Zur Bekämpfung der Ungleichheit in Deutschland fordert die Organisation Oxfam einen höheren Mindestlohn sowie eine stärkere Belastung von Vermögenden, Konzernen, Erbschaften und hohen Einkommen. "Der Mindestlohn ist zu niedrig, gerade in Ballungszentren", sagte Ellen Ehmke, Referentin für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. So ließen sich etwa die stark steigenden Mieten mit dem derzeitigen Satz von 9,19 Euro pro Stunde nicht mehr bezahlen.

Kurz vor Beginn der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos stellte die kapitalismuskritische Organisation ihren traditionellen Ungleichheitsbericht vor. Demnach hat sich die Lage in Deutschland nicht verbessert.

Die deutschen Milliardäre hätten ihr Vermögen im vergangenen Jahr um 20 Prozent gesteigert. Insgesamt verfüge das reichste Prozent der Bevölkerung über ebenso viel Vermögen wie die 87 ärmeren Prozent. Damit zähle Deutschland zu den Industrienationen mit der größten Vermögensungleichheit. Mit 15,8 Prozent liege die Armutsquote auf dem höchsten Stand seit 1996, jedes fünfte Kind sei von Armut betroffen. Frauen verdienten im Durchschnitt 21,5 Prozent weniger als Männer; schlechter sei die Lage in der EU nur in Estland und Tschechien.

Weltweit ging dem Bericht zufolge die Schere zwischen Arm und Reich wieder weiter auseinander. Während das Vermögen der Milliardäre im vergangenen Jahr um 12 Prozent - durchschnittlich 2,5 Milliarden US-Dollar (2,19 Mrd Euro) pro Tag - gestiegen sei, habe die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung 11 Prozent - 500 Millionen Dollar je Tag - verloren.

Oxfam-Chefin Winnie Byanyima forderte die Staatengemeinschaft zu höheren Investitionen in Bildung auf. "Die Größte des Bankkontos sollte nicht diktieren, wie viele Jahre Kinder in der Schule bleiben oder wie lange wir leben. Doch dies ist nach wie vor die Realität in zu vielen Ländern der Erde", sagte sie./bvi/DP/he

AXC0001 2019-01-21/00:07

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