Für einige ist es eine anscheinend schon beschlossene Sache: Autonomes Fahren, Elektromobilität und die immer größere Wichtigkeit von Soft- anstatt Hardware lassen die deutschen Autobauer Daimler (WKN: 710000), BMW (WKN: 519000) und Volkswagen (WKN: 766403) irgendwann wie Nokia enden, die trotz der einstmals großartigen Dominanz bei Mobiltelefonen den Wandel hin zu Smartphones nicht geschafft haben. Der Friedhof der Geschichte ist schließlich voll von einstmals stolzen und erfolgreichen Unternehmen, die den Anschluss an innovativere Konkurrenz verloren. Es gibt aber auch gute Gründe, die dagegen sprechen, dass diese Geschichte auch für die deutschen Autobauer genauso ausgehen muss. Bevor du also auf einen Niedergang der Daimler-, BMW- oder VW-Aktie wettest, solltest du das hier lesen.

Der heutige Automarkt ist wettbewerbsintensiver als der damalige Mobiltelefonmarkt

Blickt man auf den Markt für Mobiltelefone im Jahr 2007 – das Jahr des ersten iPhones – steht Nokia glorreich an der Spitze. Man verkaufte mit 437 Millionen Mobiltelefonen stolze 40 % aller 1,14 Milliarden weltweit verkauften tragbaren Telefone. Nach Nokia kam erst mal lange nichts. Der damals größte „Konkurrent“ Samsung verkaufte gerade einmal 161 Millionen Geräte und kam auf einen Marktanteil von 14 %. Bemerkenswerte 200 Millionen Geräte wurden von namenlosen „sonstigen Herstellern“ verkauft, von denen es keiner auf einen Marktanteil von mehr als 7 % schaffte. Interessanterweise entfielen bei Nokia damals Umsätze in Höhre von 7,4 Mrd. Euro auf einfache Mobiltelefone und bereis 3 Mrd. Euro auf sogenannte Multimedia-Smartphones.

Im Vergleich dazu ist der weltweite Automarkt heute eine deutlich umkämpftere Arena. Mit Volkswagen und Toyota stehen zwei Konzerne an der Spitze, die mit jeweils rund 10 Millionen verkauften Fahrzeugen (inklusive Nutzfahrzeugen) pro Jahr nur rund 10 % des Marktes für sich beanspruchen können. Der Wettbewerb auf dem Automobilmarkt ist heute also deutlich schärfer als damals auf dem Mobiltelefonmarkt. Zumal der Mobiltelefonmarkt von damals noch deutlich schneller wuchs als der Automobilmarkt heute. Während sich also mehrere große Automobilhersteller schon Jahrzehnte um einen nur moderat wachsenden Markt streiten, dominierte Nokia beinahe nach Belieben einen wachsenden Markt mit wenigen ernstzunehmenden Konkurrenten.

Natürlich gibt es keine Garantien, dass die heutigen Autobauer, nur weil sie mehrere Jahrzehnte auf einem wettbewerbsintensiven Markt erfolgreich waren, auch die kommenden Jahrzehnte erfolgreich bleiben. Aber wenn man tatsächlich daran glaubt, dass Marktführer immer träger, selbstgefälliger und innovationsmüder werden, je größer ihre vermeintliche Unantastbarkeit ist, dann muss man auch daran glauben, dass die Selbstgefälligkeit von Nokia damals um ein Vielfaches höher war, als sie heute bei den etablierten deutschen Autobauern ist.

Ein erstes Indiz dafür sind die vielfältigen Aktivitäten der deutschen Autobauer bei dem großen Thema, welches Nokia einst zum Verhängnis wurde: der Software für die Hardware.

Man kann mit exzellenter Hardware auch ohne eigene Software Geld verdienen

Glaubt man den Post-mortem-Erklärungen der Nokia-Mobiltelefon-Geschichte, war der große Knackpunkt die zu lange anhaltende Softwareschwäche. Während sich andere Mobiltelefonhersteller – bspw. Samsung, einstmals Nummer 2 auf dem Mobiltelefonmarkt – sehr schnell für das weitestgehend offene Android-Betriebssystem entschieden, versuchte Nokia sich an einem eigenen Betriebssystem. Beziehungsweise verbündete sich dann irgendwann mit Microsoft. Aber auch gemeinsam holte man den Ökosystemvorsprung der Konkurrenz in Form des riesigen und rasant wachsenden Angebots an Apps nicht auf.

Verlassen wir aber die Vergangenheit, in der man mit dem Mobiltelefon nur telefonieren, SMS schreiben und Snake spielen konnte, und blicken auf die Softwaregegenwart der deutschen Autobauer.

Daimler kündigt ein eigenes Betriebssystem an, mit dem Hardwarekomponenten unterschiedlichster Hersteller integriert werden können. Daimler hat aber auch schon sein von vielen gelobtes Infotainment-System MBUX im Einsatz, welches auf Linux-Basis die reibungslose und bequeme Interaktion zwischen Mensch und Maschine sicherstellt. Volkswagen will bei der neuen Elektrohoffnung VW ID.3 ebenfalls das eigene Betriebssystem vw.os einsetzen.

Hinzu kommen aber auch die Möglichkeiten, zumindest für das Infotainment-System Apple CarPlay oder Android Auto zu nutzen. Diese Softwaregiganten streben natürlich danach, mit ihren Betriebssystemen immer tiefer in das Auto einzudringen. Scheinbar regiert also das große Softwarechaos. Man könnte den Autobauern aber auch zugutehalten, dass sie sich derzeit noch alle Möglichkeiten offen halten. Um dann zur richtigen Zeit zu entscheiden, ob man beim viel zitierten Smartphone-auf-Rädern bei der Software weiterhin auf Zulieferer aufbauen will oder immer mehr selbst entwickelt.

Selbst wenn man sich dafür entscheiden würde, sich für die Grundsoftware auf die Expertise von Softwarezulieferern zu verlassen, wäre das nicht das wirtschaftliche Ende der deutschen Autobauer. Denn die heutigen Bruttomargen von bis zu 60 % bei Samsung-Smartphones zeigen, dass man mit exzellenter Hardware auch mit angepasster fremder Software erfolgreich sein kann.

Dennoch gibt es für alle deutschen Autobauer derzeit natürlich genügend zu tun. Die Herausforderungen sind nicht klein und Konzerne, die sich dem Wandel länger verschließen als andere, sollten nicht darauf hoffen, zu enden wie Samsung, sondern sich auf das Schicksal von Nokia gefasst machen.

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Sven besitzt Aktien von Apple, BMW, Daimler und Microsoft. Teresa Kersten arbeitet für LinkedIn und sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. LinkedIn gehört zu Microsoft. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Microsoft und besitzt die folgenden Optionen: Long Januar 2021 $85 Calls auf Microsoft. The Motley Fool empfiehlt BMW.

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