Seit einigen Tagen wissen wir endlich, wohin die Reise bei thyssenkrupp (WKN: 750000) geht, sobald die Milliarden aus dem Verkauf der Elevator-Sparte fließen. Die bodenständige neue Strategie weiß auf den ersten Blick kaum zu begeistern. Auf den zweiten Blick lässt sich jedoch eine Logik erkennen, die Hoffnung macht.

Die Dicke-Bertha-Strategie

2015, nach fünf Jahren Konzernumbau, wollte der damalige Vorstandschef Heinrich Hiesinger neue Leichtigkeit in den thyssenkrupp-Konzern bringen: Ein Logo mit feinen Linien, frische türkisblaue Farbe und ein Fokus auf Engineering und Digitales. Ein moderner Technologiekonzern sollte daraus entstehen, so seine Vision. Aber da die Probleme im Stahlbereich niemals aufgehört haben, blieb das alles in den Ansätzen stecken.

Zuletzt sah es für mich trotzdem so aus, als ob thyssenkrupp sich zu einer treibenden Kraft der Energiewende entwickeln könnte, da die einzelnen Geschäftsbereiche vielfältige Kompetenzen rund um Wasserstoff, Energiespeicher und erneuerbare Energien aufgebaut haben. Auch daraus wird nichts: Das am 19. Mai vorgestellte Konzept sieht vor, vieles davon in neue Hände zu geben, insbesondere das Engineering-Know-how.

Was steckt dahinter? Nun, bei der Suche nach der Seele von thyssenkrupp ist dem Vorstand rund um Martina Merz anscheinend die legendäre Dicke Bertha (also großkalibrige Krupp-Kanonen) in den Sinn gekommen, die vor über 100 Jahren weltweit Angst und Schrecken verbreiteten. Noch heute kann man in vielen Museen weltweit entsprechende Exponate bestaunen, die für Qualität und Stärke stehen.

Statt neuer Leichtigkeit kehrt thyssenkrupp nun in gewisser Weise wieder zu seinen Wurzeln zurück. Geschmiedete Großkomponenten, riesige Wälzlager, U-Boote, Fregatten und robuste Chassis-Komponenten stehen zukünftig im Mittelpunkt. Hinzu kommen die Stahlproduktion und der Stahlvertrieb. Der moderne Dreiklang „Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung“ wird hingegen keine Rolle mehr spielen.

Was davon zu halten ist

Ehrlich gesagt, war ich zunächst etwas enttäuscht, weil ich rund um das Thema „Energiewende“ große Potenziale sah. Allerdings hätte thyssenkrupp vermutlich noch viele der Elevator-Milliarden einsetzen müssen, um eine solche Strategie zum Erfolg zu führen.

Nun soll das Engineering-Know-how in Einzelteilen an passende Käufer abgegeben werden. Dabei geht es sowohl um klassische Bereiche wie Zement- und Düngerfabriken als auch die jüngeren Aktivitäten wie Motor- und Batteriefertigungslinien sowie Anlagen zur Wasserstoffelektrolyse.

Abweichend vom Dicke-Bertha-Prinzip suchen auch die ikonischen Bergbaumonster ein neues Zuhause. Auf diese Weise entzieht man sich allerdings geschickt dem kritischen Blick der Klimaaktivisten. Wenn thyssenkrupp zukunftsfest aufgestellt werden soll, dann ist es vermutlich der richtige Schritt.

Die kommende Ertragsperle sehe ich hingegen bei der Tochter Rothe Erde, die für ihre Großwälzlager international geschätzt wird. Der Weltmarktführer hat nur wenig gleichwertige Konkurrenz, wenn es etwa um Hauptlager für die neueste Generation von Offshore-Windturbinen geht. Das Geschäft läuft bereits jetzt rund und es spricht vieles dafür, dass die Nachfrage in den kommenden Jahren massiv anziehen wird. thyssenkrupp will davon profitieren, indem es in das organische Wachstum investiert.

Mit Metallproduktion, Komponentenfertigung und Metallvertrieb wird thyssenkrupp ein relativ klares Profil haben in Zukunft. Lediglich die Marine-Sparte liegt etwas quer, wobei ich davon ausgehe, dass diese mittel- bis langfristig auf die eine oder andere Weise selbstständiger aufgestellt wird.

Auf alle Fälle kann mit der vollen Kasse endlich eine thyssenkrupp geschmiedet werden, die groß und stark ist wie die Dicke Bertha. Mit dem schrittweise wegfallenden Schuldendienst und zielgerichteten Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Segmente sollte es gelingen, wieder nachhaltige Gewinne zu erwirtschaften.

Wie es jetzt weitergeht

Vieles, was unter dem Konzerndach nur schwer in die Gewinnzone zu bringen war, soll nun hübsch gemacht werden, um in Laufe der kommenden Jahre einen möglichst guten Preis erzielen zu können. Häufig nimmt thyssenkrupp in diesen Bereichen eine führende Marktposition ein und verfügt über erstklassiges Know-how, das beispielsweise in einer größeren Engineering-Organisation sein volles Potenzial entfalten könnte, sobald die Rahmenbedingungen wieder stimmen.

Für die verbleibenden Marine- und Automobilaktivitäten will das Management hingegen passende Mitbewerber für eine Zusammenlegung von Geschäften gewinnen, um so stärkere Einheiten zu formen. Rheinmetall (WKN: 703000) und Salzgitter (WKN: 620200) wären mögliche Kandidaten.

Zudem gibt es aufgrund der anhaltenden Krise gerade im Automobilbereich unzählige Übernahmegelegenheiten, um komplementäre Kompetenzen hinzuzukaufen und Skaleneffekte zu erzielen. Grundsätzlich könnte so dank der neu gewonnenen Finanzkraft – mit etwas Geschick – eine starke Einheit geformt werden. Hier gilt es, die nächsten strategischen Schritte genau im Auge zu behalten.

Am 13. August wird das Management über das verlustreiche aktuelle Quartal berichten. Bis dahin wird sich das Geschäftsklima voraussichtlich wieder aufhellen und wir werden genauer wissen, wie viel Gestaltungsspielraum die Bilanz zulässt. Im Moment überwiegt bei mir weiterhin die Zuversicht.

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So geht man mit einem Markt-Crash um

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Ralf Anders besitzt Wertpapiere auf thyssenkrupp. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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