FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Eine Woche voller Termine steht an: Notenbankentscheidungen, wichtige Konjunkturdaten, und dann läuft auch noch die Quartalsberichterstattung weiter. Auffällig: Viele Analysten sehen Europas Aktienmärkte nun im Vorteil.

30. Januar 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). EZB, Fed, Bank of England - in dieser Woche werden eine ganze Reihe von Notenbanken zusammenkommen und aller Voraussicht nach die Zinsen weiter anheben. "Die Woche der Wahrheit hat begonnen, in welcher die Marktbewegungen des Januars einem Realitätscheck unterzogen werden könnten", schreibt die Deutsche Bank. Der DAX steht am Montagmorgen bei 15.100 Punkten nach 15.150 Zählern am Freitag zu Handelsschluss nahezu unverändert.

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"Nicht mehr Schmuddelkind"

"Offenbar ist Europa nicht mehr das ‚Schmuddelkind‘ der Weltwirtschaft", erklärt Robert Halver von der Baader Bank. Zu einer harten Energiekrise werde es wohl nicht kommen und Chinas Wiedereröffnung wirke wie Balsam. "Im Gegensatz dazu stehen in den USA die Rezessionsrisiken im Mittelpunkt." Trotz "Katapult-Start" in das neue Jahr seien Aktien aus der Eurozone und insbesondere Deutschland noch immer günstig bewertet. "Sie werden weiterhin mit einem vergleichsweise hohen Abschlag zu US-Aktien gehandelt." Die Nachholeffekte von europäischen Aktien zu US-Titeln seien somit noch nicht ausgeschöpft.

Berichtssaison eher gemischt

"Auf einmal spricht kaum noch jemand von einer Rezession", bemerkt Jan Gengel, Portfoliomanager bei der Weber Bank. Angesichts der seit Wochen rückläufigen Öl- und Gaspreise stiegen die Chancen, dass der europäischen Wirtschaft eine Rezession erspart bleibe. "Ein weitaus milderer Konjunkturabschwung ist unter Marktbeobachtern nun das wahrscheinlichere Szenario."

Doch die fulminante Marktentwicklung mahne auch zur Vorsicht. Es sei noch unklar, inwieweit die steigenden Kurse auch durch steigende Unternehmensgewinne untermauert würden. "Die noch junge Berichtssaison verläuft bislang eher gemischt." Die Unternehmen spürten mehrheitlich die Konjunkturschwäche. "Wir gehen davon aus, dass sich an diesem Bild wenig ändert. Die Unternehmensgewinne sollten auf globaler Ebene leicht rückläufig bleiben." Für einige Branchen ist die Bank allerdings optimistischer gestimmt. Vor allem Finanz-, Industrie- und Luxusgüteraktien hält sie für attraktiv.

"Bäume wachsen nicht in den Himmel"

"Die Lage ist nicht so schlecht wie Mitte 2022 befürchtet, doch gut ist sie auch noch nicht", meint auch die DWS. Die Analysten halten es für verfrüht, auf Basis der vergangenen Wochen ihre Jahresendprognosen für den S&P 500 von 4.100 Punkte nach oben zu revidieren. Für Europa und Asien seien eine Anpassung nach oben aber möglich.

"Doch auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel." Gründe für erneute Volatilitäten gebe es genug, sei es die Entwicklung der Kerninflation, der Margendruck auf Unternehmen, die geringe Kauflust, das nur nominal existierende Wachstum sowie der Ukrainekrieg. "Wir rechnen also mit wiederkehrender Volatilität und Kursrücksetzern im Jahresverlauf und raten zu etwas Geduld."

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Dienstag, 31. Januar

11.00 Uhr. Eurozone: BIP viertes Quartal 2022. Am Markt wird ein leichter Rückgang um 0,1 Prozent erwartet, auf das Jahr gerechnet ergäbe das ein Plus von 1,7 Prozent.

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise Januar. Die Deutsche Bank prognostiziert einen Sprung auf 9,3 Prozent. Die Gründe: der weggefallene Einmaleffekt im Dezember (Gas- und Abschlagszahlung) sowie Preisanpassungen zum Jahreswechsel. In den nächsten Monaten werde die Inflation aber wohl wieder zurückgehen.

Mittwoch, 1. Februar

11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Januar. Laut DekaBank war die Inflation gegenläufigen Einflüssen ausgesetzt und dürfte geringfügig auf 9,1 Prozent zurückgegangen sein.

20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Die US-Notenbank wird ihren Leitzins wohl um lediglich 25 Basispunkte anheben, meint die Commerzbank. Die Wirtschaft kühle sich wunschgemäß ab, und der Inflationsdruck scheine merklich nachzulassen. Der Zinsgipfel sei daher nicht mehr weit entfernt.

Donnerstag, 2. Februar

13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Die Märkte preisen eine Anhebung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte ein.

14.15 Uhr. Eurozone: Zinsentscheid der EZB. Am Markt wird fest mit einem weiteren Zinsschritt von 50 Basispunkten gerechnet. Erhofft werden Informationen zum weiteren Vorgehen, viele rechnen für den März nun mit einem kleineren Zinsschritt.

Freitag, 3. Februar

14.30 Uhr. USA: Arbeitsmarktzahlen Januar. Der US-Arbeitsmarkt verliert an Schwung, meint die Commerzbank. Die Analysten gehen davon aus, dass das Stellenplus im Januar weiter auf 180.000 abnimmt.

von: Anna-Maria Borse, 30. Januar 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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