VIRUS/ROUNDUP 4/Rettungspaket: Die EU quält sich mit der Antwort auf die Krise

BRÜSSEL - Sechzehn Stunden Verhandlungen haben nicht gereicht und auch nicht die Aufrufe zu Einheit und Solidarität in dieser monumentalen Krise: Ihr Rettungspaket für Arbeitnehmer, Unternehmen und klamme Staaten im Wert von 500 Milliarden Euro haben die EU-Finanzminister nicht über die Ziellinie gebracht. Noch nicht, sagte der deutsche Ressortchef Olaf Scholz am Mittwochmorgen nach durchwachter Nacht und bemühte Zuversicht, dass "wir noch vor Ostern die entsprechenden Erleuchtungen bekommen". Am Donnerstag geht es weiter.

ROUNDUP 2: Wirtschaftseinbruch durch Corona - Institute

BERLIN - Der wirtschaftliche Einbruch in der Corona-Krise hinterlässt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt und bei Einkommen - viele Bürger müssen sich auf schwierigere Zeiten einstellen. Führende Wirtschaftsforscher erwarten eine tiefe Rezession in Deutschland. Dies werde auch zu Einkommensverlusten führen, die Zahl der Arbeitslosen werde steigen. In ihrem am Mittwoch vorgelegten Frühjahrsgutachten sehen die Institute Deutschland aber als gut gerüstet an, um den wirtschaftlichen Einbruch zu verkraften.

ROUNDUP: WTO befürchtet Rückgang des Welthandels um bis zu 32 Prozent

GENF - Die Welthandelsorganisation (WTO) rechnet in diesem Jahr mit einem Absturz des Welthandels wegen der Corona-Krise um 13 bis 32 Prozent. Dies sei die Spanne zwischen einem optimistischen und einem pessimistischen Szenario, teilte die WTO am Mittwoch in Genf mit. "Der unvermeidliche Rückgang bei Handel und Produktion wird schmerzhafte Konsequenzen für Haushalte und Unternehmen haben, ganz abgesehen von dem menschlichen Leid, das diese Krankheit verursacht", sagte WTO-Chef Roberto Azevedo. Es werde sich wohl "um die tiefste wirtschaftliche Rezession zu unseren Lebzeiten" handeln.

VIRUS: Macron und Merkel wollen sich in Streit um EU-Krisenlösung einschalten

PARIS - Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron will sich nach französischer Darstellung gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in den Streit um die milliardenschwere europäische Corona-Krisenlösung einschalten. Es seien deutsch-französische Vorschläge für die Gipfelrunde der EU-Staats- und Regierungschefs geplant, hieß es am Mittwoch aus Kreisen des französischen Präsidialamts. Das nächste Treffen der Chefs per Videoschalte sei in den "nächsten Tagen" geplant, ein genauer Termin blieb offen.

Statistiker: Toilettenpapier-Absatz bricht ein

WIESBADEN - Der Verkauf von Toilettenpapier ist in der vergangenen Woche drastisch zurückgegangen. Erstmals seit Beginn der Corona-Krise habe er unter dem Durchschnittswert der vorausgegangenen sechs Monate gelegen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Es sei fast ein Drittel weniger Toilettenpapier verkauft worden als normal. Zum Vergleich: In der Woche davor lag die Verkaufsmenge noch rund 50 Prozent über dem Sechs-Monats-Durchschnitt.

VIRUS/ROUNDUP: Corona-Krise könnte auch Sommerurlaub gefährden

BERLIN - Wegen der Corona-Krise müssen die Menschen nach Einschätzung von Ärztepräsident Klaus Reinhardt in diesem Jahr wahrscheinlich auch ihren Sommerurlaub abschreiben. "Ich glaube nicht, dass die Deutschen in diesem Sommer schon wieder Urlaubsreisen machen können", sagte der Präsident der Bundesärztekammer den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Ein solches Szenario hätte nach Ansicht des Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), massive Folgen für die Branche. Aus dem Norden Deutschlands, wo viele Deutsche an den Küsten ihren Sommerurlaub verbringen, kamen am Mittwoch nicht ganz so pessimistische Töne.

