FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Was die weitere Entwicklung von DAX, Dow Jones und Co angeht, sind Anleger*innen so unentschieden wie selten. Auch bezüglich Gold, Öl oder Euro/US-Dollar gehen die Einschätzungen auseinander - ebenfalls bei den stark beachteten US-Tech-Werten.

9. Juni 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Gute Nachrichten sind derzeit rar gesät: Ukraine-Krieg, extrem hohe Energiepreise, die drohende Rezession und steigende Zinsen halten die Märkte in Schach. Anleger*innen fragen sich, wie es weitergeht. "Seit Wochen pendelt der DAX zwischen rund 13.500 und 14.500 Punkten, ohne klare Tendenz. Anleger positionieren sich daher mal in die eine, mal in die andere Richtung", erklärt Anouch Wilhelms von Société Générale. Simon Görich von der Baader Bank hat ein vorsichtigeres Agieren beobachtet. "Absicherung ist wichtig, die Strikes werden konservativer gewählt."

Beliebteste Basiswerte sind den Händlern zufolge Aktienindizes wie DAX, Nasdaq, S&P 500 und Dow Jones, aber auch Gold und Öl und - erstmals seit längerer Zeit - das Währungspaar Euro/US-Dollar. "Bei den Einzelaktien sind vor allem US-Werte wie Tesla gefragt", meldet Markus Königer von der ICF Bank. Auch er kann keine eindeutige Richtung erkennen.

Mal bullish, mal bearish

Am Donnerstagmittag - vor der am Nachmittag anstehenden EZB-Sitzung - steht der DAX bei 14.365 Punkten. Seit Jahresanfang ergibt das ein Minus von rund 10 Prozent. Dow Jones und Nasdaq hatten gestern leicht im Minus geschlossen und kommen seit Jahresanfang auf Verluste von 10 bzw. 24 Prozent.

Königer meldet hohe Umsätze für bullishe und bearishe Zertifikate auf die großen Aktienindizes, zum Beispiel für Open-end-Knock-out-Calls auf den DAX (DE000DFV96P0) sowie Put-Optionsscheine auf den Nasdaq 100 (DE000PD5VYS4) und den S&P 500 (DE000VQ4TKL2). Wilhelms zufolge setzen Anleger*innen auf Knock-out-Puts auf den DAX (DE000SF6ZA33, DE000SH8B599) sowie Calls auf Nasdaq (DE000SN1FAA9) und Dow Jones (DE000CL9A6Z2).

"Anlageprodukte für deutsche Aktien, Hebelprodukte für US-Tech-Werte"

Beliebteste Einzelwerte sind einmal mehr US-Technologieaktien. "Tesla, Amazon und Apple stehen bei uns ganz oben, erst dann folgt mit Bayer ein deutscher Wert", stellt Königer fest. Viel um ging etwa in Call- und Put-Optionsscheinen auf Tesla (DE000VX5WA26, DE000VQ21H03), Open-End-Knock-Out-Calls auf Amazon (DE000VV232N1) und Put-Optionsscheinen auf Apple (DE000VX2J087).

Auch Wilhelms sieht Tesla-Zertifikate vorne in der Gunst der Anleger, etwa ein Open-end-Knock-out-Call auf den Elektroautobauer (DE000CU8PDJ7). Die Aktie hat seit Jahresanfang rund 40 Prozent verloren. Wilhelms beobachtet aber auch Nachfrage nach Produkten auf deutsche Aktien, etwa auf die Deutsche Bank. "Auffällig ist außerdem das Interesse an Zalando." Die Zalando-Aktie hat seit vergangenem Sommer sogar rund zwei Drittel ihres Werts verloren. "Hier sind Discount-Zertifikate gefragt", stellt der Derivateexperte fest. Was deutsche Einzelwerte angeht, sieht er generell eine hohe Nachfrage nach Anlageprodukten. "Bei US-Einzelwerten sind es eher Hebelprodukte."

Laut Görich setzten sich aber auch einige außergewöhnliche Produkte in der Spitzengruppe fest, etwa Open-end-Knock-out-Calls auf das US-Softwareunternehmen Synopsys (DE000SN09SX5) und auf Sony (DE000KG28SA4).

Ölpreis: Steigt er noch weiter?

Ebenfalls weiter im Fokus: der Ölpreis. Der ist wieder deutlich gestiegen: Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent liegt aktuell wieder bei 124 US-Dollar und nähert sich damit dem März-Hoch von 133 US-Dollar. Einigkeit über die weitere Entwicklung herrscht auch hier nicht: Kunden der Société Générale setzen auf ein Faktor-Tracker-Short-Optionsschein mit Hebel 15 auf Brent Crude (DE000SH86B31), aber auch auf klassische Partizipationszertifikate auf Rohöl (DE000CU0L1S5). Königer meldet ebenfalls hohe Umsätze für Zertifikate auf Brent, etwa in Open-End-Knock-Out-Calls auf Brent Crude (DE000VX7SUN3), aber auch in Put-Optionsscheinen (DE000VX8BR78).

Viel gehandelt wurden auch Zertifikate auf Emissionsrechte, wie Görich feststellt, etwa ein Tracker-Zertifikat auf CO2 (DE000CU3RPS9).

Gold: "Mit Discount-Zertifikaten von Seitwärtsbewegung profitieren"

Auch bei Gold beobachtet Königer Positionierungen in beide Richtungen, mit Open-end-Knock-out-Calls (DE000PF06PF6) und -Puts auf den Goldpreis (DE000HG30PX4). Wilhelms berichtet von viel Interesse an Open-end-Knock-out-Calls auf Gold (DE000SD6QEZ6), aber auch an Discount-Zertifikaten, zum Beispiel mit Cap bei 1.875 US-Dollar und Währungsabsicherung (DE000SF6K307). "Wenn beim Goldpreis nicht viel passiert, können Anleger mit Discount-Zertifikaten von einer Seitwärtsbewegung profitieren."

Euro/US-Dollar interessanter als Bitcoin & Co.

Anders als in den Vormonaten wird aktuell auch der Euro/US-Dollar-Wechselkurs viel beachtet, die starke US-Währung macht sich bemerkbar. Mitte Mai hatte sich das Währungspaar der Parität genähert, aktuell kostet ein Euro allerdings wieder 1,07 US-Dollar. Kund*innen der Société Générale positionieren sich zum Beispiel in Open-End-Knock-Out-Puts (DE000SF7MT02).

Nicht viel los ist Königer zufolge im Bereich der Kryptowährungen. Der Totalverlust des Stable-Coin Terra sitzt Anleger*innen noch in den Knochen. Der Bitcoin wird um 30.000 US-Dollar gehandelt, im Allzeithoch im November waren es fast 69.000 US-Dollar. Auf der Liste der meistgehandelten Einzelprodukte in den vergangenen vier Wochen finden sich bei der ICF Bank noch das Partizipationszertifikat auf Ethereum von Vontobel (DE000VQ552V2) und zwei Vontobel-Bitcoin-Tracker (DE000VQ63TC1, DE000VX1BTC7).

von: Anna-Maria Borse 9. Juni 2022, © Deutsche Börse AG

Über die Autorin

Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.

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