„Ein Grundpfeiler für den Vermögensaufbau...“ (Michael Huber im Interview zum Fonds im Porträt Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix)
05.09.2024 | 21:00
2014 wurde im 1986 aufgelegten Raiffeisen-Global-Mix das Thema Nachhaltigkeit in den Investmentansatz aufgenommen und zum Schwerpunkt gemacht. Als Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix feiert dieser nun sein zehnjähriges Jubiläum. Fondsmanager Michael Huber im Intervoiew zum Erfolgsrezept und zur Asset Allokation des Fonds.
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BÖRSE EXPRESS: 2014 erblickte der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix als erster gemischter Nachhaltigkeitsfonds von Raiffeisen Capital Management das Licht der Anlagewelt. Mittlerweile avancierte er zum Flaggschifffonds von Raiffeisen Capital Management. Mit einem Fondsvolumen von aktuell fast 5,4 Milliarden Euro ist er nicht nur der größte Nachhaltigkeitsfonds einer österreichischen Fondsgesellschaft, sondern insgesamt der größte Publikumsfonds Österreichs. Wie sieht die Marktstellung des Fonds im europäischen und internationalen Vergleich aus und auf welche Hauptfaktoren führen Sie seine Erfolgsgeschichte zurück?
MICHAEL HUBER: Ein wesentlicher Faktor ist unsere Vorreiterrolle im Bereich nachhaltiges Investieren, die wir durch unseren weiterentwickelten Investmentansatz weiter festigten. Dank der neu eingeführten „Zukunfts-Themen“, unserer fundierten nachhaltigen Inhouse Research-Plattform, beleuchten wir aus nachhaltiger Sicht zukunftsträchtige Themen. Neben den „Zukunfts-Themen“ heben wir uns auch durch unseren kontinuierlich hohen Nachhaltigkeitsstandard von vielen Mitbewerbern ab. Sowohl Scope als auch das FNG-Siegel haben uns laufend mit der Bestnote ausgezeichnet. Unsere starke Präsenz und unsere Nähe zu den Kundenberatern ist ein weiterer Faktor für den Erfolg. Der Fonds ist ein Grundpfeiler für den Vermögensaufbau und ist mit über 100.000 Ansparplänen einer der wichtigsten Bausteine in vielen Kundenportfolios. Als letzten Punkt würde ich noch unsere bewährte Fundamentalanalyse erwähnen, die sich durch einen starken Fokus auf Qualitätstitel und etablierte Geschäftsmodelle auszeichnet. Über einen Zeitraum von 10 Jahren ist der Fonds mit seiner Performance auch unter den europäischen Top-Fonds zu finden.
BÖRSE EXPRESS: Die Datenlage zur globalen Konjunktur hat sich in den letzten Wochen eingetrübt. Vor allem enttäuschende US-Wirtschaftsdaten und schwächere Gewinnausblicke bei den Tech-Giganten haben die globalen Aktienmärkte fallen lassen. Zudem sieht es so aus, als befürchteten Markteilnehmer, die US-Notenbank könnte mit ihrer für September in Aussicht gestellten Zinssenkung zu spät kommen, um eine sanfte konjunkturelle Landung zu garantieren. Wie ist Ihre Meinung zur derzeitigen globalen Konjunktur- und Zinsentwicklung, zur Lage an den Kapitalmärkten und mit welchen Maßnahmen haben Sie im Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix auf die Korrektur reagiert?
MICHAEL HUBER: Global zeigt sich die Konjunktur in China unter den Erwartungen, wogegen die USA bis vor kurzem positiv überraschten, zuletzt aber beginnende Anzeichen von nachlassender Dynamik aufwiesen. In Europa wiederum verhindert die Strukturkrise in Deutschland eine deutliche Besserung der Konjunktur, die Peripherie wie Spanien oder Portugal hält sich da deutlich besser. Die Inflation ist überall zurückgekommen und wird sich auch weiterhin - wenn auch eher langsam und holprig - nach unten bewegen. Damit werden die Leitzinsen bis Ende 2025 deutlich gesenkt werden können. Leitzinsen von 2% in der Euro Zone bzw. 3% in den USA sind da durchaus denkbar. Gerade in den USA wird aber auch viel von der politischen Entwicklung bzw. dem Wahlausgang und damit abgeleitet der Wirtschaftspolitik abhängen. Die Unsicherheit diesbezüglich war selten größer. Das Risiko einer harten Landung in den USA wird gleichzeitig auch unterschätzt.
