FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Inmitten der Börsentalfahrt werden auch Fonds verkauft - über alle Regionen, Märkte und Branchen hinweg. Was in die Depots genommen wird, ist marginal und selektiv, z.B. Immobilien-, Technologie- und Gesundheitsfonds.

15. September 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Die Talfahrt der großen Aktienindizes in Europa, Asien und den USA seit Mitte August erfährt im Fondshandel ihre ungebremste Fortsetzung.

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"Wir sehen fast ausschließlich Verkäufe", berichtet Matthias Präger von der Baader Bank angesichts der Marktlage. "Die Anleger bleiben verunsichert angesichts der diversen Risiken und trennen sich von ihren Beständen. Inzwischen wurden viele Stopp-Verkäufe ausgelöst." Erneut werde keine Region, keine Branche verschont.

Schnelle Verkäufe in großem Stil - Steigende Sorge vor Zinsschritten

Auch Jan Duisberg von der ICF Bank berichtet von überwiegenden Verkäufen. "Mit der Angst vor noch stärkeren und schnelleren Zinserhöhungen wird in glaublicher Geschwindigkeit und in großem Stil verkauft." Die Umsatzaktivität habe vor allem in den vergangenen fünf bis sechs Handelstagen zugelegt.

Die Umsätze sind bei der Baader Bank etwas höher als im Durchschnitt. Vor allem die Inflation und die weiter notwendigen Zinserhöhungen wirken auch nach Einschätzung von Präger im Fondsmarkt belastend.

Mittelfristig weitere Kursverluste

Auf Monatssicht ist der DAX zeitweise um mehr als 1.500 Punkte gefallen, von 13.900 auf zwischenzeitlich 12.400 Punkte. Die Steigerungen aus der schnellen sommerlichen Erholung im Juli und August seien nun ausradiert, beschreibt Präger das Geschehen. Die Marktteilnehmer erwarten mehrheitlich für die kommende Woche den nächsten großen Zinsschritt der US-Notenbank FED von 75 Basispunkten, nachdem die Inflationsdaten für August wieder enttäuscht hatten.

Nach Einschätzung der Commerzbank bleibt die Lage angespannt: "Mittelfristig erwarten wir aufgrund der weltweit immer restriktiveren Geldpolitik weiter fallende Aktienkurse", prognostiziert Andreas Hürkamp. Kurzfristig wrüde aber ein bereits sehr pessimistisches Anlegersentiment mit hohen Short-Positionen auf den S&P 500 die Märkte stützen.

Aktienfonds: Verkäufe überwiegen in fast allen Regionen

Vor allem bei deutschen, europäischen und internationalen klassischen Aktienfonds dominieren laut Baader Bank Verkäufe, wobei der Fokus auf deutschen und europäischen Nebenwerten liegt. Auf den Verkaufslisten weit oben sind entsprechend der Allianz Nebenwerte Deutschland (DE0008481763),der auf Jahressicht gut ein Drittel, auf Monatssicht gut 8 Prozent verloren hat. Wie schon im Vormonat fallen kleinere europäische Werten im Threadneedle (Lux) - European Smaller Companies 1E () in der Gunst der Anleger*innen. Präger berichtet, dass hingegen der Allianz Vermögensbildung Deutschland A (847506 | DE0008475062>) gekauft wird

Unter den internationalen Fonds-Investments wird der DWS Vermögensbildungsfonds (DE0008476524) veräußert, der vor allem in große internationale Unternehmen investiert. Zu seinen Top-Positionen gehören Alphabet A, Apple, Microsoft, Nestle und Taiwan Semiconductor. Wie im Vormonat wird der Morgan Stanley INVF Global Opportunity (LU0552385295) abgegeben.

