Studie: ESG-Berichterstattung im DAX und MDAX noch häufig mangelhaft

DGAP-News: cometis AG / Schlagwort(e): Studie
Studie: ESG-Berichterstattung im DAX und MDAX noch häufig mangelhaft

07.07.2020 / 11:44
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

---------------------------------------------------------------------------

Studie: ESG-Berichterstattung im DAX und MDAX noch häufig mangelhaft

  * Berichterstattung verfehlt die Erwartungen vieler Investoren

  * Nachprüfbarkeit und Vergleichbarkeit von ESG-Informationen eingeschränkt

  * Merck präsentiert den besten separaten Nachhaltigkeitsbericht

  * Siltronic mit bester Nachhaltigkeitserklärung innerhalb des
    Geschäftsberichts

Wiesbaden, 07. Juli 2020 - Die ESG-Berichterstattung der Unternehmen aus DAX
und MDAX zeigt markante Schwächen. So ein Ergebnis des ,ESG-Monitors 2020'
von cometis und KOHORTEN, in dessen Zentrum Qualitätsfragen der
ESG-Berichterstattung standen. Die finanzmarkterfahrenen Analysten
untersuchten die Nachhaltigkeitsberichterstattung von 87 berichtspflichtigen
DAX- und MDAX-Unternehmen zum Geschäftsjahr 2018. "Es ist nicht leicht, ein
gutes ESG-Reporting aufzubauen. Die Qualität der offengelegten Informationen
ist immer noch häufig mangelhaft. Die Berichte sind kaum vergleichbar.
Dadurch entsteht Raum für Verschleierungen und Schönfärbereien", so Michael
Diegelmann, Vorstand von cometis.

ESG-Fortschritte bleiben oberflächlich
Die Untersuchung ergab, dass ESG vor allem als Möglichkeit gesehen wird, ein
gutes Image aufzubauen. Der Bezug zur Geschäftstätigkeit ist oft noch sehr
gering. Für Investoren bedeutet das folglich, dass sie nichtfinanzielle
Risiken von Unternehmen nur schwer identifizieren können. Fortschritte
zeigen sich dagegen bei den ESG-Strukturen innerhalb der Unternehmen. Viele
Unternehmen haben spezielle ESG-Gremien geschaffen und neue Berichtslinien
definiert. Dies haben die Marktforscher*innen von KOHORTEN in ausführlichen,
qualitativen Interviews mit ESG-Verantwortlichen ermittelt. Und die
Berichtsanalyse bestätigte, dass Berichtsstandards mittlerweile zumeist
etabliert sind und externe Prüfer eingebunden werden.

Jedoch wird kaum kommuniziert, inwieweit frühere ESG-Ziele erreicht wurden.
Mögliche Kontroversen oder Dilemmata, wie zum Beispiel Probleme mit der
Kontrolle von Lieferketten, bleiben in den Berichten oft unerwähnt. Und auch
die Governance-Strukturen stellen die Berichte häufig nur unzureichend dar.
Wie wichtig eine gute Governance ist, zeigt aktuell der Fall Wirecard. Der
Bericht dieses Unternehmens belegt in der Studie den drittletzten Rang.

Berichte oftmals wenig konkret
Bei der Angabe quantifizierbarer Daten bestehen oftmals noch sehr große
Defizite. So liefern nur zwei Drittel (67%) der Berichte absolute Zahlen zum
CO2-Ausstoß und nur rund ein Fünftel zur Inklusion (22%) sowie zur
Angemessenheit von Löhnen und Gehältern (17%). Unvorteilhafte Daten
verschweigen die Unternehmen, statt Probleme und mögliche Lösungen
transparent zu machen.

Ariane Hofstetter, Geschäftsführerin von KOHORTEN, zu den Ergebnissen: "Es
hat sich deutlich gezeigt, dass alle Akteure ihre grundsätzlichen Probleme
noch nicht lösen konnten. Eine branchenspezifische Nachhaltigkeitsdefinition
fehlt noch. Ratingagenturen setzen unterschiedliche Schwerpunkte oder
verwenden gleichmacherische Standards. Und die Emittenten neigen dazu, sich
unterschiedlicher, für sie vorteilhafter Interpretationen zu bedienen."

Eigenständige Nachhaltigkeitsberichte schneiden besser ab
Von den 87 Unternehmen veröffentlichten 33 einen separaten nichtfinanziellen
Bericht, 28 eine nichtfinanzielle Erklärung im Geschäftsbericht und 26 beide
Varianten.

Die Integration von ESG-Informationen in den Geschäftsbericht ist oftmals
noch unzureichend. Hier werden wenige ESG-Themen angesprochen oder nur
diffus beleuchtet. Die separat veröffentlichten nichtfinanziellen Berichte
(durchschnittlich 51 von 91 möglichen Punkten) überzeugten folglich mehr als
die nichtfinanziellen Erklärungen mit durchschnittlich 33 von 91 möglichen
Punkten.

Ranking: Diese Unternehmen konnten überzeugen
Bei den separaten Nachhaltigkeitsberichten aus DAX und MDAX glänzt die
Deutsche Wohnen mit den besten Inhalten, knapp vor Gesamtsieger Merck.
Dagegen konnten Münchener Rück und Telefónica Deutschland mit der Gestaltung
ihrer Berichte überzeugen.
Bei den integrierten Nachhaltigkeitserklärungen aus DAX und MDAX hieß der
Inhalts-Sieger BASF. Gesamtsieger Siltronic erzielte die höchste Punktzahl
bei der grafischen Aufbereitung.

