An der Börse haben seit einigen Wochen mal die Bullen, mal die Bären Oberhand. Zu Wochenbeginn geht es im DAX wieder nach oben. Doch nach einer Wiederaufnahme der Rally sieht es nicht aus.

10. August 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der DAX bewegt sich weiter im Spannungsfeld zwischen Konjunkturoptimismus auf der einen und steigenden Corona-Zahlen und Handelsstreit zwischen den USA und China auf der anderen Seite. Positiv auswirken könnten sich Analysten zufolge die neuen Corona-Erlasse von US-Präsident Trump, die unter anderem eine Kürzung der Lohnnebenkosten und einen verlängerten Zuschlag zur Arbeitslosenhilfe vorsehen. Allerdings muss der US-Kongress noch zustimmen.

Am Montagmorgen liegt der DAX bei 12.700 Punkten, nachdem er am Freitag bei 12.650 Zählern aus dem Handel gegangen war. Die Vorgaben aus den USA und Asien sind gemischt: Der Dow Jones hatte am Freitag leicht zu gelegt, während es an der zuvor von Rekordhoch zu Rekordhoch eilenden Nasdaq Gewinnmitnahmen gab. Asiens Börsen begannen die neue Woche ohne klare Richtung.

Weiter hohe Unsicherheit signalisiert der Goldpreis: Der ist vergangene Woche über 2.000 US-Dollar auf ein neues Allzeithoch von 2.069 US-Dollar die Feinunze gestiegen, am Montagmorgen sind es mit 2.035 US-Dollar kaum weniger. Auffällig ist derzeit auch die Euro-Stärke: Ende der Woche kostete die Gemeinschaftswährung etwas mehr als 1,19 US-Dollar, das war der höchste Stand seit zwei Jahren.

"Atempause bei Gold dringend geboten"

Laut Claudia Windt von der Helaba haben Aktien zuletzt von günstigen Unternehmensergebnissen sowie dem Rückgang bei den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung in den USA profitiert. "Sollte sich dies diese Woche fortsetzen und in den USA das weitere Hilfspaket beschlossen werden, könnten Aktien weiter zulegen." Für Gold sei hingegen eine Atempause dringend geboten. "In Relation zu US-Dollar, Zinsen sowie Zinserwartungen ist das Edelmetall bereits sehr weit vorgeprescht."

Wiederanstieg der Infektionszahlen nicht grundsätzlich gefährlich

Nach Einschätzung der DekaBank dürfte der erneute leichte Anstieg der Corona-Neuinfektionszahlen regional begrenzt bleiben und damit die wirtschaftliche Erholung zwar leicht bremsen, aber nicht grundsätzlich gefährden. "Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturindikatoren bestätigen, dass sich das wirtschaftliche Umfeld nach dem Ende der Rezession weiter verbessert." Die Gewinneinbrüche im zweiten Quartal seien nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Das zweite Quartal markiere den Tiefpunkt bei den Unternehmensgewinnen, danach werde es aufwärts gehen. Enorme Unterstützung erfahre der Aktienmarkt weiterhin durch die stark expansive Geldpolitik.

"Zweites Quartal markiert Tiefpunkt bei Unternehmensgewinnen."

Charttechnik: Angriff auf 12.800 Punkte

Den technischen Analysten der DZ Bank zufolge haben die besser als erwartet ausgefallenen Exportzahlen Chinas und Deutschlands im Juli und der Rückgang der US-Arbeitslosigkeit den dritten Monat in Folge auf nun 10,2 Prozent die Stabilisierung des DAX über der Kursregion von 12.532 Punkten untermauert. "In Kombination mit dem weiterhin intakten Kaufsignal der Slow Stochastik dürfte der DAX heute einen neuen Angriff auf den gleitenden Durchschnitt 20 bei derzeit 12.800 Punkte, dem Widerstand 1, einleiten." Sobald diese Hürde auf Tagesschlusskursbasis überschritten werde, sollte die Aufwärtswelle sich bis zum Gap Closing am Tief vom 23. Juli bei 13.073 Punkten, dem Widerstand 2, ausweiten.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Die Berichtssaison neigt sich dem Ende zu. In dieser Woche legen zum Beispiel noch Zalando, HelloFresh, Uniper, Eon, Ceconomy, ThyssenKrupp oder Deutsche Wohnen ihre Bücher offen, in den USA ist die Berichtssaison hingegen weitgehend abgeschlossen.

Dienstag, 11. August

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen August. Nach dem dramatischen Einbruch der deutschen Wirtschaftsleistung um rund 10 Prozent im zweiten Quartal kehrt der Helaba zufolge die Zuversicht zurück. Die Finanzmarktteilnehmer, die das ZEW befragt, seien bereits in den vergangenen Monaten erwartungsfroh gewesen. Für August sei hier mit keiner Änderung zu rechnen.

Freitag, 14. August

4.00 Uhr. China: Industrieproduktion Juli. Die gestiegenen Einkaufsmanagerindizes deuten laut Commerzbank auf eine fortgesetzte Erholung der Industrieproduktion hin. Die Analysten rechnen mit einem Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Juli. Die Commerzbank erwartet einen deutlich positiven Beitrag der Autokäufe, zudem werde der nominale Einzelhandelsumsatz durch den Anstieg des Benzinpreises aufgebläht. In anderen Teilen des Einzelhandels habe sich der Zuwachs aber wohl stark in Grenzen gehalten. Die Analysten rechnen daher nur mit einem Plus von 2 Prozent gegenüber Vormonat, nach 7,5 Prozent im Juni.

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Juli. Am Markt erwartet man ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Juni nach 5,4 Prozent im Vormonat.

Von: Anna-Maria Borse

10. August 2020, © Deutsche Börse AG

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