BÖRSE EXPRESS: Mit dem Fonds 3 Banken Dividenden-­Aktienstrategie setzen Anleger auf ein konzentriertes Portfolio an dividendenstarken Unternehmen mit prognostizierbaren Cash-Flows und nachvollziehbaren Geschäftsmodellen. Stellen sich gleich mehrere Fragen dazu. Was verstehen Sie im Zeiten von Nullzinsen unter starken Dividenden? Ist das eine relative oder absolute Größe?

ROBERT RIEFLER: Starke Dividenden sehen wir mittlerweile klar als relative Größe zu anderweitig erzielbaren Renditen; die Abkehr von absoluten Größen die Dividendenhöhe betreffend erscheint auch sinnvoll, da für uns langfristig Dividendenwachstum und Dividendenkontinuität tendenziell die wichtigeren Messgrößen sind.

 

BÖRSE EXPRESS: Prognostizierbare Cash-flows – das sagt sich so leicht, war aber wohl z.B. Anfang 2020 mit dem Ausbruch von Corona eine schwierige Sache. Hat sich Ihr Blick auf prognostizierbare Cash-flows verändert was gleichzeitig für den Punkt ‚Nachvollziehbare Geschäftsmodelle‘ gilt. Sind heute für Sie andere Geschäftsmodelle nachvollziehbar als vor Corona? Was ist ein nachvollziehbares Geschäftsmodell?

ROBERT RIEFLER: Natürlich geht man bei prognostizierbaren Cash-Flows immer von einem „klassischen“ Jahr aus und dem, was unmittelbar bezüglich Wachstum und Wettbewerbssituation zu erwarten ist – 2020 war insofern ein klassischer Ausreißer was jegliches Modelldenken betrifft; interessant ist in dem Zusammenhang, dass es doch eine überraschend große Anzahl an Unternehmen gab, die auch 2020 operativ relativ stabile Entwicklungen aufzeigten – beispielsweise im Versorger- oder Gesundheitssektor. Die wesentliche Erkenntnis die verschiedenen Geschäftsmodelle betreffend muss sicher sein, dass die Mehrheit des Unternehmenssektors noch wesentlich robuster ist als vor der Krise angenommen; nachvollziehbar ist ein Geschäftsmodell für uns im Wesentlichen dann, wenn die ausschlaggebenden Einflussfaktoren den Unternehmenserfolg betreffend verständlich erscheinen. Das ist jedoch wiederum von Branche zu Branche unterschiedlich – während bei Versorgern beispielsweise Regulatorien und erneuerbare Technologien eine Rolle spielen, sind bei vielen Industrieunternehmen sowohl die Konjunktur, die jeweilige Wettbewerbssituation, und ebenfalls technologische Veränderungen ausschlaggebend.

 

BÖRSE EXPRESS: Ihr Portfolio weist derzeit einen US-Anteil von weniger als 40 Prozent auf. Ist das reiner Zufall, da Sie Ihre Portfolio-Positionen unabhängig vom Sitz auswählen, oder sind Sie leichter Skeptiker für den US-Markt, da dieser doch deutlich weniger gewichtet ist, als er in einem reinem MSCI-Portfolio wäre? Gleiches gilt für Branchen – ergibt sich deren Portfoliozusammensetzung rein zufällig oder steckt ein gewisser Masterplan dahinter?

ROBERT RIEFLER: Wir haben beim Management des 3 Banken Dividenden-Aktienstrategie immer darauf geachtet, überwiegend in bekannte Unternehmen zu investieren, zu denen unsere Kunden optimalerweise einen Bezug herstellen können und nachvollziehen können warum wir uns beteiligen wollen, was tendenziell für einen europäischen Schwerpunkt spricht. Zudem muss man beachten, dass ja langfristig die geografischen Märkte, in denen Erträge erwirtschaftet werden, wesentlich wichtiger für den Unternehmenserfolg sind als rein die Örtlichkeit der Firmenzentrale; die französisch-italienische EssilorLuxxotica beispielsweise erzielt einen wesentlich größeren Teil des Ergebnisses in den Vereinigten Staaten als etwa McDonalds oder Coca-Cola.

 

BÖRSE EXPRESS: Derzeit weist das Portfolio 50 Werte mit einer in etwa Gleichgewichtung der Positionen auf. Ist beides gewollt oder eine Momentaufnahme? Und wenn gleichgewichtet ein Ziel ist, wann findet das immer statt?

