Wie du mir, so ich dir - Zölle im Handelsstreit zwischen China und den USA schürt die Nachfrage nach als sicher geltenden Staatsanleihen. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen rutschen wieder ins Minus.

10. Mai 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). In dieser Woche beschäftigen sich Anleger insbesondere mit den US-Zollerhöhungen im Wert von über 200 Milliarden US-Dollar auf chinesische Importe und die mögliche Antwort Chinas. In Kraft treten die Maßnahmen ab heute und überschatten damit die Verhandlungen zwischen den Parteien. Medien beschreiben die Stimmung bei den derzeit stattfindenden Gesprächen zwischen Chinas Vize-Ministerpräsident Liu He, US-Finanzminister Steven Mnuchin und dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer in Washington wenig überraschend als pessimistisch. Bis vergangenen Sonntag hatten Investoren noch auf eine Lösung des Konflikts gesetzt.

Risikoscheu beflügelt Euro-Bund-Future

"Die Woche war von Angst geprägt", beschreibt Arthur Brunner von der ICF Bank den Handel mit Rentenwerten. Davon profitierten allen voran Staatsanleihen mit guter Bonität. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future legte seit Montag von 165,22 auf über 166 Prozent zu und drückte damit die Erträge für zehnjährige deutsche Staatspapiere wieder in den Minusbereich. "Aktuell liegt die Rendite bei minus 0,03 Prozent."

Nachfrageschub für Sl Bidco-Anleihe

Im Handel mit Unternehmensanleihen verbucht Brunner einen Nachfrageschub für eine bis Februar 2023 laufende Sl Bidco-Anleihe (WKN A19VJT). Käufer des jährlich mit 5,5 Prozent verzinsten Bonds mit einem Gesamtvolumen von 150 Millionen Euro reagieren dem Händler zufolge auf eine mögliche Übernahme von SL Bidco durch Orange. Die Anleihe der Niederländer legte seit Mittwoch von 95,75 auf 103,75 Prozent zu.

Zerschlagene Thyssen-Pläne verunsichern

Zumeist Verkäufe meldet Gregor Daniel in einer ThyssenKrupp-Anleihe (WKN A2TEDB) mit einem Kupon von 2,875 Prozent. "Gestern ging viel raus", beschreibt der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank die Gemengelage. Teilweise nutzten Anleger niedrigere Kurse wiederum zum Einstieg.

Einen ähnlichen Verlauf beobachtet Rainer Petz von der Oddo Seydler Bank. Starke Kursbewegungen aktivierten sowohl Käufer als auch Verkäufer etwa von einer bis 2025 laufenden Thyssen-Anleihe (WKN A14J58) mit einem jährlichen Zins von 2,5 Prozent. Ebenso käme ein Bond des Stahlriesen (WKN A2TEDB) mit einem Kupon von 2,875 Prozent auf beiden Seiten zum Tragen. Das Aus der europäischen Stahlfusion mit dem indischen Tata-Konzern mache auch die bisherigen Umbaupläne des Essener Konzerns zunichte. Statt der Zweiteilung in eine Werkstoff- und Industriegesellschaft wolle der Thyssen-Vorstand nun auf einen Börsengang der Aufzugssparte setzen.

Interesse an HSV und DIC

Viel Bewegung mit tendenziell mehr Abflüssen sieht Daniel in einer im März dieses Jahres ausgegebenen, siebenjährigen HSV-Anleihe (WKN A2TR0Y) mit einem Kupon von 6 Prozent. Aktuell notiert der Wert knapp unter 102 Prozent. Gleichzeitig lande eine im Oktober 2023 fällige DIC Asset-Anleihe (WKN A2NBZG) mit einem Kupon von 3,5 Prozent per Saldo in den Depots.

Paragon verspielt Vertrauen

Von einem Ausbruch nach unten spricht Brunner hinsichtlich einer mit jährlich 4,5 Prozent verzinsten Paragon-Anleihe (WKN A2GSB8) mit Fälligkeit im Juli 2022. Von der Prüfstelle für Rechnungslegung festgestellte Bilanz-Ungereimtheiten der Muttergesellschaft Voltabox AG habe die zunächst die Aktien beider Unternehmen in den Keller geschickt und die Anleihe-Verkäufe ausgelöst. Demnach liegen die tatsächlichen Verluste um ein Vielfaches höher als der mit 238.000 Euro ausgewiesene Fehlbetrag. Zunächst gab die Anleihe von 100,25 auf zwischenzeitlich 81,30 Prozent nach, konnte aber einen Teil der Verluste in Folge wieder gut machen. Aktuell ist der Wert für 94,60 Prozent zu haben. "Börsen mögen halt keine Unsicherheit", stellt Brunner fest.

Douglas und K+S bewegt die Gemüter

Rege Aktivität sowohl kauf- als auch verkaufsseitig registriert die ICF Bank an einer bis 2022 laufende Douglas-Anleihe (WKN A161MW). Unterm Strich kommt der mit einem Kupon von 6,25 Prozent ausgestattete Bond seit Montag auf einen Verlust von 97,50 auf knapp 95 Prozent. Im Vorfeld der heute veröffentlichten Quartalszahlen macht Brunner tendenziell Zuflüsse in einer 500 Millionen Euro schweren, im Juni 2022 fälligen K+S-Anleihe (WKN A1PGZ8) mit einem Kupon von 3,0 Prozent aus.

Terragon begibt neue Anleihe

Seit gestern und voraussichtlich bis zum 14. Mai können Anleger eine neue fünfjährige Terragon-Anleihe (WKN A2GSWY) über die Börse Frankfurt zeichnen. Der in München ansässige Entwickler von barrierefreien Senioren- und Pflegeimmobilien plant erstmals die Aufnahme von bis zu 20 Millionen Euro in Stücken von 1.000 Euro über den Kapitalmarkt und bietet Investoren dafür einen Kupon von 6,5 Prozent. Terragon beabsichtigt die eingesammelten Mittel unter anderem zur Finanzierung neuer Projekte zu verwenden. Die Aufnahme des Wertes in den Handel erfolgt am 24. Mai.

von: Iris Merker

10. Mai 2019, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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