FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 23. November 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nun hat der DAX zum sechsten Mal hintereinander bei unserer wöchentlichen Stimmungserhebung ein Plus produzieren können - die Ende September begonnene Rallye des Börsenbarometers hat auch in dieser Woche kein Ende gefunden und mittlerweile sprechen wir über ein zwischenzeitliches Kursplus von mehr als 21 Prozent. Indes: Die Handelsspanne des DAX betrug in der Berichtswoche lediglich 2,3 Prozent. Gut möglich, dass die in den USA verkürzte Handelswoche wegen Thanksgiving zu dieser Beruhigung beigetragen hat.

Die Meinungen der Strategen gehen derzeit weit auseinander, wobei die Stimmen derjenigen, die der derzeitigen Rallye skeptisch gegenüberstehen, lauter werden. Denn es ist keineswegs gesichert, dass die von den Akteuren als größtes Marktrisiko wahrgenommene US-Inflationsentwicklung (vgl. November-Umfrage der Bank of America) tatsächlich ihren Zenit überschritten hat. Ganz zu schweigen davon, dass etwa die US-Notenbank demnächst einen etwas weniger falkenhaften Pfad einschlagen könnte.

Verlustaversion herrscht vor

Immerhin hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont seit vergangenem Mittwoch verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index zog um 7 Punkte auf einen neuen Stand von -16 an. Interessanterweise geht dieser Zuwachs größtenteils nicht etwa auf das Konto schief liegender "bekehrter" Bären, sondern zu großen Teilen sind es vormals neutral gestimmte Investoren, die sich nun auf die Bullenseite geschlagen haben.

Dies ist insofern bemerkenswert, als diese Akteure gegenüber dem Stand unserer vergangenen Stimmungserhebung im besten Fall ihre Käufe nur um rund 1 Prozent günstiger durchführen konnten. Daher spricht einiges dafür, dass sich bei diesen Investoren eine gewisse Angst breitgemacht hat, der möglichen Entwicklung eines weiter steigenden Börsenbarometers in Richtung Jahresende mit der eigenen Performance hinterherzuhinken.

Gewinnmitnahmen bei den Privatanlegern

Bei den Privatanlegern gab es eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels verringerte sich um 8 Punkte auf einen neuen Stand von +7, wobei wir bei 4 Prozent aller Befragten Gewinnmitnahmen und eine direkte Positionsdrehung um 180 Grad von "bullish" auf "bearish" feststellen können.

Mit der heutigen Stimmungserhebung sind sich die institutionellen und die privaten Investoren stimmungstechnisch wieder näher gekommen, aber es bleibt dennoch eine deutliche Kluft zwischen beiden Panels. Dabei fällt auf, dass sich der Pessimismus bei den institutionellen Investoren gegenüber der Vorwoche fast nicht verändert hat. Dies ist auch nicht weiter erstaunlich, denn tatsächlich hat der DAX gegenüber dem Höchststand des vergangenen Berichtszeitraums (rund 14.440 Zähler) nur marginal zulegen können und im Wochenvergleich schlägt gerade einmal ein Plus von 0,7 Prozent zu Buche - zu wenig, um überzeugte Pessimisten aus dem Sattel zu heben. Nach wie vor vermuten wir, dass sich zumindest ein Teil dieser Bären im Falle eines Rücksetzers nunmehr erstmals im Bereich 13.900/13.950 als Rückkäufer zeigen dürften.

Auf der anderen Seite könnte zumindest ein Teil dieser Bären bei einem schneller als während der vergangenen Tage steigenden DAX am Ende doch noch mit entsprechenden Kapitulationskäufen zumindest für eine kleine Short-Squeeze sorgen. Beide Szenarien sind jedenfalls für den DAX als unterstützend zu werten.

23. November 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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