Die Zukunft von Unternehmen hängt wesentlich davon ab, wie sie sich an den rasanten technologischen Wandel anpassen und ihre Geschäftsmodelle adaptieren können. Jedes Unternehmen kann und muss innovativ sein, um im künftigen Wettbewerb bestehen zu können. Denn wir befinden uns mitten in der vierten industriellen Revolution. Innovation passiert heute und nicht in der fernen Zukunft. Dies hat elementaren Einfluss auf Anlageklassen und die bisherige Klassifizierungen von Aktien. Die derzeit attraktivsten Tech-Anlagen finden sich vor allem außerhalb des Technologie-Sektors in unerwarteten Branchen. Ein Trend, der sich seit der ersten industriellen Revolution nicht verändert hat: Technologien, die sich am Markt durchsetzen und die Welt verändern, wachsen exponentiell.

Dies ist eine wesentliche Erkenntnis des Exponential Finance Summits, der am 14. und 15. November in Zürich und damit erstmals in Europa stattgefunden hat. Auf dem Summit diskutierten Experten aus allen relevanten Technologien wie Robotik, Künstliche Intelligenz, Quantumtechnologie oder Bioinformatik mit etwa 250 Teilnehmern aus der Finanzwirtschaft über aktuelle disruptive Entwicklungen und die jüngsten technologischen Trends sowie ethische Implikationen und Cybersicherheit.

Der exponentielle technologische Wandel wirkt auf einige etablierte Unternehmen beängstigend. Jedoch birgt er zahlreiche Chancen zur “Neuerfindung”. Ein Beispiel aus der Industrie zeigt, wie diese gelingen kann, wenn frühzeitig ein “Innovations-Mindset” die Bedingungen dafür schafft. Der Bergbau-Konzern Rio Tinto hat sich durch die Verwendung von Robotik und virtueller Realität der Innovation verschrieben. Mit dem eigenen Einsatz und Verkauf des VR-Robotics-Programms wird aktuell knapp 12 Prozent an Umsatz generiert. Damit entwickelt sich Rio Tinto nicht nur zum Wettbewerber von Tech-Konzernen sondern wird auch etwas weniger anfällig für Rohstoffzyklen. Ähnliches gilt für den Chemiekonzern BASF mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Materialentwicklung.

Exponentielle Technologien nicht in klassischen Indizes zu finden.

Nur ein kleiner Teil der mit exponentiellen Technologien generierten Umsätze zeigt sich bislang in den klassischen Indizes und ist somit direkt investierbar. Mit dem auf die Früherkennung von breiten Innovationstrends ausgerichteten Nasdaq Singularity Index (NSI) filtern und gewichten wir deshalb aus 50.000 Titeln die börsennotierten Unternehmen, die bereits heute nennenswerte Wertschöpfung durch exponentielle Innovation in zwölf definierten Singularity-Sektoren (3D-Druck, Künstliche Intelligenz, Big Data, Bioinformatik, Blockchain, Internet der Dinge, Nanotechnologie, Neurowissenschaft, Erneuerbare Energie, Robotik, Raumfahrt, Virtual Reality) erzielen – über alle Länder, Marktkapitalisierungen und Branchen hinweg.

Im globalen Aktienuniversum zeigt sich: Viele Unternehmen weltweit reden heute zwar über Innovationen in ihren Geschäftsberichten, doch nicht alle generieren bereits tatsächlich Umsatz mit dem Einsatz exponentieller Technologien. Im Gegensatz zum Capex sehen wir den Umsatz als relevanten Ertragsindikator, denn dies ist der Beweis, dass die getätigten Investitionen in Technologie sich auch tatsächlich für die Unternehmen auszahlen.

Wie lange hält die technologische Vorreiterschaft der USA?

Deutsche börsennotierte Unternehmen stehen aktuell an zweiter Stelle nach Nordamerika (USA und Kanada) mit Blick auf Umsatzerfolge durch den Einsatz neuer Technologien. Bei einer Gewichtung von 8 Prozent überrascht Deutschland vor allem mit dem Einsatz von Innovation außerhalb des Technologie-Sektors. US-Unternehmen sind aktuell besonders stark beim IPO-Geschäft im disruptiven Technologie-Sektor, während deutsche Unternehmen eher in der Innovation und Transformation punkten, wie etwa Adidas, BASF und BMW.

Was den Einsatz künstlicher Intelligenz angeht, ist China längst unterschätzter Vorreiter, mitunter auch dank des massiven generierten Datenvolumens (bsp. WeChat). Dies zeigt sich derzeit aber noch nicht in den Umsätzen der börsennotierten chinesischen Unternehmen. Sie sind daher aktuell noch nicht nennenswert im NSI gewichtet. Auch das Thema Blockchain-Technologie hat die chinesische Regierung jüngst zur nationalen Angelegenheit erklärt. Aufgrund der im Gegensatz zum Silicon Valley und Europa nicht vorhandenen Regulierung dürfte es daher in naher Zukunft zu einer Machtverschiebung zugunsten chinesischer Unternehmen kommen. So die Bilanz auf dem Exponential Finance Summit. Im Gegensatz zu den Meinungen der Venture Capital- und Fintech-Experten, sehen wir noch keine Wertgenerierung durch die Blockchain-Technologie und fokussieren uns daher auf andere Bereiche wie Advanced Materials und Nanotechnologie, die im Moment mehr Relevanz bei der tatsächlichen Anwendung finden.