   Gesamtsieger: Beste (separate) Nachhaltigkeitsberichte (DAX
   und MDAX)
   Unternehmen                                                    Punkt-
                                                                  zahl
   Merck                                                          77/91
   Münchener Rück                                                 76/91
   Deutsche Post                                                  74/91
   Deutsche Wohnen                                                72/91
   Evonik                                                         71/91
   Gesamtsieger: Beste (integrierte) Nachhaltigkeitserklärungen
   (DAX und MDAX)
   Unternehmen                                                     Punkt-
                                                                   zahl
   Siltronic                                                       64/91
   K+S                                                             58/91
   Airbus                                                          58/91
   Puma                                                            56/91
   BASF                                                            55/91

Michael Diegelmann, Vorstand der cometis AG, kommentiert: "Einige
Unternehmen nehmen ESG bereits sehr ernst und haben ein starkes Reporting
aufgebaut. Allerdings bleiben die meisten Unternehmen hinter den
Anforderungen zurück. Dort besteht die Gefahr, dass Investoren, Kunden oder
Geschäftspartner sich mittel- bis langfristig von diesen Unternehmen
abwenden."

Über die Studie

Grundlage der Studie ist das Datenerfassungstool des ESG-Monitors 2020.
Bewertet wurde die nichtfinanzielle Berichterstattung von 87 Unternehmen aus
den Aktienindizes DAX und MDAX der Deutschen Börse AG (Stichtag: 31.
Dezember 2019), die gesetzlich zur Vorlage einer nichtfinanziellen
Konzernerklärung für das Geschäftsjahr 2018 verpflichtet waren. Untersucht
wurden rund 180 ESG-Merkmale aus den Bereichen Messbarkeit, Transparenz,
Vergleichbarkeit und Angemessenheit der ESG-Berichterstattung. Für das
Ranking wurden drei Teilkategorien gebildet: Angabe materieller
Anforderungen, Allgemeine Berichtsqualität sowie Qualität der Gestaltung.

Nicht bewertet wurde der Wahrheitsgehalt bzw. das qualitative Niveau der
erzielten Ergebnisse. Zusätzlich wurden 12 Vertreter aus den IR- und
Nachhaltigkeitsabteilungen von DAX- und MDAX-Unternehmen in
Experten-Interviews befragt, um Chancen und Schwierigkeiten der
ESG-Berichterstattung aus Emittentenperspektive besser zu verstehen.

Das gesamte Ranking kann auf der Webseite der cometis AG unter
https://www.cometis.de/de/esg-monitor-ergebnisse eingesehen und die
Studienergebnisse kostenlos angefordert werden. Weitere Erläuterungen zur
Studie erhalten Sie über die unten angegebenen Kontakte bei cometis und
Kohorten.

cometis AG
Seit dem Jahr 2000 ist die cometis AG als Beratungsunternehmen für
strategische und operative Finanzkommunikation aktiv. Unser Team von mehr
als 25 Mitarbeitern besteht aus Betriebs- und Volkswirten, Journalisten,
Wirtschaftsjuristen und Designern. Dabei profitieren unsere überwiegend
mittelständischen Kunden von der tiefgreifenden Erfahrung aus mehr als 500
abgeschlossenen Kapitalmarktprojekten. In den vergangenen Jahren haben wir
über 25 Börsengänge zum Erfolg geführt. Außerdem steuerten wir bei
zahlreichen Corporate Finance- und M&A-Transaktionen sowie in
Sondersituationen die Kommunikation unserer Kunden. Unser Leistungsspektrum
reicht von der Entwicklung der Investor Relations- und
Kommunikationsstrategien über die Erstellung von Geschäftsberichten,
Präsentationen, Meldungen und Webseiten bis hin zu Management-Coachings als
Vorbereitung auf Gespräche mit Investoren, Journalisten und Analysten. Durch
unsere Mitgliedschaft im "Public Relations Global Network" (PRGN), das über
50 inhabergeführte PR- & IR-Beratungen auf allen Kontinenten vereint, bieten
wir unsere Dienstleistungen auch auf globaler Ebene an.

Kontakt:
cometis AG
Michael Diegelmann
Tel.: +49 (0)611 - 205855-18
E-Mail: diegelmann@cometis.de
www.cometis.de

KOHORTEN Sozial- und Wirtschaftsforschung GmbH & Co.KG
Die KOHORTEN Sozial- und Wirtschaftsforschung GmbH & Co.KG arbeitet seit
1973 interdisziplinär mit einem psychologischen Schwerpunkt. Das Institut
ist bekannt für viele Pionierarbeiten in der Marktforschung, z.B. frühe
Preiselastizitätsstudien und Conjoint-Analysen, aber auch
tiefenpsychologische Untersuchungen. Typisch für das Institut ist, dass
seine Untersuchungen mehrstufig angelegt werden, bzw. dass mehrere Methoden
kombiniert werden, um eine "einseitige" Betrachtung zu vermeiden. Dazu
schöpft KOHORTEN aus einem großen Fundus psychologisch-qualitativer,
ethnologisch-beschreibender und quantitativer Methoden sowie den über 45
Jahren gewachsenen, vielfältigen Branchen-Erfahrungen.

Kontakt:
KOHORTEN Sozial- & Wirtschaftsforschung GmbH & Co.KG
Ariane Hofstetter
Tel.: +49 (0)611 - 880011-05
E-Mail: hofstetter@kohorten.com
www.kohorten.com

---------------------------------------------------------------------------

07.07.2020 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,
übermittelt durch DGAP - ein Service der EQS Group AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten,
Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen.
Medienarchiv unter http://www.dgap.de

---------------------------------------------------------------------------

1087531 07.07.2020

AXC0136 2020-07-07/11:44

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.