ROBERT RIEFLER: Die 50 Titel sind bewusst gewollt und sicher längerfristig Teil des Gesamtkonzepts; prinzipiell sehen wir die Gleichgewichtung nicht sehr streng, weshalb leichte Abweichungen von jeweils 2 Prozent möglich sind.

 

BÖRSE EXPRESS: Geben Sie ein wenig Einblick in das Wie Sie die Aktien fürs Portfolio auswählen?

ROBERT RIEFLER: Prinzipiell überwiegen bei uns bottom-up Sichtweisen; während die fundamentale Sichtweise früher stärker auf die Analyse der Bilanzrelationen konzentriert war, spielt mittlerweile die fundamentale Analyse der Wachstumsmöglichkeiten und oft auch der Entwicklung der Wettbewerbsposition eine entscheidende Rolle; darüber hinaus achten wir stark darauf, regulatorische Themen wie auch die Möglichkeiten der Notenbanken nicht zu unterschätzen.

 

BÖRSE EXPRESS: Zuletzt wurde das Österreichische Umweltzeichen verliehen. Welche Einschränkung ergibt sich damit für Sie bzw. mögliche Portfolio-Positionen? Und was heißt dieses Umweltzeichen in der Praxis für Anleger? Wenn ich mir die Einzelteile des Portfolios ansehe, würde ich weniger als eine Handvoll an Unternehmen, die ich sofort mit z.B. grüner Energieerzeugung in Verbindung bringe, wie führe ich aber gedanklich das Umweltzeichen mit Titeln wie Coca-Cola oder Pepsi zusammen? Oder denke ich einfach zu ‚grün‘ bei einem Label wie dem Umweltzeichen?

ROBERT RIEFLER: Bei vielen Anbietern von Nachhaltigkeitssiegeln spiegeln beispielsweise Best-in-Class Überlegungen eine wesentliche Rolle – dabei geht es vor allem darum, wie groß die Anstrengungen eines Unternehmens im Vergleich zum Wettbewerb sind; die Beispiele Coca Cola und Pepsi sind insofern argumentierbar, als dass sie zu jenen Unternehmen zählen, die innerhalb ihrer Branche die größten Anstrengungen unternehmen, nachhaltig zu wirtschaften.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie dürfen bis zu 49 Prozent des Portfolios zu Absicherungszwecken mit derivativen Finanzinstrumenten einsetzen. Wie hoch ist dieser Anteil aktuell und warum? Sprich sind Sie für die Märkte und Ihre Portfolio-Titel uneingeschränkt bullish, oder gibt es Gründe für eine gewisse Vorsicht?

ROBERT RIEFLER: Aktuell ist der Fonds mit Derivaten nicht abgesichert; Risiken sind auch aktuell wieder klar erkennbar, aber so lange die derzeitigen Rahmenbedingungen gegeben sind – unterstützende Notenbanken, steigende Inflationszahlen, solide Gewinnentwicklungen – überwiegen die Gründe für eine weitere Vollinvestition.

 

BÖRSE EXPRESS: Zuletzt sahen wir wie Sie erwähnten anziehende Inflationsraten. Ist das für Sie eine eher nachhaltige Sache und hat das Auswirkungen auf die Portfoliozusammensetzung?

ROBERT RIEFLER: Wie nachhaltig die steigenden Inflationszahlen sind, ist mit Sicherheit jene Frage, die am Finanzmarkt am stärksten diskutiert wird und am wenigsten klar ist. Wir haben entsprechend ebenfalls das Fondsportfolio durchleuchtet und die Anfälligkeit für erhöhte Inflationsraten auf ein Minimum reduziert.

 

BÖRSE EXPRESS: Was war Ihr jüngster Zu- und was ein Verkauf? Und warum?

ROBERT RIEFLER: Wir haben uns zuletzt von der in Singapur ansässigen DBS Group aufgrund der möglichen Konjunkturabschwächung im chinesischen und asiatischen Raum getrennt und stattdessen in die amerikanische UPS investiert. Grund dafür ist, dass vieles dafür spricht, dass die aktuell herausfordernde Situation die globale Logistiksituation betreffend – von der sowohl UPS wie auch die Deutsche Post erheblich profitieren – wesentlich länger andauern dürfte als bisher gedacht.

 

BÖRSE EXPRESS: Den 3 Banken Dividenden-Aktienstrategie sollte ich lieber heute als morgen kaufen, da …

ROBERT RIEFLER: ... die aktuelle Marktvolatilität tatsächlich eine „gesunde Korrektur“ darstellen könnte – und oben genannte Gründe für weiter steigende Märkte sprechen dürften. 

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