FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Schifffahrt, Digitales, Umweltfonds, Rohstoffe - das sind die Branchen im Scale-Segment, die sich derzeit besonders gut schlagen. Die umsatzstärksten Aktien hinken vom Kurs allerdings oft hinterher. Drei Fragen gehen diesmal an Michael Plettner, Vorstandsvorsitzender Deutsche Grundstückauktionen.

17. Januar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Für das Scale-Segment ist ein erfolgreiches Jahr zu Ende gegangen: Von Januar bis Dezember 2021 stieg der Scale All Share um 30 Prozent, seit Start des Segments für kleine und mittelgroße Unternehmen im März 2017 sind es über 90 Prozent.

Umsatzstärkster Scale-Titel 2021 war Cliq Digital, der Anbieter von mobilen Spielen, Apps, Software und Unterhaltung: Im abgelaufenen Jahr wurden auf Xetra und dem Frankfurter Parkett Cliq Digital-Aktien im Wert von 294 Millionen Euro gehandelt. Viel um ging außerdem in Aktien von Mynaric (272 Millionen Euro), Exasol (240 Millionen Euro), Media and Games Invest (229 Millionen Euro), 2G Energy (228,7 Millionen Euro) und Formycon (203 Millionen Euro).

Zu den großen Kursgewinnern gehörte die Cliq Digital-Aktie 2021 allerdings nicht: Nach einem rasanten Anstieg bis auf 41 Euro in den ersten Monaten des vergangenen Jahres ging es ebenso schnell wieder nach unten, aktuell kostet die Aktie nur noch 21,64 Euro. Aktionäre von Mynaric und Exasol kommen für 2021 sogar auf kräftige Verluste. Zu den Zugpferden für das Segment gehörten auch die anderen Umsatzspitzenreiter Media and Games Invest, 2G Energy und Formycon nicht.

Höchste Kurszuwächse: Ernst Russ, JDC und Deutsche Rohstoff

Kursspitzenreiter sind ganz andere: Da ist zum einen die Ernst Russ AG (DE000A161077), Reederei und "maritimer Investmentmanager". Das Unternehmen profitiert von der extrem hohen Nachfrage nach Containertransporten und dem kräftigen Anstieg der Charterraten. Seit Mitte Januar 2021 hat sich der Kurs mehr als verdreifacht.

Mehr als verdoppelt hat sich der Kurs der JDC Group (DE000A0B9N37), die unter den Marken Jung, DMS & Cie., allesmeins und Geld.de eine digitale Plattform für Versicherungen, Investmentfonds und weitere Finanzprodukte anbietet. Ebenfalls auf satte Gewinne kommen Aktionäre der Deutschen Rohstoff AG (DE000A0XYG76), die vom Rohstoffboom profitiert, des Hamburger Fonds- und Vermögensmanagers Lloyd Fonds (DE000A12UP29) und des Ökofondanbieters ÖkoWorld (DE0005408686). Lloyd Fonds kommt die Neuausrichtung zugute, ÖkoWorld das hohe Interesse an Umweltfonds. Neu im Spitzenteam ist die Hamburger Mediengruppe Edel SE (DE0005649503). Der Kurs ist auf Zwölfmonatssicht von 2,22 auf 5,40 Euro geklettert.

Am Montagmorgen liegt der Scale All Share bei 1.903 Punkten, etwas über den 1.866 Punkten vor einem Monat und etwas unter dem Allzeithoch von 1.969 Zählern. Der Auswahlindex Scale 30 steht aktuell bei 1.567 nach 1.572 Punkten vor einem Monat und damit weiter deutlicher unter seinem Rekord von 1.835 Zählern.

Naga: Gute Nerven gefragt

Extrem volatil zeigt sich derzeit die Aktie von The Naga Group (DE000A161NR7), dem Anbieter des sozialen Netzwerks für Handelsgeschäfte, Kryptowährungen und Zahlungen: Nachdem sie im Februar 2021 eingebrochen war, sich dann aber berappelte, geht es seit November wieder nach unten. Aktuell kostet die Aktie 6,09 Euro. Daran ändern auch die guten Zahlen für 2021 nicht viel. Vergangenen Donnerstag meldete das Hamburger Fintech, die Jahresprognose 2021 mit einem Konzernumsatz von 55,3 Millionen Euro übertroffen zu haben. Außerdem kündigte Naga die "weltweit erste Web3-Krypto-Social-Trading-Plattform" an. Im November hatte Naga für dieses Jahr einen Börsengang an der US-Technologiebörse Nasdaq in Aussicht gestellt. Als Web3 wird die Idee für eine neue Form des Internet bezeichnet, die auf Blockchains, Dezentralisierung und eine tokenbasierte Ökonomie basiert.

Deutsche Grundstücksauktionen: Anstieg mit Rücksetzern

Analystenbewertungen für Scale-Aktien waren diesmal - bedingt durch die Weihnachtspause - rar gesät. Eine Kaufempfehlung von GBC kam vergangene Woche für Deutsche Grundstücksauktionen (DE0005533400). Nach Veröffentlichung erster Zahlen für 2021 raten die Analysten weiter zum Einstieg und nennen ein Kursziel von 29,50 Euro (aktuell 24,40). Deutsche Grundstücksauktionen (s. Interview) habe einen neuen Umsatzrekord erzielt, heißt es. Zum "erfolgreichsten Geschäftsjahr in der Unternehmensgeschichte" habe auch die Entwicklung der fünf Tochtergesellschaften beigetragen. Außerdem habe das Unternehmen angekündigt, die bisherige Dividendenpolitik mit einer sehr hohen Ausschüttungsquote weiter fortzusetzen.

Drei Fragen ..

.. an Michael Plettner, Vorstandsvorsitzender Deutsche Grundstückauktionen

Sie waren vom ersten Handelstag des Scale-Segments 2017 dabei, abgesehen von einem Rücksetzer 2019/2020 hat sich die Aktie gut entwickelt. Wie erklären Sie sich den Verlauf?

Die Kursentwicklung bildet die geschäftliche Entwicklung von Deutsche Grundstückauktionen gut ab: Seit einigen Jahren geht es kontinuierlich aufwärts, von dem erwähnten Rücksetzer einmal angesehen.

Gemäß vorläufigen Zahlen für 2021 konnten Sie den Objektumsatz um fast 24 Prozent steigern, ein neuer Rekordwert. Liegt das vor allem am Immobilienpreisanstieg?

Es liegt einerseits tatsächlich an den insgesamt gestiegenen Immobilienpreisen, andererseits ist es aber auch gelungen, mehr großvolumige Objekte einzuliefern und zu verkaufen.

Aus Anlegersicht: Was spricht für Ihre Aktie?

Wir sind seit über 20 Jahren ein Dividendentitel mit einer sehr hohen Ausschüttungsquote. Und das soll auch zukünftig so bleiben.

Die Deutsche Grundstückauktionen AG (DGA) hat sich auf die Versteigerung solcher Immobilien spezialisiert, die von den Eigentümern freiwillig veräußert werden. Zum Verbund des Unternehmens gehören neben dem Berliner Auktionshaus vier regional aufgestellte Auktionshäuser sowie ein Internet-Immobilienauktionshaus. Die DGA Muttergesellschaft hat ihren Unternehmenssitz in Berlin und blickt mittlerweile auf eine mehr als dreißigjährige Unternehmensgeschichte zurück. Die Aktie ist seit Juni 1999 an der Börse notiert, seit 2017 im Scale-Segment.

von: Anna-Maria Borse

© 17. Januar 2022, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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