Die Corona-Krise hat Trends beschleunigt, etwa den zur Digitalisierung. Das zeigt sich auch im Scale-Segment mit Gewinnern in entsprechenden Bereichen. Doch nicht jedes "Zukunftsmodell" funktioniert.

17. August 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Online-Unterhaltung, Social- und Online-Trading, Erneuerbare Energien - diese Geschäftsmodelle trotzen der Corona-Krise. In diesen Bereichen tätige Unternehmen sind daher auch Top-Performer im Scale-Segment.

Nummer eins auf Sicht von einem Jahr bleibt Cliq Digital. Der Kurs, der im Juli über 11 Euro geklettert war, liegt mit 9,45 Euro am Montagmorgen zwar wieder etwas niedriger, hat sich seit August 2019 aber immer noch mehr als vervierfacht. Cliq Digital aus Düsseldorf bietet Streaming-Services an und bezeichnet sich selbst als "führendes Digital Lifestyle-Unternehmen".

Auch ansonsten haben sich die Krisengewinner an der Spitze festsetzen können: Auf den Plätzen zwei bis fünf auf Zwölfmonatssicht finden sich das Fintech The Naga Group (WKN A161NR) mit einem Plus von 125 Prozent, der Blockheizkraftwerkhersteller 2G Energy mit 92 Prozent, der Onlinebroker Flatex (WKN FTG111) mit 69 Prozent und die Investmentgesellschaft Heliad Equity Partners (WKN A0L1NN), die an Flatex beteilig ist, mit 62 Prozent.

Straucheln in Zukunftsbranchen

Schlusslichter sind Nanogate, Cyan, MIC, MyBucks und Pantaflix. Die Aktien haben seit August 2019 zwischen 47 und 94 Prozent verloren. Dem Spezialisten für Oberflächenbeschichtungen Nanogate droht die Zahlungsunfähigkeit. Das Unternehmen leidet unter dem Einbruch der Nachfrage aus der Autobranche, war allerdings auch schon vor Corona angeschlagen. Die anderen vier Unternehmen sind eigentlich in Zukunftsbranchen tätig, was aber offenbar nicht reicht: Cyan ist Anbieter von IT-Sicherheitslösungen, die MIC AG Beteiligungsgesellschaft in den Bereichen Optik, Elektronik, Glasfasersensorik und IT, MyBucks ein vor allem in Afrika tätiges Fintech und Pantaflix ein Streaming-Dienst.

Unter dem Strich haben sich die Aktien im Scale-Segment in den vergangenen vier Wochen kaum bewegt: Der Auswahlindex Scale 30 steht am Montagmorgen bei 1.166 Punkten, der den ganzen Markt abbildende Scale All Share bei 1.108 Punkten. Beide Indizes kommen damit für dieses Jahr auf ein kleines Plus. DAX und MDAX haben hingegen ihr Niveau von Ende 2019 noch nicht wieder erreicht.

Naga nicht mehr nur für spekulative Käufer

The Naga Group, mittlerweile auf Social Trading konzentriert, hat nach Ansicht von immer mehr Analysten die Wende geschafft: SMC Research ist jetzt noch optimistischer bezüglich der Aussichten und hat die Umsatzschätzungen für 2020 und danach erhöht. Das Votum lautet wegen der rasch fortschreitenden Etablierung jetzt "Buy" statt "Speculative Buy". Das Kursziel liegt jetzt bei 3,40 statt 2,50 Euro, deutlich über dem aktuellen Kurs von 2 Euro. Naga hatte lange für Enttäuschung gesorgt: Das Unternehmen war im Juli 2017 mit 2,60 Euro pro Aktie an die Börse gegangen. Die Kurse kletterten im September 2017 auf über 14 Euro, dann ging es steil nach unten bis unter 1 Euro.

Scale-Neuling: Videospielumsätze steigen durch Corona

Auch Media and Games Invest(WKN A1JGT0), der Scale-Neuzugang vom Juli, hat einige Anhänger: First Berlin Equity Research hat die "Buy"-Empfehlung für die auf die Bereiche Media und Gaming konzentrierte Beteiligungsgesellschaft bestätigt und das Kursziel von 2,80 auf 2,90 Euro (aktuell 1,27 Euro) erhöht. Damit berücksichtigen die Analysten den guten Start in das Jahr 2020. Dank des Rückenwinds vom Markt und einer M&A-Strategie, die sich auszahle, seien die Wachstumsaussichten von Media and Games Invest ausgezeichnet.

Auch GBC zeigt sich zuversichtlich und rät weiter zum Kauf der Aktie, als Kursziel nennen die Analysten jetzt 2,85 statt 2,10 Euro. Hintergrund seien das dynamische Wachstum und der starke Cashflow im Gesamtjahr 2019 sowie die positiven Auswirkungen von COVID-19 auf die Videospielumsätze. Media and Games Invest konnte auf Zwölfmonatsbasis die 100-Millionen-Euro-Umsatz-Marke knacken und ist im zweiten Quartal mit 97 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen.

Kursziel für Flatex jetzt bei 48 Euro

Dem Online-Broker Flatex trauen Analysten ebenfalls höhere Kurse zu: Hauck & Aufhäuser hat Flatex von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 44 auf 48 Euro (aktuell 39,56) angehoben. Einem Rekordauftaktquartal sei ein noch besseres zweites Quartal gefolgt, heißt es. Flatex hatte Anfang Juni den Prozess zur Aufnahme in den strenger regulierten Prime Standard eingeleitet und hofft auf eine Aufnahme in den SDAX oder TecDAX.

von: Anna-Maria Borse,

© 17. August 2020, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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