Der frühere britische Premier David Cameron, der wegen Lobbyismus-Vorwürfen in der Kritik steht, will bei der Aufarbeitung der Vorwürfe kooperieren. Er werde Anfragen "positiv beantworten", wenn die Details der jeweiligen Befragung geklärt seien, sagte ein Sprecher Camerons laut übereinstimmenden Medienberichten von Donnerstag. Bislang ist unklar, ob der Ex-Premier zu Befragungen erscheinen wird oder entsprechende Unterlagen abliefern wird.

Die britische Regierung hat eine Untersuchung eingeleitet, um die Rolle Camerons im Fall des insolventen Finanzdienstleisters Greensill Capital prüfen zu lassen. Dieser war von 2010 bis 2016 Premierminister. Im Frühling 2020 hatte er als Lobbyist für Greensill bei Finanzminister Rishi Sunak um Unterstützung geworben. Cameron hat mittlerweile eingeräumt, er hätte besser nur "durch die formalsten Kanäle" mit der Regierung Kontakt aufgenommen, anstatt Textnachrichten an Sunak zu schicken. Er habe aber keine Regeln gebrochen.

Im politischen London schlägt der Fall Greensill mittlerweile hohe Wellen, nachdem auch bekannt wurde, dass ein führender Regierungsmitarbeiter in Teilzeit bei Greensill gearbeitet hatte. Mehrere weitere Untersuchungen wurden eingeleitet. Ein von der Opposition beantragter parlamentarischer Untersuchungsausschuss wurde allerdings mit den Stimmen der Regierungsmehrheit abgelehnt.

Die Greensill-Gruppe wurde 2011 vom australischen Ex-Banker Lex Greensill gegründet und spielt eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Lieferketten. Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden. Davon sind auch mehrere Dutzend Kommunen in Deutschland betroffen, die beim deutschen Ableger des Unternehmens, der Bremer Greensill-Bank, Geld angelegt hatten./swe/DP/jha

AXC0131 2021-04-15/10:24

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.