Der Anleihemarkt hat viele Zinssenkungen in den Kursen bereits eskomptiert, sollte aber von der Entwicklung in den nächsten Quartalen noch weiter unterstützt werden.
Das Zinsrisiko im Fonds wurde im 1. Halbjahr aufgrund diverser Strategien und des Zinsmodells deutlich erhöht, und betrug zwischenzeitlich im gesamten Anleiheteil (EUR und USD-Anleihen) bis zu ca. 5,5 Jahre. Dies spiegelt unsere Erwartung wider, dass die Zinspolitik zunehmend Spuren in der Wirtschaft hinterlassen wird, und sich das Inflationsmomentum u.a. dadurch verringern sollte. Die spürbaren Renditerückgänge des 3. Quartals wurden hier jedoch auch bereits wieder zu leichten Gewinnmitnahmen genutzt und die Duration auf ca. 5,2 Jahre verringert.
An den internationalen Aktienmärkten ist die Volatilität zuletzt stark gestiegen. Anfang August kam es aufgrund von Rezessionsängsten in den USA und starken Marktverwerfungen in Japan zu einem deutlichen Kursrückgang. Von dieser Korrektur konnten sich die Aktienmärkte jedoch rasch wieder erholen.
Der Fonds weist grundsätzlich eine fixe Aktien- und Anleihequote von jeweils 50% auf. Aufgrund der positiven Marktentwicklungen bis Ende Juni, entwickelte sich das Aktiensegment zuletzt jedoch besser und wir nutzten diese gute Marktphase, um das Aktiensegment etwas abzubauen und die ausgewogene Allokation wiederherzustellen.
BÖRSE EXPRESS: Year-to-date beträgt das Plus beim Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix rund sechs Prozent. Wie beurteilen Sie diese Performance im bisherigen Jahresverlauf bzw. hat sich die ausgewogene Ausrichtung des Mischfonds damit bewährt?
MICHAEL HUBER: In einem stark positiven Aktienjahr ist rückblickend eine höhere Aktienquote immer besser. Die Beimischung von Anleihen, bei denen das Potenzial nach dem Crash 2022 deutlich gestiegen ist, macht aus Risikogründen allerdings sehr viel Sinn. Unvorhersehbare Marktrücksetzer können dadurch besser abgefedert werden.
BÖRSE EXPRESS: Der Schwerpunkt der Aktienveranlagung liegt weiterhin in den USA und Europa. Welche Sektoren leisteten in den letzten Wochen besonders positive bzw. negative Beiträge zur Performance und wo liegen die Schwergewichte im Anleiheteil des Portfolios, auch hinsichtlich der Ratings?
MICHAEL HUBER: Seit Anfang Juli leisteten insbesondere die zwei Sektoren Gesundheit und Finanzen positive Performancebeiträge, während der Technologiesektor trotz einer starken Jahresperformance über die letzten zwei Monaten den größten negativen Performancebeitrag lieferte. Im Anleihebereich wurde vor allem in zwei Haupt-Assetklassen investiert, nämlich in Staat und staatsnahe Emittenten – hier liegen die Ratings um AA+, sowie in den Bereich Corporates – hier ist der Durchschnitt bei ca. BBB+. Corporates rangieren von der Allokation innerhalb der Anleihen aktuell am höchsten, dicht gefolgt von Staat und staatsnahen Emittenten, zusätzlich werden auch beispielsweise Covered Bonds beigemischt, die aktuell aus unserer Sicht weiterhin ein attraktives Risiko-/Ertragsprofil aufweisen.
