Börse Frankfurt-News: Anleihen: Es bleibt wacklig
12.06.2020 | 13:31
12. Juni 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Aufatmen nach der düsteren US-Notenbank-
Prognose und dem Kurssturz am Aktienmarkt gestern: Am heutigen Freitag hat sich die
Lage stabilisiert. Gerade bei Unternehmensanleihen könnte Analysten zufolge die
deutliche Erholung seit dem Corona-Crash aber schon zu weit gegangen sein.
Tiefrote Aktienmärkte, Flucht in sichere Staatsanleihen: Am gestrigen Donnerstag
haben der kräftige Kursrutsch an den Aktienmärkten und die deutlichen Gewinne von
Bundesanleihen abermals gezeigt, wie labil die Lage ist. Heute ist wieder Ruhe
eingekehrt, die als solide geltenden Bundesanleihen verlieren. Dennoch liegen die
Renditen zehnjähriger Bundesanleihen bei nur minus 0,42 Prozent, vergangene Woche
waren es zeitweise minus 0,27 Prozent.
Fed plant wohl keine Zinserhöhung bis Ende 2022
Ein pessimistischer Konjunkturausblick der US-Notenbank und Ängste vor einer zweiten
Corona-Welle in den USA hatten gestern zur plötzlichen Rückkehr in den Risk-off-
Modus gesorgt. Die Fed erwartet für dieses Jahr nun einen BIP-Rückgang in den USA
von minus 6,5 Prozent, für 2021 aber schon wieder ein Plus von 5 Prozent. Für die
Kernrate der Inflation rechnet sie mit 1 und 1,5 Prozent für 2020 und 2021. "Damit
steht der konjunkturelle Ausblick einer Beibehaltung der monetären Stimuli nicht
entgegen", kommentiert Ralf Umlauf von der Helaba. "Die Fed signalisierte
entsprechend, dass es keine Zinserhöhungen bis Ende 2022 geben würde."
"S&P erwartet Ausfälle von 8,5 Prozent"
Viele Unternehmensanleihen haben sich von ihren Corona-bedingten Rücksetzern
unterdessen deutlich erholt. "Die Spreads haben sich in erstaunlich hohem Tempo
eingeengt", bemerkt Analyst Cem Keltek von der Commerzbank. Verantwortlich dafür sei
die Kombination aus Wiedereröffnungseuphorie, der Aussicht auf massive Finanzimpulse
seitens der EU und anhaltend starke Zentralbankkäufe. Es sei allerdings bereits eine
sehr steile wirtschaftliche Erholung eingepreist. "Raum für negative Überraschungen
gibt es kaum." Die fundamentalen Aussichten hätten sich parallel nur geringfügig
verbessert und Herabstufungs- und Ausfallrisiken seien nach wie vor groß. "S&P etwa
erwartet in ihrem neuen Basisszenario für die nächsten zwölf Monate in Europa bei
Speculative Grade-Papieren Ausfälle von 8,5 Prozent gegenüber 2,8 Prozent im April."
Hohes Handelsaufkommen in Lufthansa-Anleihen
Viel gehandelt, und zwar in beide Richtungen, werden Lufthansa-Anleihen (WKN A161YP,
A2YNV6), wie Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet.
"Die halten sich trotz schlechter Nachrichten gut." Beliebt bleibe außerdem die
Anleihe von FCR Immobilien mit Kupon von 5,25 Prozent und Laufzeit bis 2024 und
Papiere der Württembergischen Lebensversicherung (WKN A11QFG) mit Kupon von
ebenfalls 5,25 Prozent und Fälligkeit 2044.
Neues von Volkswagen
Volkswagen hat eine Hybridanleihe in zwei Tranchen platziert, wie Rainer Petz von
Oddo Seydler meldet. Die Erste bietet einen Kupon von 3,5 Prozent (WKN A28YCB), die
Zweite 3,875 Prozent (WKN A28YCT). Die Mindestanlagesumme liegt allerdings bei
100.000 Euro.
Publity-Bond noch bis Dienstag in der Zeichnung
Noch bis zum 17. Juni kann die neue Anleihe des Gewerbeimmobilieninvestors Publity
(WKN A254RV) gezeichnet werden. Das hauptsächlich in deutschen Ballungszentren wie
Frankfurt, München und Stuttgart tätige Unternehmen verwaltet aktuell ein
Immobilienvermögen von über 5 Milliarden Euro und hat in seiner Historie nach
eigenen Angaben über 530 Immobilien weiterverkauft.
Von: Anna-Maria Borse
12. Juni 2020, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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