EQS-News: Bellevue Asset Management AG - Gesundheitssektor vor dem Comeback? (deutsch)
20.12.2023 | 07:00
Bellevue Asset Management AG - Gesundheitssektor vor dem Comeback?
Bellevue Asset Management AG / Schlagwort(e): Marktbericht
Bellevue Asset Management AG - Gesundheitssektor vor dem Comeback?
20.12.2023 / 07:00 CET/CEST
Marktkommentar vom 20. Dezember 2023
Gesundheitssektor vor dem Comeback?
Kaum ein Anleger hatte zuletzt das Renditepotenzial des Gesundheitssektors
auf dem Schirm. Doch neue Medikamente und moderne Medizintechnik werden auch
in Zukunft stets eine entscheidende Rolle spielen. Hinzu kommen die aktuell
niedrigen Bewertungen. Cyrill Zimmermann, Mitglied der Geschäftsleitung von
Bellevue Asset Management und Head Healthcare Funds & Mandate, erläutert in
seinem Ausblick auf das Börsenjahr 2024, weshalb die Wiederentdeckung der
Gesundheitsaktien nur eine Frage der Zeit sein dürfte.
2023 hat der Gesundheitssektor insgesamt eine enttäuschende Performance
gezeigt. Dies lässt sich teilweise darauf zurückführen, dass die
Wachstumsraten einiger Unternehmen nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder
auf ein normales Niveau zurückgekehrt sind. Namhafte Unternehmen im
Diagnostikbereich, wie beispielsweise Roche und Thermo Fisher, spürten diese
Veränderungen deutlich. Zusätzlich stellten signifikant angestiegene
Zinssätze eine wesentliche Herausforderung dar. Besonders betroffen waren
hiervon Wachstumsunternehmen, deren zukünftige Cashflow-Prognosen nun mit
höheren Abzinsungsraten konfrontiert sind. Dies hatte insbesondere
Auswirkungen auf den Biotechsektor und Unternehmen, die digitale Geräte und
Dienstleistungen im Gesundheitswesen entwickeln. Des Weiteren verzeichneten
Unternehmen, die noch keine Gewinne erzielen, einen Anstieg der
Risikoprämien.
Innovationskraft ungebrochen
Doch die Innovationskraft der Branche ist ungebrochen. Diese Einschätzung
wird von den jüngsten Zulassungen in der Krebsmedizin, der Gentherapie oder
bei der Behandlung von Alzheimer und Stoffwechselerkrankungen eindrucksvoll
untermauert. So wurde etwa in Grossbritannien das weltweit erste Medikament
zugelassen, das auf Genomeditierung durch die sogenannte «Genschere»
basiert. Fehlerhafte Fragmente im Erbgut werden bei diesem Verfahren
herausgeschnitten und durch neue DNA-Bausteine ersetzt, die durch zelleigene
Reparatursysteme in den DNA-Strang integriert werden. Bei zwei seltenen,
erblich bedingten Bluterkrankungen könnte das Präparat mit dem Namen Casgevy
die Transplantation von Stammzellen ersetzen. Entwickelt wurde es von den
Firmen Crispr Therapeutics und Vertex Pharmaceuticals.
Diese Erfolgsmeldung blieb aber unter dem Radar der meisten Anleger. Zu den
wenigen Themen, die von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden, zählten neue
Medikamente gegen Diabetes und Fettleibigkeit. Hier wurden beeindruckende
Studiendaten vorgelegt. Die in diesem Bereich führenden Pharmafirmen Eli
Lilly und Novo Nordisk haben davon stark profitiert. Denn das Potenzial für
die Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit ist enorm. Weltweit sind rund
40% der Bevölkerung übergewichtig. Und in den USA entfallen ganze 21% der
Gesundheitskosten auf die Behandlung von Fettleibigkeit. Aus diesem Grund
hat Bellevue Asset Management im November den Bellevue Obesity Solutions
Fonds aufgelegt, der entlang der gesamten Wertschöpfungskette in die
attraktivsten Firmen investiert.
Die positiven Nachrichten zur Behandlung von Fettleibigkeit hatten aber auch
eine Kehrseite. An den Märkten herrschte Verunsicherung, welche Auswirkungen
für das Geschäft von Medizintechnikfirmen zu erwarten sind. Die Annahme: die
hohen Umsätze mit Geräten zur Überwachung von Diabetes oder mit
Hüftimplantaten infolge von Übergewicht könnten durch die neuen Medikamente
gefährdet werden. Wir gehen davon aus, dass die Wachstumsperspektiven
weiterhin intakt sind. Diabetes ist häufig altersbedingt und nicht nur eine
Konsequenz von Fettleibigkeit. Im Falle von fettleibigen Diabetikern, die
abnehmen, ist eine Optimierung der Insulindosierung ebenso unerlässlich.