BÖRSE EXPRESS: Neun der zehn größten Aktienpositionen im Fondsportfolio stammen aus den USA, vier davon sind im IT-Sektor angesiedelt. Welche sind die wichtigsten Gründe, die mehr für US-amerikanische Aktien und weniger für europäische Titel bzw. solche aus den Emerging Markets sprechen und wie beurteilen Sie die derzeitige Bewertung der US-Technologiebranche?
MICHAEL HUBER: Viele der weltweit führenden Unternehmen mit einer starken Marktposition und solidem Gewinnwachstum sind in den USA ansässig. Insbesondere im Technologiebereich ist die USA ein Vorreiter, während europäische Unternehmen in diesem Sektor oft das Nachsehen haben. Wir stehen in dieser Branche vor einer neuen Revolution. Künstliche Intelligenz bildet eine neue Plattform, auf der sich vieles verändern und weiterentwickeln wird. Es wird viele Gewinner, aber auch Verlierer geben. Wir setzen hier auf Qualitätstitel, die Gewinne schreiben und eine starke Marktposition aufweisen, daher auch die höhere Bewertung. Vor Übertreibungen schützen wir uns durch unsere Rebalancing Strategie.
BÖRSE EXPRESS: Welchem Anleihesegment trauen Sie mit Sicht auf die nächsten Monate und angesichts der bereits eingepreisten Leitzinssenkungen das attraktivste Chancen-Risiko-Verhältnis zu?
MICHAEL HUBER: Die relativ hohe Gewichtung von aktuell 30% des Fondsvolumens in Corporates spiegelt unsere Meinung wider, dass dieses Segment weiterhin das attraktivste Profil innerhalb von Anleihen aufweist. Sinkende Zinsen sowie die aktuell zurückgehenden Defaultraten sollten dem Markt hier weiterhin leichten Rückenwind geben, wobei die stärksten Renditerückgänge gegenüber Staatsanleihen wohl bereits hinter uns liegen. Zuflüsse in die Assetklasse Corporates, speziell im kürzeren bis mittleren Laufzeitenbereich wirken jedoch weiterhin unterstützend und somit sollten die höheren Renditen dieses Bereichs auch lukriert werden können.
BÖRSE EXPRESS: Manche Experten meinen, dass die Märkte derzeit unterschiedliche Wege gehen. Die Zunahme des politischen Risikos – mit den Wahlen in Frankreich und Großbritannien im dritten Quartal und den bevorstehenden US-Wahlen im November – verstärke das Thema der regionalen Differenzierung. Die Daten würden zunehmend auf eine regionale Verschiebung der Wachstumserwartungen hindeuten, was zu Chancen in verschiedenen Wirtschaftsräumen und Anlageklassen führen könnte. Wie stehen Sie dazu und könnte dies Auswirkungen auf die weitere Asset Allocation im Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix haben?
MICHAEL HUBER: Wir verfolgen grundsätzlich einen Bottom-Up Ansatz und investieren in Unternehmen, die einen globalen Footprint haben. Natürlich können politische Veränderungen Auswirkungen auf die Unternehmen haben, allerdings hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass diese Einflüsse im Vorfeld von Wahlen oft überbewertet werden. Aufgrund der Wachstumsdynamik haben wir seit Jahresbeginn vermehrt Ideen aus den USA ins Portfolio aufgenommen.
BÖRSE EXPRESS: Den Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix sollte ich lieber heute als morgen kaufen, da....
MICHAEL HUBER: … wir in spannende und zukunftsreiche Themen im IT- und Gesundheitsbereich, sowie in den Umweltbereichen wie Wasser, Recycling und Erneuerbare Energie investiert sind. Darüber hinaus bietet die Anleiheseite nach längerer Durststrecke ebenfalls ein hohes Potenzial. Der Fonds eignet sich aufgrund seiner Eigenschaften hervorragend für einen langfristigen Vermögensaufbau.