BÖRSE EXPRESS: Wenn ich den Namen Ihres Fonds richtig interpretiere, ist Ihre Strategie, Aktien vor allem aus dem deutschsprachigen Raum auszuwählen. Aus dem Blickwinkel eines Gesamtportfolios heraus: warum sollte ich überhaupt in dieser Region investieren?

Welche Sprache im Unternehmen gesprochen wird ist kein Auswahlkriterium – und sollte uns bei der Selektion auch nicht im Wege stehen. Die regionale Einschränkung macht aber trotzdem Sinn – da sonst das Selektionsuniversum unvernünftig groß werden würde. In der DACH Region gibt es ausreichend Unternehmen, die als Hidden Champs klassifiziert werden können und die in dem was sie machen Weltmeister sind. Die DACH Region ist zudem auf Export ausgerichtet und deckt den globalen Markt ab – hier sollte es gerade in der Phase der sich abschwächenden Pandemie und einer wieder etwas freundlicheren US-Politik zu positiven konjunkturstärkenden Impulsen kommen und man darf auf ein Wiederaufblühen des Welthandels hoffen, der die letzten Jahre etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde.

 

Wie würden Sie das Ziel des Fonds sehen: Möglichst hoher Ertrag? Balanziertes Risiko? … Wenn ich mit die Portfoliotitel ansehe, fällt mir auf den ersten Blick kein Schlagwort wie ESG oder technologielastig ein. Ihnen?

Der Fonds investiert in familiengeführte Unternehmen bzw. Hidden Champions. Der Fokus liegt daher auf dem europäischen Small-/MidCap Bereich. Wir setzen auf ein ausgewogenes Portfolio, das entsprechend der jeweiligen Marktphase sowohl Raum für Value- als auch Growth-Titel lässt.

 

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Unternehmen aus? Ist es eine reine Einzeltitelauswahl, oder spiegelt es ein makroökonomisches Weltbild wider? Wenn ja welches bzw. nach welchen Kriterien wird vorgegangen?

Die Portfoliostruktur des Fonds ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. In einem ersten Schritt legen wir top down eine Regionenallokation fest – also wir bestimmen, wo wir investieren wollen. Den Kern bildet hier die DACH-Region. Darauf aufbauend machen wir uns Gedanken welche Branchen wir in welchem Ausmaß abdecken wollen, was uns innerhalb dieses Gerüsts schließlich zur Einzeltitelselektion führt. Hierbei spielen fundamentale Unternehmenskennzahlen eine Rolle bzw. auch eine Betrachtung der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells.

 

Da Ihre Hauptinvestitionsziele regional nicht weit entfernt liegen – halten Sie mehr Kontakt als der Durchschnittsfondsmanager mit Unternehmen? Und worin sehen Sie Vorteile so einer Nähe. Ich könnte einwenden, dass gerade dieser Raum eine deutlich weniger gute Analystenabdeckung hat, als etwa der US-Markt, womit ich mehr auf eigene Informationen angewiesen bin und nicht einen Pool aus Meinungen als Basis habe – was nicht schlecht sein muss. Gleichzeitig fällt es – ich nenne jetzt nur irgendein Beispiel – einem Linzer Fondsmanager wahrscheinlich weniger leicht einem Linzer Stahlkonzern-Boss auf die Finger zu klopfen, denn ein Goldman Sachs-Fonds. Was im Ergebnis auch nicht schlecht sein muss – aber wie erleben Sie das?

Sie haben sicher Recht, dass ein Fondsmanager mit besonders hoher Marktmacht möglicherweise leichter auf das Management Einfluss nehmen könnte. Allerdings beschränkt sich diese versuchte Einflussnahme zum größten Teil auf spezialisierte Aktivisten, der von ihnen beschriebene Durchschnittsfondsmanager wird kaum versuchen, aktiv auf das Portfoliounternehmen Einfluss zu nehmen. Dies ist auch gar nicht nötig, denn ist man als Fondsmanager mit den Entscheidungen des Managements nicht einverstanden, ist es meist unkomplizierter eine Desinvestition ins Auge zu fassen und sein Kapital in geeignetere Unternehmen zu investieren. Abgesehen davon ist auch fraglich, ob sich der Konzernvorstand aus Linz von einem großen internationalen Vermögensverwalter einfach so auf die Finger klopfen lässt, nur weil dieser mit der Unternehmensstrategie nicht klar kommt. Relevant ist vielmehr, regelmäßig Zugang zum Management eines Unternehmens zu bekommen, um über ständig aktuelle Entwicklungen informiert zu werden und komplexe Sachverhalte direkt von Experten erläutert zu bekommen. Da haben wir glücklicherweise sehr gute Kontakte. Durch die zunehmende Digitalisierung von Meetings ist es für uns auch einfacher und effizienter geworden, auf virtuellem Weg Beziehungen zu Vorständen und Sektorspezialisten aufzubauen.

