Der Klimawandel als Rendite-Killer
05.11.2024 | 15:50
Nach einer Studie von Allianz Research werden Anleger bald nicht mal mehr halb so viel verdienen wie früher – vier statt bis zu zehn Prozent für ausgewogene Depots. Grund sei der Klimawandel, der die Erträge von Unternehmen und Aktien gehörig unter Druck setze.
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Seit 1980 sind Investoren mit einem klassischen Depot aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen in den USA als dem global lukrativsten Kapitalmarkt gut gefahren: Im Durchschnitt wurden sie mit Jahresrenditen von zehn Prozent verwöhnt. Doch wenn es stimmt, was die Allianz-Ökonomen in der aktuellen Studie „Langfristige Erträge am Kapitalmarkt in Zeiten des Klimawandels“ behaupten, müssen Anleger bei ihren Rendite-Erwartungen in Zukunft abspecken: Zur Mitte dieses Jahrhunderts werden nach ihrer Einschätzung für ausgewogene Depots nur Renditen von vier Prozent drin sein.
Klimawandel soll Erträge der Unternehmen deutlich drücken.
Hinter der prognostizierten Halbierung (!) der Renditen stehen der globale Klimawandel und seine ökonomischen Folgen. Die Analysten rechnen damit, dass Extremereignisse wie Überflutungen, Brände oder Verwüstung das Wachstum der Wirtschaft spürbar bremsen werden. Diese Naturkatastrophen werden nach ihrer Meinung durch Produktionsausfälle oder die Unterbrechung von Lieferketten die Erträge vieler Firmen und damit von Aktien negativ beeinflussen, heißt es bei Allianz Research.
Zudem müsse wegen der in Zukunft höheren Schwankungen am Aktienmarkt der Anteil von (Staats-)Anleihen im Depot spürbar erhöht werden. Da nach Ansicht der Analysten die Zinsen mittelfristig sinken werden, dürfte sich auch das ungünstig auf die Rendite auswirken, die sich mit ausgewogenen Depots erzielen lässt. Ihre Folgerung: Mitte des Jahrhunderts werden sich Anleger mit jährlichen Renditen von vier Prozent begnügen müssen statt mit bis zu zehn Prozent, wie seit den 1980er-Jahren zu erzielen waren.
Wo bleibt da der technische Fortschritt?!
Soweit die Theorie! Doch wie sehen ausgewiesene Praktiker der Vermögensverwaltung die Studie: Zerstört der Klimawandel den Anlegern tatsächlich die Rendite – oder basiert die These auf Annahmen, die nur bedingt über Jahre oder sogar Jahrzehnte in die Zukunft projiziert werden können? Andreas Enke von Geneon Vermögensmanagement in Hamburg sieht solche weitreichenden Prognosen mit Skepsis: „Es gibt viele Faktoren, die sich mit der Zeit ändern können. Der Erfindungsreichtum der Menschheit, der sich auch im technischen Fortschritt ausdrückt, gehört dazu“, sagt der unabhängige Vermögensverwalter, der sich auf nachhaltige Geldanlage spezialisiert hat. So könnten Unternehmen Lösungen für eine bessere Anpassung an den Klimawandel entwickeln, mit denen sich gutes Geld verdienen lasse. Zudem dürfte der Technologie-Sektor auch künftig für Produktivitätsschübe sorgen, von denen die Aktienmärkte profitieren werden.
Viele Langfrist-Prognosen sind kläglich gescheitert.
Stefan Eberhardt von e/r/w Vermögensmanagement in Stuttgart und Villingen-Schwenningen verweist zudem auf das Schicksal vieler früherer, teils spektakulärer Langfrist-Prognosen: „Denken Sie an die These von Peak Oil, also die Behauptung, der Welt werde in den 2010er-Jahren das Öl ausgehen. Diese Prognose hat sich als falsch erwiesen, viele neue Fördermöglichkeiten wurden entdeckt bzw. entwickelt“, sagt der unabhängige Vermögensverwalter. Im Gegenzug hätten selbst hoch dekorierte Ökonomen große Gefahren wie die Finanzkrise in den Jahren 2008/09 auch kurz vor dem Ausbruch nicht kommen sehen. Fazit: „Wenn selbst unmittelbare Risiken nicht erkannt werden – was soll man dann von Vorhersagen halten, die 20 Jahre in der Zukunft liegen?“
Nachhaltige Geldanlage fokussiert auf Klima-Gewinner.
Vor diesem Hintergrund halten es Enke wie auch Eberhardt für sinnvoll, dass sich Anleger zunehmend mit nachhaltigen Geldanlagen beschäftigen – aus ethischen Gründen sowie aus finanziellen Motiven. Zum einen seien in nachhaltigen Portfolios bzw. Fonds und ETF weniger oder keine Unternehmen aus Sektoren enthalten, deren Anlagen unter den Folgen des Klimawandels leiden könnten – etwa Schwerindustrie, Bergbau, Ölförderung –, was die Risiken mindere. „Durch diese engere Auswahl setzen Anleger automatisch verstärkt auf weniger gefährdete Wirtschaftssektoren. Zudem haben nachhaltige Portfolios auch den Fokus auf Unternehmen, die neue, renditeträchtige Produkte und Dienstleistungen für die bessere Anpassung an den Klimawandel entwickeln“, sagt Eberhardt.
Bleibt die Mehrrendite von nachhaltigen ETF stabil?
Was aber ist mit Rendite-Rennern wie der Rüstungsindustrie, die bei der nachhaltigen Geldanlage keine Rolle spielt? Solche Aktien, etwa jene von Rheinmetall, haben sich in einem Jahr im Wert verdoppelt. Könnten nachhaltige ETF so gegenüber den üblichen Finanzprodukten bei der Rendite ins Hintertreffen geraten? Andreas Enke hält das für unwahrscheinlich: „Bereits einfache ESG-Indexfonds haben im Vergleich zu den üblichen Schwester-ETFs in den letzten fünf Jahren etwa einen Prozentpunkt per anno mehr an Rendite erzielt. Ich denke, dass sich dieser Trend mittelfristig fortsetzen wird“, so der Vermögensverwalter.
Objektive Infos statt Greenwashing.
Anlegern, die es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen, rät Enke ohnehin, sich nicht mit ESG-ETFs zufrieden zu geben. Seiner Ansicht wird seit einiger Zeit „zu viel Greenwashing betrieben“, weil es den meisten Akteuren in der Branche vor allem um den Absatz von Produkten gehe statt um sauber definierte Nachhaltigkeit. Andreas Enke hat daher eine Broschüre zum Thema verfasst, in der er sich aus Anlegersicht verständlich und prägnant mit den verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit auseinandersetzt (Extra). Wenn es nach Vermögensverwalter Andreas Enke, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG, geht, gehören vermeintlich „klimaneutrale“ Unternehmen wie Microsoft, Amazon oder Alphabet nicht ein wirklich nachhaltiges Portfolio.
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.
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