FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Notenbanker lassen nicht locker, sie machen immer wieder deutlich, dass der Leitzinsanstieg weitergeht. Der Einbruch am Aktienmarkt lässt Anleger*innen in "sichere Häfen" fliehen.

10. März 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Notenbanken geben weiter den Takt vor. Diese Woche war es US-Notenbankchef Jerome Powell, der Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Leitzinserhöhungen zunichte machte. Powell hatte am Dienstag vor dem Bankenausschuss des US-Senats erklärt, dass die Zinsen schneller und höher steigen könnten als bislang erwartet und zudem für längere Zeit dort bleiben könnten.

"Auch der ADP-Report mit Arbeitsmarktzahlen und das Beige Book geben keinen Anlass, an dem grundsätzlichen Zinserhöhungswillen der Fed zu zweifeln", kommentiert Ralf Umlauf von der Helaba. In der Eurozone hatte sich zuletzt der französische Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau für ein weiter entschlossenes Vorgehen gegen die Inflation ausgesprochen.

Kursrutsch am Aktienmarkt, Anleihen wieder gefragt

"Die Rentenmärkte gingen auf Tauchstation", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank. Am gestrigen Donnerstagabend sah es dann aber plötzlich wieder anders aus: Der Zusammenbruch der Krypto-Bank Silvergate Capital und der Kursabsturz des Finanzierers von Tech-Unternehmen SVB Financial ließ die Nervosität explodieren. Bloomberg spricht mit Blick auf die Wall Street vom "größten Ausverkauf im Bankensektor seit fast drei Jahren". Der Grund: Die Ereignisse führten vor Augen, welche Folgen höhere Zinsen haben können. Anleger*innen reagieren mit der Flucht in sichere Häfen.

Zehnjährige Bundesanleihen rentierten diese Woche zwischenzeitlich mit 2,74 Prozent, am Freitagmorgen sind es wieder nur 2,47 Prozent. Die Rendite für zweijährige Bundesanleihen lag im Hoch bei 3,38 Prozent, aktuell sind es wieder 3,08 Prozent.

Anleger*innen, die mehr wollen, setzten zum Beispiel auf Rumänien-Anleihen, wie Brunner feststellt. Gefragt sei eine bis 2028 laufende Anleihe mit Kupon von 2,875 Prozent (XS1420357318). Die Rendite liegt aktuell bei 5,7 Prozent.

Guter Schlaf dank Staats- oder Investment-Grade-Anleihen

Unternehmensanleihen waren diese Woche weiter gefragt - wenn sie eher kurz laufen und von "guten" Adressen stammen. "Warum sollte man sich diesem sehr datenabhängigen, nachrichtengetriebenen Aktienumfeld aussetzen, wenn man mit Staats- oder Investment-Grade-Anleihen mit kurzer Laufzeit nachts ruhig schlafen kann”, erklärt Charlie McElligott von Nomura Securities, wie Bloomberg meldet. Er kenne Aktienfondsmanager, die ihre Portfolios mit bis zu 50 Prozent kurzlaufenden Anleihen von Blue-Chip-Unternehmen bestückten. "Kurzfristig sind Bargeld und Investment-Grade-Unternehmensanleihen die beste Möglichkeit, sich zu positionieren”, wird auch Thomas Hempell von Generali Investments zitiert.

"Das ist das, was wir auch sehen", kommentiert Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. "Unternehmensanleihen mit kurzen und mittleren Laufzeiten kommen gut an, solche mit langen nicht."

Eon, Symrise und Grenke auf Einkaufslisten

Käufe sieht Daniel für eine bis 2028 laufende Eon-Anleihe mit Kupon von 3,5 Prozent (XS2574873266), eine 2025 fällige Anleihe des Duft- und Geschmacksstoffspezialisten Symrise mit 1,25 Prozent (DE000SYM7720) und einen Bond von Grenke Finance mit Fälligkeit 2025 und Kupon von 0,625 Prozent (XS2078696866). "Bei Grenke entspricht das bei einem Kurs von 91 Prozent einer Rendite von 5,96 Prozent", bemerkt Daniel. Brunner meldet Käufe für Fresenius Medical Care-Anleihen mit Kupon von 3,875 Prozent und Fälligkeit 2027 (XS2530444624).

Außerdem auf den Einkaufslisten: die Hochzinsanleihe des finnischen Finanzdienstleisters Multitude (ehemals Ferratum) mit 9,563 Prozent bis 2025 (NO0012702549). Käufe und Verkäufe sieht Brunner für Bonds des Solarunternehmens Greencells mit 6,5 Prozent bis 2025 (DE000A289YQ5) sowie des französischen Pflegekonzern Orpea mit 2,625 Prozent bis 2025 (FR0013322187). "Bei Orpea gibt es immer wieder Gerüchte bezüglich einer Umstrukturierung."

Neue "grüne" Anleihe von Sowitec

Noch bis zum 28. März in der Zeichnung über die Börse ist ein neuer Green Bond der Sowitec Group (DE000A30V6L2), ein Solar- und Windkraftentwickler aus Sonnenbühl in Baden-Württemberg mit Tätigkeitsschwerpunkt Südamerika. Diese bietet 8 Prozent im Jahr und läuft fünf Jahre, Mindestanlagesumme sind 1.000 Euro.

Mehr dazu auf den boerse-frankfurt.de/sowitec-group-gmbh

von: Anna-Maria Borse, 10. März 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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