 

Ich finde bei Ihnen im Portfolio Titel vom reinen Nebenwert - Pierer Mobility - bis hin zum DAX-Konzern Merck. Gibt es für Sie punkto Liquidität, Marktgröße etc. keine Limits? Und was noch auffällt: die Depotpositionen sind ziemlich gleichgewichtet. Fahren Sie die Gleichgewichtung vom Ansatz her? Die, wenn ja, aus Ihrer Sicht was bringt?

Die Größe des Unternehmens ist nicht zwangsläufig ein relevanter Faktor – wichtig bei unserem Ansatz ist, dass wir in Unternehmen investieren die auf ihrem Gebiet eine starke Marktposition zeigen. Gleichgewichtung und Titelanzahl sind bewusst gewählt – Gleichgewichtung sehen wir als Risikobremse, um sich nicht in zu hohen Gewichtungen zu verlaufen und Kleinstgewichtungen, die dann trotzdem zu monitoren sind, zu vermeiden.

 

Klein gilt in der Regel als riskanter denn groß. Wie sehen Sie das?

Nein, nicht unbedingt. Niedrigkapitalisierte Unternehmen sind selten unmittelbar im Fokus der größten internationalen Fondsgesellschaften da diese für sie schlicht und einfach aus Liquiditätsgründen nicht investierbar sind, was zweifelsohne als eine Chance betrachtet werden kann. Außerdem werden besonders Familienunternehmen eine gewisse Stabilität zugeschrieben, da diese einen langfristigen Zeithorizont verfolgen und häufig ein beträchtlicher Teil des Kapitals der Unternehmerfamilie im Konzern gebunden ist. Dem gegenüber stehen die teilweise sehr optimistischen Bewertungen von im Trend ­liegenden Growth-Unternehmen, mit denen ebenso ein Risiko einhergeht.

 

Sie können laut Fondsregeln zum überwiegend deutschsprachigen Portfolioteil anderes Europa beimischen. Wenn das so wie jetzt knapp 30 Prozent sind – ist das viel, wenig? Und warum das dann?

Es ermöglicht uns eine gewisse Flexibilität in der Portfoliokonstruktion und -optimierung, wenn wir Unternehmen anderen Regionen Europas, unter der Voraussetzung sie erfüllen die Kriterien, beimischen können. Der Fokus wird auch weiterhin zum überwiegenden Teil in der DACH-Region liegen. Es wäre schade, wenn wir eine erfolgsversprechende Idee verwerfen müssten, nur weil ein familiengeführtes Unternehmen oder ein Hidden Champions seinen Hauptsitz nicht in Österreich, Deutschland oder der Schweiz hat. Zudem handelt es sich bei Unternehmen in die wir investiert sind tendenziell um global agierende Unternehmen die ihre Umsätze und Gewinne in der gesamten Welt generieren.

 

Der Fonds erzielte im Schnitt seit der Auflage Anfang November 2018 eine Performance von knapp 11 Prozent pro Jahr. Wenn ich ATX, DAX und SMI in diesem Zeitraum gleichgewichte, komme ich auf etwas mehr als 7 Prozent. Spricht eine gewisse Logik dafür, warum das Fondskonzept besser als der Markt ist – und dass es auch so bleibt?

Unser Fonds ist fairerweise nicht exakt mit einem gleichgewichteten Durchschnitt dieser Indices vergleichbar, da wir uns doch eher im Small- und Mid Cap Bereich bewegen und wir auch auf Sektorebene bewusst andere Schwerpunkte setzen. Der ATX kommt dem zwar recht nahe, ist im Gegensatz zu unserem Fonds allerdings sehr stark von der Finanzbranche geprägt. Unsere Selektion zielt auf Investments in Unternehmen ab, die langfristigen Erfolg vorweisen können und einen soliden Stamm an Kernaktionären aufweisen. Im Zentrum stehen für uns Unternehmen, die als Spezialisten führend in einer Marktnische tätig sind und denen ebenso in Kombination mit innovativen Geschäftsmodellen erfolgversprechende Zukunftsaussichten eingeräumt werden können. Diese interessante Mischung sollte auch längerfristig eine aussichtsreiche Ausgangslage für ein erfolgreiches Investment darstellen.

 

Den 3 Banken Unternehmen & Werte Aktienstrategie Fonds sollte ich besser heute als morgen kaufen, da …

Timing sollte in der Veranlagung in riskante Assets keine Rolle spielen – der Anlagehorizont ist das ausschlaggebende Kriterium. Wenn ich weiß, dass ich in einem halben Jahr das Geld für eine Anschaffung brauche, sollte ich es nicht in Aktien parken – so ein Verhalten würde man als Spekulation bezeichnen. Den perfekten Einstiegszeitpunkt wird man nie finden – zu investieren bedeutet auch geduldig sein zu können und daher auch etwas Zeit mitzubringen. 

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