Manche glauben, dass es Superstar-Aktien nur in den USA oder China gibt, während in Deutschland die Durchhänger dominieren. Und tatsächlich muss man sich tiefer in die Niederungen der Nebenwerte wühlen, um auf Unternehmen zu stoßen, die es mit Aktien vom Kaliber einer Netflix (WKN: 552484) aufnehmen können.

Es könnte sich lohnen, sie kennenzulernen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was hierzulande die Erfolgsfaktoren für einen spektakulären Kursanstieg sind (alle Kursangaben sind zum Stand 19. Oktober 2020).

Superstar-Aktie Endor (+486 % in 1 Jahr)

Mit Produkten von Endor (WKN: 549166) kann sich jeder wie ein Superstar fühlen. Denn die unter der Marke Fanatec per e-Commerce vertriebenen Lenkräder, Schaltknüppel und Pedale für Rennsimulationen sind so realitätsnah, dass man beim Spielen zum Vettel oder Hamilton mutiert. Da das Equipment auch bei ersten E-Sports-Wettbewerben zum Einsatz kommt, hat die Nachfrage zuletzt stark angezogen.

Endor nennt sich „Konzern“, ist aber trotz der Erfolgssträhne ein beschauliches Unternehmen aus Landshut geblieben. Am Hauptsitz arbeiten lediglich 78 Mitarbeiter. Weitere 37 kommen noch an Vertriebsstandorten hinzu. Im letzten Jahr stieg der Umsatz auf 39 Mio. Euro, nach 22 Mio. Euro im Vorjahr. Der Gewinn schoss dabei auf über 4 Mio. Euro hoch, nachdem er in den Vorjahren um die Marke von 1 Mio. Euro schwankte.

In der Coronazeit, wo die meisten von uns gezwungen waren, mehr Zeit zu Hause zu verbringen, feierte Endor neue Verkaufsrekorde. Da das Unternehmen als offizieller Partner der FIA World Rally Championship auf einer nachhaltigen E-Sports-Welle reitet und kaum auf gleichwertige Konkurrenz trifft, ist davon auszugehen, dass die Erfolgsgeschichte kein Strohfeuer bleibt. Kein Wunder also, dass der Kurs sich mehr als verfünffacht hat innerhalb kürzester Zeit.

Im ersten Moment der Pandemie wurde die Aktie sogar noch abverkauft, bis den Aktionären dann nach und nach bewusst wurde, welche Erfolgsgeschichte sich hier entwickelt. Endor kann noch auf viele Jahre hinaus über die Eroberung von großen Auslandsmärkten wie China stark wachsen.

Mehrheitlich befindet sich Endor in der Hand von Insidern, wobei die Familie von Mitgründer und Chef Thomas Jackermeier 44 % ihr Eigen nennt. Bei einer Marktkapitalisierung von 234 Mio. Euro ist Endor scheinbar kein Schnäppchen mehr, aber das ist bei Superstar-Aktien immer so.

Superstar-Aktie Nexus (+2185 % in 12 Jahren)

Drei Autostunden westlich in Donaueschingen basteln Programmierer an der Verbesserung von Software für Leistungsträger im Gesundheitswesen. Mit über 1.200 Mitarbeitern und Vertriebsaktivitäten in 21 europäischen Ländern sowie dem arabisch-persischen Raum sieht Nexus (WKN: 522090) sich als regionalen Marktführer.

Neben Klinischen Informationssystemen und Qualitätsmanagementsoftware bietet das Unternehmen auch eine Vielzahl von Lösungen für spezifische Anwendungsfälle. Aspekte wie Diagnostik, Therapie, Patientenfluss und Organisation werden dabei ganzheitlich integriert. Das Konzept kommt offenbar gut an. 2018 stieg der Umsatz um 14,6 % auf 136 Mio. Euro, wovon als Nettogewinn 11 Mio. Euro übrigblieben.

2019 sank die Wachstumsrate auf 9 %, was eigentlich nicht sonderlich spektakulär wirkt. Erst wenn wir weit zurückschauen, wird ersichtlich, was diese Story treibt. Seit Nexus 2005 die Gewinnschwelle übertroffen hatte, war das Unternehmen netto immer profitabel und steigerte jedes Jahr deutlich den Umsatz. Damals waren es noch 21 Mio. Euro und damit nur etwa ein Neuntel von dem, was für nächstes Jahr erwartet wird.

Seit der Coronakrise beflügelt zusätzlich noch eine Reihe von Themen die Fantasie der Anleger. Darunter befinden sich das international verstärkte Engagement in der Diagnostik, der konsequente Ausbau der Expertise rund um Cloud, Mobile und Künstliche Intelligenz sowie der zunehmende Aufbau einer Plattform, an die komplementäre Software angedockt werden kann.

Angesichts dieser starken Entwicklungspipeline ist absehbar, dass das Wachstum noch viele weitere Jahre anhalten wird. Das sollte es allerdings auch, denn das von Ingo Behrendt geführte Unternehmen wird nun mit 709 Mio. Euro bewertet.

Superstar-Aktie Steico (+761 % in 6 Jahren)

Keine Autostunde südlich von Landshut landen wir bei einem völlig anderen, aber nicht weniger beeindruckenden Unternehmen: die auf umweltfreundliche Bauprodukte spezialisierte STEICO (WKN: A0LR93) aus Feldkirchen mit Produktionsstätten in Polen und Frankreich. Es beschreibt sein Angebot wie folgt: „Als branchenweit einziger Hersteller bietet STEICO ein integriertes Holzbausystem an, bei dem sich Dämmstoffe und konstruktive Bauelemente ergänzen.“

Dass dabei Passivhaus-Standards erfüllt werden, kommt als weiteres Plus hinzu. Nach Skandalen rund um Asbest, Urwaldholz und Polymerausdünstungen sowie dem vielerorts ausgerufenen Klimanotstand liegt es somit voll im Trend. Das zeigt sich auch an den Zahlen: 2019 stieg der Umsatz um 11,5 % auf 281 Mio. Euro und das Nettoergebnis um 41 % auf 23 Mio. Euro.

Der Vorstandsvorsitzende Udo Schramek arbeitet konsequent daran, das Wachstumstempo auch zukünftig hochzuhalten, nachdem es seit vielen Jahren kontinuierlich und meist profitabel nach oben geht. Während früher kleinere Gewinne im einstelligen Millionenbereich anfielen, waren es ab 2016 zweistellige Millionenbeträge. 30 Mio. Euro sollten mittelfristig möglich sein, weshalb die Marktkapitalisierung von 696 Mio. Euro auf mich auch nach der Verachtfachung noch wie ein fairer Deal wirkt.

Es braucht nichts Spektakuläres, um spektakulär zu sein

Es ist erstaunlich, mit wie wenig Getöse diese drei süddeutschen Superstar-Aktien das Geld ihrer Eigentümer vervielfacht haben. Sie haben keine absolute Hightech, verfolgen keine halsbrecherischen E-Commerce- oder Cloudstrategien und bauen auch keine hochkomplexen Maschinen.

Als einenden Erfolgsfaktor sehe ich ein starkes Kernprodukt in einer langfristig wachsenden Nische, das durch ein starkes Management konsequent ausgebaut (statt nur verbessert) wurde – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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Neben Endor könnten noch andere stark vom E-Sport-Trend profitieren.

Ist das die „nächste Netflix“ (und ein Corona-Gewinner)?

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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