wurden", präzisiert Mohr. Nicht-Konsumgüter und Gesundheitsaktien belegten Rang zwei und drei der meist gehandelten Branchenportfolios. MSCI Consumer Discrecionary (WKN A1191M) und Stoxx Europe 600 Health Care-ETFs (WKN A0Q4R3) würden mit einem Kaufüberhang gern auf beiden Seien gespielt.

Von: Iris Merker

18. September 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

AXC0252 2018-09-18/16:35

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.