Die Debatte um das Für und Wider einer Zuschauerrückkehr in die Bundesliga-Stadien zur neuen Saison hält an. Das Konzept der Deutschen Fußball Liga für einen erst reduzierten Wiedereinzug der Fans ohne Besetzung der Stehplätze, Alkohol und Gästefans sowie mit personalisierten Tickets hat viel Anerkennung bekommen. Zugleich gibt es angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen weiter Kritik und Zweifel aus Bund, Ländern und Wissenschaft. Die Gesundheitsminister der Länder wollen an diesem Montag über die geplanten DFL-Maßnahmen beraten.

Vor dem Treffen hat der Ärzteverband Marburger Bund Bedenken gegen eine Zuschauer-Teilzulassung auch mit Corona-Schutzauflagen geäußert. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie Fußballfans mit zwei Metern Abstand ein Tor ihrer Mannschaft bejubeln", sagte die Vorsitzende Susanne Johna der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn Fans im Stadion sind, dann wollen sie auch zusammen sein und gemeinsam feiern, was menschlich nachvollziehbar ist", sagte die Ärztin und Hygienespezialistin. "Insofern bin ich da eher kritisch."

Der Virus-Experte Helmut Fickenscher hingegen warnt, dass der Liga-Start mit Zuschauern am dritten September-Wochenende die Probleme mit der Pandemie in den kälteren Jahreszeiten vergrößern könnte. "Im Herbst und Winter ist zu erwarten, dass sich die epidemische Lage verschärft", sagte der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel der dpa. Gleichzeitig werde es schwer sein, zwischen Infektionen mit dem Coronavirus und herkömmlichen Erkältungen sowie der Grippe zu unterscheiden. "Das wird es schwieriger machen, über entsprechende Lockerungen im Sportbereich zu entscheiden", sagte der Mediziner.

Grundsätzlich hält er eine begrenzte Rückkehr von Fans zu den Spielen für möglich. "Bei zehn Prozent der Zuschauer habe ich aber den Verdacht, dass man das auch gleich lassen könnte", sagte Fickenscher und fügte hinzu: Vielleicht sei das andererseits ein Anfang." Und auf Basis dieses Anfangs kann man Erfahrungen sammeln."

Die Zulassung einer geringen Zuschauerzahl hätte einen symbolischen Wert, aber kaum einen wirtschaftlichen. So denkt Hertha BSC laut einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge darüber nach, ganz auf Besucher zu verzichten, zumal in Berlin, eine Obergrenze von 5000 Personen für Großveranstaltungen bis zum 24. Oktober gilt. "Zu wenig für Hertha BSC", schrieb das Blatt. Um auf eine schwarze Null zu kommen, müssten mindestens 15 000 Zuschauer kommen, hieß es in der "BamS" laut einer clubinternen Hertha-Rechnung.

Wie unabwägbar und mit welchen (Infektions-)-Gefahren das Vorhaben der Bundesliga verbunden ist, zeigen die jüngsten Coronavirus-Fälle beim 1. FC Köln. Zwei Spieler sind positiv getestet worden, twitterte der Club am Samstag. Beide sind in häuslicher Quarantäne. Am Samstag hatte das Kölner Team erstmals gemeinsam auf dem Platz gestanden./ac/DP/he

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AXC0032 2020-08-09/15:15

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