Wir haben wirklich gute Hebel für Kursgewinne” Speziell für Europa konstatiert Mario Künzel „irre viele Chancen”. Als da etwa wäre die im Vergleich zu den USA hinterherhinkende Entwicklung an den Börsen Europas, speziell jene Deutschlands. Und zeigt diese anhand von Charts: Etwa jener der Marktkapitalisierung des deutschen Aktienmarktes ... die auf dem Stand von 2000 liegt. Oder wenn man nicht Äpfel mit Birnen, sondern Kursindex mit Kursindex vergleicht. Wobei der (weniger gebräuchliche) entsprechende deutsche Aktienleitindex DAX ebenfalls in etwa auf dem Jahr von der Jahrtausendwende notiert (Folien Seite 10 und 11). Während die Gewinne und die ausgezahlten Dividenden deutlich über dem Niveau von damals liegen (Seite 10).

Aber warum nicht weiter jenes Pferd reiten, das in den vergangenen Jahren die Nase vorne hatte - die US-Börsen? Da kommt wohl eines der Grundprinzipien der DJE Kapital zu tragen: „Wir analysieren keine Chancen am Markt, sondern in erster Linie die Risken. Denn Chancen gibt es viele, viele davon sind aber auch auf Luft aufgebaut”, sagt Künzel. Daher: „Wenn wir das Risiko nicht einschätzen können, gehen wir nicht rein.”

Und von diesen Risken sieht Künzel derzeit einige am Markt, vor allem, dass die gute Entwicklung der US-Märkte zu einem guten Teil jenem Wort zu verdanken ist, das in Österreich gerade unrühmlich in den Schlagzeilen ist: Doping. Genauer Blutdoping. Denn bereits Börse-Altmeister André Kostolany brachte immer wieder seinen Leitsatz, den er laut Biografie von einem ungarischen Zigeunermusiker hatte: „Ka Geld, ka Musik!” Denn Kostolany war nicht nur ein Verfechter, nicht mit geliehenem Geld zu spekulieren, sondern sah Geld auch als den Sauerstoff der Börse. Und von diesem leistungssteigernden Sauerstoff gab es in Form von quantitative easing in den vergangenen Jahren genug. Zusätzlich unterlegt mit der jüngsten, nicht gegenfinanzierten, Steuerreform in den USA, die den dortigen Schuldenstand weiter in die Höhe trieb. Was eigentlich mit einem Blick auf die Entwicklung des US-Arbeitsmarktes nicht notwendig gewesen wäre. Das Problem am Doping für Künzel ist, dass man immer mehr nachlegen muss um immer neue Effekte zu erreichen - was ab einem gewissen Niveau aber auch immer schwieriger wird. So liegt der effektive US-Steuersatz für US-Unternehmen nun bei nur noch 12 Prozent. Weitere Steuerzuckerl bei steigenden Staatsausgaben sind da nur schwer zu verteilen. Und was machten die US-Unternehmen mit dem Geld? Da Fremdkapital durch den Liquiditätsfluss der Notenbanken weiter extrem günstig ist, wurde von dieser Seite noch etwas draufgepackt und in Aktienrückkäufe auf Rekordniveau gesteckt. Mit ein Grund für Künzel, warum die US-Börsen besser liefen als in Europa - aber eben schuldenbasiert. Kein Problem für Künzel, solange der Konjunkturmotor läuft, doch wie die Schulden bedienen, wenn der Motor stottern sollte? Eine Rezession in den USA noch heuer schließt Künzel zwar aus, für 2020 ist sie im Bereich des Möglichen.

Einen Hinweis darauf sieht er in der Entwicklung der globalen Geldmenge, die zuletzt ihre Sauerstoffzufuhr sogar reduzierte (Seite 13), was über die weitere Kursentwicklung an den Märkten ein Fragezeichen setzt. Einen Hinweis auf eine heranziehende Rezession sieht Künzel auch in einer sich gen inverser Niveau hinarbeitender US-Zinsstrukturkurve (Seite 16).

Somit alles in Europa investieren? Doch auch hier sieht Künzel Risiken. Dies vor allem in Form des Handelsstreits zwischen den USA und China. „Wenn es einen Verlierer im Handelskrieg gibt, dann ist es Europa” - Künzels Bild dafür: „Wenn sich die beiden schlagen, halten wir das Gesicht hin.” Dies, da etwa das deutsche Wachstum zu 50 Prozent vom Export abhängig ist, „das ist alles andere als gesund”.

Was also tun Anleger? Für Künzel ist eine mögliche Antwort der hauseigene Fonds „Zins & Dividende”, den er als Core-Investment sieht: 50 Prozent des Portfolios werden in Anleihen gehalten, der Rest kann in Aktien investiert werden (sonst Geldmarkt); Aktien, die im hauseigenen Research ausgewählt werden. Seit der Auflage im Jahr 2011 wurde mit diesem Ansatz eine Jahresrendite von rund 6% erzielt, bei einer Vola in gleicher Höhe. „Wir wollen den Markt nicht gigantisch outperformen, sondern ein gutes Chance/Risiko-Profil bieten”, sagt Künzel.

Mehr zum Unternehmen und zum Fonds finden Sie hier - die Präsentation zum Vortrag (für qualifizierte Anleger!) hier

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