Börse Frankfurt-News: "Tauschoperationen bei US-Indexfonds" (ETFs)
15.10.2024 | 17:23
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die vor knapp einem Jahr durchgeführte Kostensenkung hat die Nachfrage nach einem US-Indexfonds spürbar belebt. Immer beliebter werden Anleihe-ETFs. Das Interesse an aktiv gemanagten ETFs nimmt ausgehend von einem relativ niedrigen Niveau ebenfalls zu.
15. Oktober 2024. Zu Beginn der Quartalsberichterstattung in den USA überwiegt bei den Anlegerinnen und Anlegern im ETF-Handel der Optimismus. "Bei gut behaupteten Aktienmärkten hatten wir bei leicht rückläufigen Umsätzen ca. 70 Prozent mehr Käufe als Verkäufe", bilanziert Holger Heinrich von der Baader Bank. Frank Mohr von der Société Générale spricht von einer "recht guten Woche" und ebenfalls von einem Kaufüberhang. "Der fällt aber nicht mehr ganz so stark aus wie im Durchschnitt der vergangenen Monate".
Dominiert wird der Handel unverändert von dem starken Interesse an globalen und amerikanischen Aktienindizes, die bei der Société Générale 60 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Ein Grund dafür könnte laut Mohr die zunehmende Nachfrage nach Sparplänen sein, die oftmals zur Stärkung der Altersvorsorge eingesetzt werden. "Hier sind vor allem die breit diversifizierten Indizes gesucht", erklärt der Händler. Großes Kaufinteresse ruft der iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983) hervor. Heinrich berichtet von Käufen des Xtrackers MSCI World ex USA (IE0006WW1TQ4) und des Amundi Prime All Country World (IE0003XJA0J9).
Kostenvorteile wirken sich positiv aus
In den Reihen der US-Indexfonds kam es erneut zu starken Käufen des auch unter dem Namen "Spider" bekannten SPDR S&P 500 (IE00B6YX5C33), während es bei vergleichbaren ETFs teilweise zu Abflüssen kam. "Es sieht so aus, als würde es hier gezielte Tauschoperationen geben", vermutet Mohr mit Blick auf die schon vor knapp einem Jahr deutlich gesenkten Gebühren des "Spider". Seitdem hat sich die Zahl der verkauften ETFs fast verdoppelt, während viele Konkurrenzprodukte vergleichsweise moderate Zuwächse bei den verkauften Stückzahlen ausweisen. In der vergangenen Woche überwogen beim Vanguard S&P 500 (IE00B3XXRP09) und dem BNP Paribas Easy S&P 500 (FR0011550185) sogar die Verkäufe. "Die Kosten sind auch bei diesen Produkten sehr gering, aber gerade bei den institutionellen Anlegern zählt wahrscheinlich jeder Basispunkt an Gebühren", erklärt Mohr.
Aktives Trading mit China-ETFs
Die Trading-affine Kundschaft von Lang & Schwarz nutzt aktuell vor allem die starken Schwankungen an den chinesischen Aktienmärkten. "Hier wird in beide Richtungen sehr viel gehandelt", berichtet Andreas Schröer. Im Fokus stehen vor allem der iShares MSCI China A (IE00BQT3WG13) und der HSBC Hang Seng TECH (IE00BMWXKN31). Ebenfalls "sehr viel Geschäft auf beiden Seiten" registriert der Händler für den iShares Core MSCI EM IMI (IE00BKM4GZ66).
Bei den Umsätzen in Branchen-ETFs ist das Tech-Segment weiter klar führend. Mohr sieht bei unverändertem Kaufüberhang aber auch "einiges an Gewinnmitnahmen". Während der iShares S&P 500 Information Technology Sector (IE00B3WJKG14) und der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (IE00BGV5VN51) vorrangig gekauft werden, überwiegen für den Amundi S&P Global Information Technology ESG (IE000E7EI9P0) die Abgaben.
Anleihen: Sehr kurz und sehr lang
Erhöhtes Interesse wecken im aktuellen Umfeld die Anleihen-ETFs.
Fleißig gehandelt werden neben den seit vielen Monaten sehr
beliebten "Overnight-Produkten" (LU0290358497 und
Bei den Kryptowährungen hält sich das Interesse aktuell weitestgehend in Grenzen. Einige Anlegerinnen und Anleger nutzen die relativ hohe Volatilität dieses Segments aber weiterhin für Investitionen. Ivo Orlemann, Händler bei der ICF Bank, berichtet von Käufen des 21Shares Ripple XRP (CH0454664043). Dieser Indexfonds hat sich auf Jahressicht unter dem Strich kaum bewegt, bot bei einer Schwankungsbreite von 11 bis 19 Euro aber immer wieder Möglichkeiten für kurzfristige Trades.
Reger
Das Segment der aktiv gemanagten ETFs ist mit einem Anteil von rund zwei Prozent am gesamten europäischen ETF-Vermögen noch ein Nischenmarkt. Ivan Durdevic von J.P. Morgan Asset Management sieht hier aber großes Potenzial. "Nachdem sich die aktiven ETFs zunächst bei professionellen Investoren etabliert haben, lässt sich nun eine stark wachsende Nachfrage auch bei Privatanlegerinnen und -anlegern erwarten". Als entscheidende Vorteile sieht er die "Kombination eines aktiven Managements mit der Flexibilität, Benutzerfreundlichkeit sowie den geringeren Kosten des ETF-Mantels". An Auswahl mangelt es dabei nicht. Seit 2020 sind weltweit mehr aktive als passive ETFs aufgelegt worden, in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Markt für aktive ETFs fast jährlich verdoppelt.
Mohr berichtet aus dem Handel der Société Générale, dass die aktiven ETFs tatsächlich "deutlich mehr gehandelt" werden, an die Top-Umsätze der klassischen Indexfonds aber "noch nicht heranreichen". Relativ stark nachgefragt war zuletzt vor allem der auf Allzeithoch notierende JPM US Research Enhanced Index Equity (ESG). Hier soll auf lange Sicht durch einen "fundamentalen Bottom-up-Titelauswahlprozess" der S&P 500 (TR) als Benchmarkt outperformt werden (IE00BF4G7076).
Von Thomas Koch, 15. Oktober 2024, © Deutsche Börse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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