Investments in Nischenprodukte und Mischfonds

Hingegen würde mit dem terrAssisi Aktien I AMI - P EUR DIS (DE0009847343) in ein Nischenprodukt investiert. Dieser Fonds investiert in Aktien, die den ethischen Grundsätzen des Franziskanerordens im Wesentlichen entsprechen, um den Wettbewerb hin zu mehr Kultur-, Sozial- und Umweltverantwortlichkeit zu fördern. Mit einem Minus von 6 Prozent auf Monatssicht und 2,2 Prozent innerhalb eines Jahres verliert der Fonds unterdurchschnittlich.

Bei Duisberg sind hingegen gemischte Fonds gesucht: So ist der Flossbach von Storch Multiple Opportunities II trotz seiner Kursverluste bei guten Umsätzen einer der meistgehandelten Fonds. "Er läuft eigentlich immer gut." Auch der Flossbach von Storch Multiple Opportunities R (LU0323578657) Abseits solch klassischer Mischfonds-Produkte wird aber nach seiner Einschätzung aktuell sehr genau selektiert, vor allem bei Branchenfonds.

Auch die Nachfrage nach Technologie-Titeln steigt Duisberg zufolge. Das schlage sich in attraktiven Umsätzen im BlackRock Global Funds World Technology A2 EUR Acc (LU0171310443) nieder, der sich auf europäische Techtitel fokussiert, wie in seinem US-Pendant, dem BlackRock Global Funds World Technology A2 US Acc (), den Apple, Microsoft, Tesla, Marvell und Alphabet A dominieren.

Auch defensive Fonds sind bei der ICF Bank im Kundenfokus: Gesundheits- (LU0171307068) und Medizinfonds (LU0119891520) werden gekauft. "Hier sind auch die Umsätze gut", berichtet Duisberg aus dem Handel.

Asien: Sorgen wegen Taiwan-Konflikt

Der Wirtschaftskollaps in China als Folge der immer wieder verhängten Lockdowns sorgt erneut für unterdurchschnittliche Umsätze mit Fonds, die in der asiatischen Region investiert sind. Allerdings ist hier das Bild weniger einheitlich - Käufe und Verkäufe halten sich bei Präger die Waage. Neben dem Robeco Chinese Equities - D EUR ACC (LU0187077309) wird der Robeco Asia Pacific Equities Kurs (LU0084617165) aus den Depots genommen.

Immobilienfonds: Dauerbrenner gesucht

Von Verkäufen ist der Handel nach Einschätzung von Duisberg überwiegend bei Immobilienfonds geprägt, wenngleich der Verkaufsüberhang moderat sei. Die Liquidität sei in diesem Bereich zwar zurückgegangen, bei einzelnen Titeln werde jedoch das rückläufige Niveau immer wieder zum Einstieg genutzt - etwa beim "Dauerbrenner" Fokus Wohnen Deutschland (DE000A12BSB8) oder beim SEB ImmoInvest P (DE0009802306), der optisch sehr günstig sei, sich aber von seinem Kursrutsch vom Jahresbeginn noch nicht wieder erholt habe.

Verkäufe macht Duisberg beim Grundbesitz Fokus Deutschland (DE0009807081) aus. Beim UniImmo Global Fonds (DE0009805556) sieht er ebenfalls Abgaben, der Fonds erhole sich aber sukzessive von seinem Einbruch im Juni.

Rentenfonds: Interesse flacht ab

Die Aussicht auf weiter stark steigende Zinsen hatte den Handel mit Rentenfonds nur kurzzeitig aufflackern lassen. "Das Interesse ist hier wieder spürbar abgeebbt", fasst Duisberg zusammen. "Wer sich jetzt hier engagiert, holt Stabilität ins Depot und investiert entsprechend defensiv." Renditen gäbe es schließlich nach wie vor kaum - zumal nach Abzug der Inflation. Dieses Anlegerverhalten spiegele sich in marginalen Käufen des DWS Eurorenta (LU0003549028) und des Allianz Europazins (DE0008476037) wider - zweier recht konservativer Produkte mit Fokus auf Europa.

von: Antje Erhard 15. September 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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