Dem Blackout vorbeugen - Wenn Stromkonzerne 'War Gaming' spielen
01.07.2019 | 06:03
Die Energiebranche reagiert auf die wachsende
Gefahr von Hackerangriffen auf die Stromversorgung in Deutschland.
Am Montag eröffnet der größte deutsche Stromnetzbetreiber Innogy
Mit zunehmender Digitalisierung und dem Zusammenwachsen von Stromnetzen und Internet öffnen sich immer mehr Einfallstore für Cyberattacken. Ein Blackout in ganzen Landstrichen könnte im schlimmsten Fall die Folge sei. So wie 2015 in der Ukraine, als Hacker mehrere Umspannwerke übernahmen und hunderttausende Haushalte stundenlang ohne Strom waren. Dass es Angreifer auch in Deutschland bis in zentrale Bereiche der Stromversorgung schaffen könnten, sei "womöglich nur eine Frage der Zeit", hatte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, bereits vor einem Jahr gewarnt.
Auch Norbert Pohlmann, Direktor des Instituts für Internetsicherheit an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, ist überzeugt: "Cyberangriffe werden in Zukunft eine größere Rolle spielen." Stromnetze seien wegen ihrer zentralen Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft ein besonders attraktiver Angriffspunkt für fremde Staaten oder Terroristen. "Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie attackiert werden."
Was passiert, wenn sich Hacker in die Steuerzentralen von Versorgern oder Netzbetreibern einschleichen und dort Abläufe manipulieren, wird künftig in einem Bürogebäude in der Nähe der Essener Innogy-Zentrale simuliert. "War Gaming" nennt der Energiekonzern martialisch das Live-Rollenspiel, für das die Steuerungsanlagen einer Netzleitstelle des teilnehmenden Unternehmens nachgebaut werden. Wie bei einem Militärmanöver treten dann Rot gegen Blau an. Das blaue Team, echte Mitarbeiter der Energiefirmen, muss die Attacken des roten Teams aus professionellen Hackern, das in einem anderen Raum untergebracht ist, abwehren.
"Die anonyme Bedrohung eines Cyberangriffs wird dadurch für Sie real erlebbar", wirbt Innogy für das Trainingsangebot. Dabei wird der Stressfaktor für die Teilnehmer nach und nach erhöht. Was mit simplen Phishing-Mails beginnt, kann mit der kompletten Übernahme der Systeme durch die Hacker enden. Und um die Bedrohung auch körperlich spürbar zu machen, können die Angreifer auch die Heizung im Raum der Verteidiger hochdrehen. Innogy hat das Konzept für das Trainingszentrum mit einer von israelischen Sicherheitsexperten gegründeten Firma erarbeitet, die schon länger solche "CyberGyms" betreibt.
Bislang haben die Dämme der Stromkonzerne und Stadtwerke gehalten.
"Die Betreiber haben ihre IT in den letzten Jahren besser
abgesichert und sich organisatorisch auf die Gefährdungslage
eingestellt", lobt das BSI. Im internationalen Vergleich sei die
deutsche Energiebranche gut aufgestellt. Ganz unbeschadet ist sie
bei Angriffen nicht davongekommen. Ausgerechnet die Innogy-Mutter
RWE
ISIN DE0007037129 DE000A2AADD2
AXC0014 2019-07-01/06:03
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