FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Niedrigere Gaspreise, rückläufige Inflation, Chinas Öffnung - es sieht nicht mehr ganz so rabenschwarz aus. Doch wurde letzte Woche einmal mehr deutlich: Die Notenbanker lassen nicht locker und halten an ihrem Kurs steigender Leitzinsen fest.

23. Januar 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem Rutsch unter 15.000 Punkte am Donnerstag stehen die Zeichen für die neue Handelswoche wieder auf Grün. Rückenwind kommt von der Wall Street: Dort hatte der S&P 500 am Freitag um 1,9 Prozent zugelegt, der Nasdaq um sogar 2,7 Prozent. Treiber waren unter anderem starke Zahlen von Netflix. Der DAX steht am Montagmorgen bei x Punkten nach 15.034 Zählern am Freitag zu Handelsschluss.

Am Donnerstag war es zum ersten ernsthaften Kursrücksetzer im neuen Jahr gekommen. Der Auslöser: Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch von einer weitgehend stagnierenden US-Wirtschaft berichtet. Zudem betonte EZB-Chefin Christine Lagarde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, dass die Inflation nach wie vor für viel zu hoch sei und die Notenbank beim Kampf gegen die Teuerung weiter "auf Kurs" bleiben müsse. Erhoffte Hinweise auf die kleinere Zinserhöhungsschritte blieben aus.

Chinas Öffnung = Wachstumschancen

Nach vielen schlechten Nachrichten gibt es derzeit allerdings auch gute: Die Gaspreise sind deutlich gesunken. Und das Ende der restriktiven Corona-Politik in China macht Hoffnungen auf eine mildere - oder sogar ganz ausbleibende - Rezession. "Die Annahme, dass der Inflationsgipfel hinter uns liegt und sich die europäische Konjunktur besser schlägt als erwartet, ist neben dem bislang milden Winter auch China zu verdanken", bemerkt Claudia Windt von der Helaba. Dessen Öffnung biete nach einer kurzfristigen Schwächephase durch die Infektionswelle Chancen für höheres Wachstum.

"Nervöse Aktienmärkte, überdurchschnittliche Schwankungen"

Nach Einschätzung von Andreas Hürkamp von der Commerzbank haben sich die Perspektiven für die DAX-Unternehmensgewinne durch den unerwartet kräftigen Rückgang der Gaspreise und das überraschend frühe Auslaufen der Corona-Politik in China zwar kurzfristig verbessert. "Doch spricht das zunehmend restriktive monetäre Umfeld für rückläufige DAX-Gewinnerwartungen."

Er geht davon aus, dass die DAX-Unternehmensgewinne 2023 um 10 Prozent fallen werden. "Daher erwarten wir in den kommenden Monaten nervöse Aktienmärkte mit überdurchschnittlich hohen Kursschwankungen."

"Aufwärtstrend maximal verhalten"

Laut Christoph Geyer könnte es sich bei der Korrektur am Donnerstag um eine Eintageskorrektur gehandelt haben. "Der freundliche Wochenschluss deutet darauf hin, dass mit dem Einbruch die Korrektur bereits abgearbeitet wurde", erklärt der unabhängige Charttechniker. "Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass die Indikatoren Verkaufssignale generiert oder Divergenzen gebildet haben." Da die Statistik bis Mitte Februar keine klare Aufwärtsbewegung anzeige, werde ein weiterer Aufwärtstrend wohl maximal verhalten verlaufen. "Insgesamt stellt sich die Lage zwar weiterhin positiv dar, zu viel nach oben sollte aber in der neuen Woche nicht erwartet werden."

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

In den USA geht die Berichtssaison weiter, diese Woche legen etwa Boeing, Microsoft und Tesla ihre Zahlen über das abgelaufene Quartal offen. Hierzulande berichten unter anderem SAP und Sartorius.

China: Neujahrsfest. Die Börsen bleiben wegen der Feiertage zum chinesischen Neujahr vom Montag bis Freitag geschlossen.

Dienstag, 24. Januar

9.30/10.00 Uhr. Deutschland/Eurozone: Einkaufsmanagerindex Januar. Die Erwartungen einer besseren Konjunktur dürften durch die Einkaufsmanagerindizes noch einmal Nahrung erhalten, meint die Helaba.

Mittwoch, 25. Januar

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Januar. "Die große Korrektur nach oben bei den Stimmungsindikatoren hält auch im Januar an", schreibt die DekaBank. Der Index werde den Aufwärtstrend fortsetzen, vor allem die Geschäftserwartungen würden sich verbessern. Noch seien sie aber weit unterhalb des Konjunkturpfades und müssten nun zu diesem nach oben aufschließen.

Donnerstag, 26. Januar

14.30 Uhr. USA: BIP viertes Quartal 2022. Nach dem vergleichsweise kräftigen Anstieg im Oktober und November ist das BIP im Dezember nach Einschätzung der DekaBank geschrumpft. Für das vierte Quartal rechnet die Bank dennoch mit einem deutlichen Anstieg.

14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Güter Dezember. Nach Einschätzung der Deutschen Bank könnten die Auftragseingänge "robust" zugenommen haben.

Freitag, 27. Januar

14.30 Uhr. USA: Deflator der privaten Konsumausgaben Dezember. Das von der US-Notenbank präferierte Maß für Inflation sollte der Deutschen Bank zufolge von 4,7 auf 4,4 Prozent gesunken sein.

von: Anna-Maria Borse, 23. Januar 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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