Auf Englisch werden diese Produkte häufig mit dem Zusatz „leveraged“ oder kurz „lev“ versehen, der auf die Hebelwirkung hinweist. Diesen Zusatz trägt beispielsweise der LevDAX, der bekannteste gehebelte Aktienindex in Deutschland. Er vollzieht die Bewegung des DAX mit zweifacher Intensität nach. Geht der deutsche Leitindex um ein Prozent nach oben, dann steigt der LevDAX um zwei Prozent - und umgekehrt.

Unter vielen verschiedenen Instrumenten, gehebelt an der Börse zu spekulieren, sind für Privatanleger vor allem ETFs geeignet. Sie verfügen über einen eingebauten Schutz, der zwar nicht vor heftigen Kursbewegungen bewahrt, aber zumindest das Emittentenrisiko eliminiert: ETFs sind Sondervermögen, genauso wie klassische Investmentfonds. Das heißt, dass das von Anlegern eingezahlte Geld vom Kapital des Produktanbieters getrennt ist. Im Falle einer Pleite des ETF-Anbieters fällt es nicht in die Insolvenzmasse, sondern wird ausgesondert.

Dass sich ETFs mit Hebelwirkung vor allem an Privatanleger wenden, zeigt auch die Vorgabe der EU-Richtlinie UCITS: ETFs dürfen maximal mit dem Faktor zwei gehebelt sein. Extremere Multiplikatoren sind anderen Wertpapierprodukten vorbehalten. Diese Beschränkung dient ebenfalls dem Schutz der Anleger. Denn Hebelprodukte sind eine knifflige Angelegenheit. Noch leicht nachzuvollziehen ist, dass ein Investment mit dem Faktor zwei doppelte Chancen ermöglicht und doppelte Risiken birgt. Doch darüber hinaus sorgt die Konstruktion von Hebelprodukten dafür, dass sich mittel- bis langfristig deutliche Verzerrungen ergeben können.

Grund dafür ist, dass die Verdoppelung der Performance auf täglicher Basis erfolgt. Für einzelne Tage entspricht die Hebelwirkung ziemlich exakt dem angegebenen Multiplikator. Betrachtet man jedoch die Gesamtrendite über Monate oder gar Jahre, wird dieser Faktor nicht eingehalten. Eine hundertprozentige Übereinstimmung über längere Zeiträume gibt es nicht. Ein Beispiel: Angenommen, der DAX steigt an einem Tag um zwei Prozent und fällt am nächsten um zwei Prozent. Das ganze wiederholt sich zehnmal. Nach 20 Tagen mit diesem Auf und Ab steht der deutsche Leitindex bei 99,6 Prozent seines Ausgangswert, ein Minus von 0,4 Prozent.

Der LevDAX hingegen steigt und fällt täglich abwechselnd um vier Prozent. Auch hier wiederholt sich die Prozedur zehnmal. Der gehebelte Index notiert dann am Tag 20 bei 98,4 Prozent. Das entspricht einem Verlust von 1,6 Prozent. Obwohl der LevDAX nur zweifach gehebelt ist, hat er sich im beschriebenen Szenario um den Faktor vier verändert. Über längere Zeiträume können die beiden Indizes so immer weiter auseinanderdriften.

Aus diesem Grund sind ETFs mit Hebel nur für kürzere Zeiträume empfehlenswert. Spekulieren lässt sich mit Ihnen gut, und in einem Umfeld deutlich anziehender Kurse versprechen sie einen kräftigen Renditekick. Für die langfristige Geldanlage sind sie jedoch nicht geeignet. Auch unter Kostenaspekten sollten Hebelprodukte nicht dauerhaft eingesetzt werden. Entsprechende Aktien-ETFs verlangen 0,30-0,75 Prozent pro Jahr als Verwaltungsgebühr. Damit sind sie rund dreimal so teuer wie ihre herkömmlichen Pendants. Außerdem erfordern Hebelprodukte eine intensivere Betreuung als die meisten anderen Wertpapiere. Wegen ihrer starken Kursbewegungen ist es angebracht, ihre Entwicklung aufmerksam zu verfolgen. Wichtig ist zudem, dass Investoren planvoll mit den Produkten umgehen. Das Anlageziel sollte klar sein und eine bestimmte, zeitlich begrenzte Idee vorhanden sein.

Unser Rat: Anleger, die ihr Geld gehebelt anlegen, müssen sich der Gefahren bewusst sein: wer mit Multiplikator auf steigende Kurse setzt, wird empfindlich getroffen, wenn die Märkte einbrechen. Hebelprodukte richten sich an sehr risikobewusste, aufgeklärte und eher kurzfristig orientierte Anleger. 

 

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.