Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte in der Corona-Krise ihre bereits sehr expansive Geldpolitik weiter lockern. Sollte dies erforderlich sein, sei die EZB bereit, all ihre Instrumente einzusetzen, sagte die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel der Finanzzeitung "Financial Times". Das Interview wurde am Mittwoch auf der Internetseite der EZB veröffentlicht.

Das Corona-Notprogramm PEPP, unter dem die EZB bis zum Jahresende Wertpapiere über 750 Milliarden Euro kaufen will, könnte sowohl im Umfang als auch in der Zusammensetzung angepasst werden, sagte Schnabel. Ähnlich hatte sich am Dienstag Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau geäußert. Analysten können sich eine Aufstockung des Programms bereits auf der nächsten EZB-Ratssitung am 4. Juni vorstellen. Grund ist das hohe Kauftempo der EZB, weshalb das PEPP-Programm bereits im Herbst ausschöpft sein dürfte.

Eine Ausweitung der Käufe würde laut Schnabel keine Reaktion auf die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts darstellen, sagte Schnabel. Das Gericht hatte in einer einschneidenden Entscheidung von der EZB eine Begründung für ihr Anleihekaufprogramm PSPP verlangt. Ansonsten dürfe die Bundesbank nicht mehr an den Käufen teilnehmen.

Schnabel meint jedoch nicht, dass es so weit kommen wird. "Wir sind in einer Währungsunion, und Deutschland und die Bundesbank sind ein wichtiger Teil davon." Man müsse eine Situation vermeiden, in der eine nationale Zentralbank nicht an den Kaufprogrammen teilnehmen könne./bgf/la/fba

AXC0095 2020-05-27/08:50

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