GESAMT-ROUNDUP: Regierung will Kontrolle ausländischer Investitionen verschärfen

BERLIN - Die Bundesregierung will die Kontrolle ausländischer Investitionen verschärfen - und so in strategisch wichtigen Bereichen die Übernahme deutscher Firmen erschweren. Das Bundeskabinett brachte dazu am Mittwoch eine Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes auf den Weg. Investitionen aus Nicht-EU-Staaten sollen umfassender und vorausschauender geprüft werden können. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, das "sehr liberale" Außenwirtschaftsrecht werde mit Blick auf deutsche Sicherheitsinteressen nachgeschärft.

VIRUS: Demokraten wollen Konjunkturpaket um 500 Milliarden Dollar aufstocken

WASHINGTON - Die Führung der Demokraten im US-Kongress will das jüngst beschlossene riesige Corona-Konjunkturpaket um 500 Milliarden US-Dollar (460 Milliarden Euro) aufstocken. Die Regierung schlägt bislang eine Erhöhung um 250 Milliarden Dollar vor, um damit ein Kreditprogramm für kleinere und mittlere Unternehmen auszubauen. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, erklärten am Mittwoch, zusätzlich brauche es noch 100 Milliarden Dollar zur Stärkung des Gesundheitswesens und 150 Milliarden Dollar, um Kommunen und Bundesstaaten angesichts drastischer Einnahmeausfälle zu helfen.

VIRUS/EZB-Ratsmitglied: Radikalere EZB-Schritte nur bei großen Risiken

PARIS/FRANKFURT - Frankreichs Notenbankpräsident Francois Villeroy de Galhau hält die aktuellen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise für vorerst ausreichend. Prinzipiell könne zwar nichts ausgeschlossen werden, radikalere Schritte der Notenbank wären aber nur im Fall großer Risiken für die Preisstabilität denkbar, sagte Villeroy de Galhau in einem Gastbeitrag in der Zeitung "Le Monde" (Mittwoch). Nach Einschätzung des französischen Ratsmitglieds der EZB wird die Notenbank noch lange Zeit mit einer zu schwachen Inflation konfrontiert sein.

Frankreichs Notenbank erwartet harten Konjunktureinbruch

PARIS - Frankreichs Wirtschaft steht nach Einschätzung der französischen Notenbank vor der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Im ersten Quartal sei mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um sechs Prozent zu rechnen, hieß es in einer am Mittwoch in Paris veröffentlichten Mitteilung der Zentralbank. Auch für den weiteren Verlauf des Jahres seien die konjunkturellen Aussichten wegen der Einschränkungen gegen die Corona-Pandemie trübe.

Weniger Baugenehmigungen zum Jahresanfang

WIESBADEN - Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland ist zum Jahresbeginn 2020 gesunken. Sie verringerte sich um 0,3 Prozent auf 27 000 Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Darunter fallen sowohl Bewilligungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch Baumaßnahmen wie Sanierungen und aufgestockte Etagen. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Baugenehmigungen insgesamt deutlich gestiegen.

VIRUS/ROUNDUP: Trump stellt WHO in Corona-Krise an den Pranger - und droht

WASHINGTON - Mitten in der globalen Coronavirus-Krise hat US-Präsident Donald Trump der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einem Stopp von Beitragszahlungen gedroht. "Ich sage nicht, dass wir es tun werden, wir werden es untersuchen und die Beendigung der Finanzierung prüfen", sagte Trump. Er revidierte damit eine nur wenige Minuten zuvor getroffene Aussage, wonach US-Gelder für die WHO auf Eis gelegt werden sollten - was nach einer bereits getroffenen Entscheidung klang. Trump war zurückgerudert, als eine Reporterin ihn fragte, ob eine Pandemie der Zeitpunkt sei, um Beitragszahlungen einzufrieren.

ROUNDUP: Chinesische Investitionen in Europa gehen um ein Drittel zurück

PEKING - Firmen aus China haben im vergangenen Jahr erneut weniger Geld für Übernahmen in der Europäischen Union in die Hand genommen. Die Direktinvestitionen in die 28 EU-Länder sanken 2019 um 33 Prozent auf zwölf Milliarden Euro, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse des Berliner Merics-Instituts und der US-Beratungsfirma Rhodium Group hervorgeht. Nach dem bisherigen Höchststand im Jahr 2016 ist es der dritte Rückgang chinesischer Investitionen in Folge.

Kundenhinweis:

ROUNDUP: Sie lesen im Konjunktur-Überblick eine Zusammenfassung. Zu diesem Thema gibt es mehrere Meldungen auf dem dpa-AFX Nachrichtendienst.

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AXC0318 2020-04-08/17:05

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