Mit Blick auf den Medtechsektor haben sich erste Unternehmen bereits positiv
zu 2024 geäussert, was unsere These der weiteren Erholung der
Operationsvolumen im Jahr 2024 stützt. Die Zulassung und Markteinführung
relevanter neuer Produkte werden für ein anhaltend hohes Umsatzwachstum
sorgen. Beispiele sind TriClip, AVEIR und Libre von Abbott, Farapulse PFA
von Boston Scientific und die nächste Generation des
Da-Vinci-Operationsroboters von Intuitive Surgical. Die neu erlangte
Preissetzungsmacht im niedrigen einstelligen Prozentbereich hält an und die
negativen Auswirkungen der Lieferkettenprobleme laufen aus, was zusätzliches
Margenverbesserungspotenzial verspricht.
Impulsgeber künstliche Intelligenz
Eine besondere Rolle kommt der künstlichen Intelligenz (KI) zu. Besonders
das Gesundheitswesen profitiert in hohem Masse von dem technologischen
Quantensprung, der durch die Veröffentlichung von ChatGPT ausgelöst wurde.
KI könnte zum zentralen Bestandteil der digitalen Medizin werden. Wir sehen
enormes Potenzial in der Beschleunigung der Digitalisierung im
Gesundheitswesen und damit verbunden eine Verbesserung der Diagnostik,
Behandlungsqualität und Verwaltungseffizienz. Zudem ermöglicht die
schnellere Entwicklung und gezieltere Anwendung von Medikamenten neuartige
Behandlungsmethoden.
So ist der weltgrösste Biotechnologiekonzern Amgen davon überzeugt, in der
Medikamentenentwicklung dank dem Einsatz von KI rund 20% der Kosten sparen
zu können. Vor allem in der klinischen Phase II lassen sich bestimmte Muster
bei den Patientenstudien herausfiltern. Dadurch können die Studiendesigns
adaptiert werden, was nebst der Prozessbeschleunigung das Risiko von
klinischen Fehlschlägen senkt.
Fazit
Die Innovationskraft im Gesundheitssektor ist ungebrochen. Das zeigen die
jüngsten kommerziellen Durchbrüche in der Behandlung von Fettleibigkeit und
Diabetes, die Zulassungen von Arzneien gegen Alzheimer und Krebs sowie die
Markteinführung von minimalinvasiven Herzklappen. Gleichzeitig ist der
gesamte Gesundheitssektor in den Industrieländern sowie im asiatischen Raum
historisch niedrig bewertet. Dies dürfte auch die M&A-Aktivitäten wieder ins
Rollen bringen, im Speziellen im Biotechsektor, in welchem Pharmaunternehmen
weiterhin auf externe Innovationen setzen, um ihre Produktportfolios zu
stärken und sich mit weiteren Produktzukäufen gegen drohende Patentabläufe
zu rüsten.
Rückenwind dürfte der Healthcare-Sektor von US-Leitzinssenkungen,
Repositionierungen der Investoren sowie dem guten Umfeld für nichtzyklische
Sektoren infolge getrübter Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft
erhalten. So dürfte der nächste Aufschwung nur eine Frage der Zeit sein.
Dabei verfügen die besonders abgestraften Mid und Small Caps über das
grösste Aufholpotenzial.
Autor: Dr. Cyrill Zimmermann
Dr. Cyrill Zimmermann ist Head of Healthcare Funds & Mandates und Mitglied
der Geschäftsleitung von Bellevue Asset Management. Er gründete Adamant
Biomedical Investments im Jahr 2001 und leitete die Investmentboutique bis
zu ihrer Übernahme durch Bellevue im Jahr 2014. Cyrill Zimmermann hält einen
Doktortitel der Wirtschaftswissenschaften der Universität Zürich.
Kontakt
Bellevue Asset Management AG, Seestrasse 16 / Postfach, 8700
Küsnacht/Zürich,
Tanja Chicherio, Tel. +41 44 267 67 09, tch@bellevue.ch
www.bellevue.ch
Bellevue - Excellence in Specialty Investments
Bellevue ist ein spezialisierter Asset Manager mit den Kernkompetenzen
Healthcare-Strategien, alternative und traditionelle Anlagestrategien, der
an der SIX Swiss Exchange notiert ist. Gegründet 1993, generiert Bellevue
als Haus der Anlageideen mit rund 100 Mitarbeitenden attraktive
Anlageperformances und somit Mehrwert für Kunden sowie Aktionäre. Per Ende
Juni 2023 verwaltete Bellevue Kundenvermögen in Höhe von CHF 8.1 Mrd.
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